Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Vielleicht ist die Rosa ja einmal ganz verrückt gewesen nach dem James - oder ist es immer noch.

    Genau so sehe ich das auch. Sie ist schon eine äußerst mysteriöse Person und da bekommen wir bestimmt noch Informationen von Herrn Dickens.

    Was macht eine 15-jährige, die nicht weiter zur Schule gehen möchte? Sehr richtig, sie erlernt einen Beruf. Das kann ja selbst für wenig Hellsichtige keine sooo große Überraschung sein.
    Und bis 19 sollte man auch imstande sein, sich für einen Lehrberuf entschieden und diesen zu einem Abschluss gebracht zu haben.

    Das ist die Idealvorstellung, aber nicht alle jungen Menschen haben die gleichen Lebensentwürfe und Vorstellungen. Wenn ich erzählen würde, was ich so alles
    mit 16 -19 angestellt habe wärest du wahrscheinlich völlig entsetzt. Da macht man dann halt ein paar schlechte Erfahrungen, kämpft sich durch, leidet, lernt und
    das Ganze dauert manchmal halt etwas länger. Im Rückblick betrachte ich diese Zeit auch nicht als verloren. Eher im Gegenteil.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Ich muss mich nun doch offiziell von der MLR verabschieden :winken:
    Ich habe letzte Woche einen neuen Job angefangen, und die Einarbeitung nimmt ordentlich Zeit in Anspruch. Ich werde den Roman sicherlich weiterlesen, aber zum Schreiben meiner Eindrücke komme ich sicherlich nicht so leicht. Schade, denn Ihr seid eine tolle Truppe, mit der ich gerne die Geschichte erkundet hätte, aber nächstes Jahr vielleicht mit einem anderen Dickens... Viel Spass noch!

  • Ich muss mich nun doch offiziell von der MLR verabschieden

    Schade, aber Beruf geht vor. Nach dieser schönen MLR bin ich mir aber recht sicher, dass dies nicht der letzte Dickens war den wir lesen.
    Da kommt noch was............... :wink::study:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Und bis 19 sollte man auch imstande sein, sich für einen Lehrberuf entschieden und diesen zu einem Abschluss gebracht zu haben.

    Oh Sylli, heute hast Du aber Deinen gestrengen Tag ... Ich kann Dir nur sagen, dass mir
    durch unsere Kinder nichts Menschliches mehr fremd ist...

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich muss mich nun doch offiziell von der MLR verabschieden

    Ach je, das finde ich aber schade.
    Ich habe Dich schon vermisst :cry:
    Und wenn wir langsamer machen mit der Lektüre ...?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Vielleicht ist die Rosa ja einmal ganz verrückt gewesen nach dem James - oder ist es immer noch.

    Du machst das schon ganz gut, mit dem Spekulieren :wink:
    Aber Miss Dartle ist doch um einiges älter als der Jungspund Steerforth?
    Obwohl - das wäre ja auch ein nettes Thema - er hatte vielleicht eine
    Beziehung mit ihr - und dann nimmt sie diese Stellung an und sie trifft der Schlag, als sie den
    Sohn sieht - er hat sie bestimmt angelogen und sich ihr damals unter einem falschen Namen
    angenähert, der Hallodri, der üblichte?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • aber nicht alle jungen Menschen haben die gleichen Lebensentwürfe und Vorstellungen.

    Na gut, ich bin altmodisch, das stimmt, aber wenn ich keine Entwürfe und Vorstellungen erkennen kann, außer den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen, dann ist mit mir nicht mehr gut Kirschen essen.
    Schließlich sind diese jungen Leute sehr konservativ mit Hausbau, Urlaub fahren und dgl Freuden. Das Geld dazu muss aber verdient werden, da hilft alles nichts. Und einen Partner arbeiten zu lassen, während der andere im Kaffeehaus sitzt, das geht einfach nicht. Mein Stiefsohn sieht diesem Treiben tatenlos zu, das ärgert mich am allermeisten. Der lieben Frau hätte ich schon mal kräftig Feuer gemacht unter dem Allerwertesten.

    Ich muss mich nun doch offiziell von der MLR verabschieden

    Das finde ich sehr schade, ... :cry:

    Ich habe letzte Woche einen neuen Job angefangen, und die Einarbeitung nimmt ordentlich Zeit in Anspruch

    ... aber damit hast Du den Kopf dann wohl doch zu voll. Alles Liebe und Gute für den Neustart. :friends:

    denn Ihr seid eine tolle Truppe, mit der ich gerne die Geschichte erkundet hätte, aber nächstes Jahr vielleicht mit einem anderen Dickens...

    Gerne doch!

    Nach dieser schönen MLR bin ich mir aber recht sicher, dass dies nicht der letzte Dickens war den wir lesen.

    Vielleicht sollten wir überhaupt eine jährliche Klassiker-MLR ins Leben rufen.

    Oh Sylli, heute hast Du aber Deinen gestrengen Tag

    Da bin ich immer streng. Die Basis muss stimmen, sonst ist der Lebenskampf zu zermürbend, wenn man kein sicheres berufliches Standbein hat und jeden Euro zehnmal umdrehen muss. Das mindert doch die Lebensqualität und ist auch für die Erziehung eines Kindes keine gute Voraussetzung.

    Ich kann Dir nur sagen, dass mir
    durch unsere Kinder nichts Menschliches mehr fremd ist...

    Das ist zwar tröstlich, Du Liebe, :friends: aber mit diesem Mädchen kann sich ein junger Mann doch nichts aufbauen und keine Zukunft gestalten.

    Und wenn wir langsamer machen mit der Lektüre ...?

    Noch langsamer? Dann käme uns aber schon bald ein anderer Charles in die Quere, nämlich der Charles C. Mann mit dem Kolumbus und seinem Erbe.

    Du machst das schon ganz gut, mit dem Spekulieren

    Gell? Bin sehr lernfreudig, aber nicht immer willig. :P

    Aber Miss Dartle ist doch um einiges älter als der Jungspund Steerforth?

    Jaaaa, das hätte ich mir auch gedacht und hab es zu erwähnen vergessen (wenn ich mir keine Notizen mache, ist das nichts mehr in meinem Alter).

    Obwohl - das wäre ja auch ein nettes Thema

    Ein sehr verruchtes noch dazu. Vielleicht war ja die Rosa die Verführerin, und hat den armen James erst auf dumme Gedanken gebracht.

  • Ich muss mich nun doch offiziell von der MLR verabschieden

    wie schade :cry: Du wirst mir hier in unserer illustren Runde fehlen, aber das reale Leben, sprich Beruf, hat nunmal Vorrang. Viel Spaß und Erfolg in der neuen Stelle. :)

    Vielleicht sollten wir überhaupt eine jährliche Klassiker-MLR ins Leben rufen.

    haben wir doch längst :totlach: letztes Jahr war es "Great Expectations", das Jahr davor "Bleak House" und sämtliche Austen-Romane haben wir hier auch in Leserunden gelesen :winken: @Studentine
    Ich würde Dir übrigens "Northanger Abbey" empfehlen, ich hab mich köstlich amüsiert :loool:

  • Echt ? :shock: Also bissig und zynisch ist bei mir definitiv was Anderes :loool:


    ...


    So, bin schon wieder weg :winken:

    Besser hat es @Kiya noch aus gedrückt mit Austens "spitzer Zunge", die es auch ganz gut in sich hat. :twisted:
    Und so schnell musst du gar nicht wieder weg sein. :friends:

    ich habe mir gerade "Northanger Abbey" als Hörbuch (Eva Mattes) angehört und
    habe keine Plapperei in Erinnerung, sondern Witz und auch Boshaftigkeit. Und Menschenkenntnis.
    Aber nicht so messerscharf wie unser Dickens!

    Ich denke, Jane Austen geht da etwas subtiler und feinsinniger ran. Sie als nicht berufstätige Frau konnte ja eher nur das Gehabe und Getue auf dem Gesellschaftsparkett aufs Korn nehmen, während Dickens vermutlich viel mehr von der (Berufs-)Welt gesehen und erlebt hat und sich als Mann vermutlich auch eher auslassen kann...Sind aber alles von meiner Seite aus nur Vermutungen, da ich bisher weder meine Austen-Biographie noch eine Dickens-Biographie gelesen habe. 8-[

    Also Leute, ich verspeise meinen Hut, wenn zwischen Rosa und Steerforth nicht eine Verbindung bestanden hat. Wahrscheinlich hat er auf seine übliche Art und
    Weise gehandelt, sie benutzt und als er ihrer müde wurde einfach fallen gelassen. Gut, das ist auch im Bereich der Spekulation, aber klar ist, dass sie Gefühle
    für ihn hat.

    Na das glaube ich aber auch...trotz des vielen Rumgeeiers von Rosa dachte ich irgendwann auch, ob da nicht mehr im Busch ist zwischen den beiden. :twisted: Vielleicht hat sie mal mit ihm angebandelt und war erst die erfahrenere Lehrerin, die dann in ein Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem jungen Schüler gerät, der dies dann gnadenlos ausnutzt... Oder ist Dickens doch reiner als unsere anzüglichen Vermutungen? :twisted::loool:

    Seither beklage ich mich nie mehr über meinen Arbeitgeber, der einfach der beste im Lande ist.

    Das ist eine gute Lebenseinstellung. :thumleft: Ich denke auch, dass man, auch wenn man vielleicht mal mit etwas hadert, sich vor Augen halten sollte, wie viel schlimmer es anderen geht und dass man es doch gar nicht so schlecht hat. (klappt bei mir auch nicht immer, aber ich versuche es :-, )

    Vielleicht ärgert Dich, dass sie, auch ohne sich groß anzustrengen, ganz gut leben.
    Mich ärgert das nämlich auch, aber in der Gegenwart, bei Leuten, die alle Schlupflöcher bei den Ämtern kennen, vom Staat alles rausholen was nur geht, ohne selber einen Finger krumm zu machen. Und nicht mal ein schlechtes Gewissen bei dieser Lebensplanung haben

    Oh ja, solches Verhalten kenne ich auch. :roll: Und dann noch meckern, weil man dem Amt alles offen legen muss, während es andere vermeintlich einfach so in den Allerwertesten geschoben bekommen. :wuetend: Wie wäre es, sich mal zu überlegen, dass diejenigen die arbeiten, dieses soziale Netz mit ihren Steuergeldern finanzieren? Oder vielleicht einfach dankbar zu sein, dass es in Deutschland ein relativ gutes soziales Netz gibt, dass einen auch in Notsituationen auffängt - davon würden die Menschen in anderen Ländern doch einfach nur träumen. Egal, nicht allzu sehr darüber aufregen...bringt eh nichts. :loool:

    Ihr seid eine tolle Truppe, mit der ich gerne die Geschichte erkundet hätte, aber nächstes Jahr vielleicht mit einem anderen Dickens... Viel Spass noch!

    Schade, dass du nun aussteigen musst, aber neuer Job geht definitiv vor. Viel Erfolg wünsche ich dir. :thumleft: Und ich freue mich schon auf die nächste gemeinsame Dickens-MLR. :friends:

    Oh Sylli, heute hast Du aber Deinen gestrengen Tag ... Ich kann Dir nur sagen, dass mirdurch unsere Kinder nichts Menschliches mehr fremd ist...

    :totlach: Und da sage einer, Dickens wäre zynisch...oder werden wir in der MLR immer zynischer?...oder macht es doch unser stetig fortschreitendes Alter???...oder das Leben und die (Berufs-)Erfahrung???? :twisted:

    Und einen Partner arbeiten zu lassen, während der andere im Kaffeehaus sitzt, das geht einfach nicht. Mein Stiefsohn sieht diesem Treiben tatenlos zu, das ärgert mich am allermeisten.

    Ui, das erinnert mich an einen Mitarbeiter, der letztens nach mehr Gehalt gefragt hatte, weil er ja schließlich seine studierende Freundin durchfüttern müsse ?(:scratch::-k#-o](*,) ...äh....was bitte???..wie wäre es, wenn die junge Dame ihre Familie fragt? Oder Bafög beantragt? oder sich einfach einen Job neben dem Studium sucht und schon mal ein wenig tut für ihren Lebensunterhalt, wie es hundert tausend andere Studenten auch machen??? Arbeit hat noch keinem etwas geschadet, oder? :roll:

    Vielleicht sollten wir überhaupt eine jährliche Klassiker-MLR ins Leben rufen.

    Oh ja, da wäre ich gern dabei. Aber wir haben ja erst einmal noch etliche Dickense auf der Uhr. :lol:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Bin zwar müde, aber ein paar Kommentare muss ich heut Abend doch noch abgeben ehe das Bett zu laut ruft :)

    nutzt Rosa Dartle die Gelegenheit David auszufragen. Offensichtlich wissen beide Damen nicht was
    Steerforth in letzter Zeit so getrieben hat. Jetzt will Rosa wissen, was Steerforth so treibt und die Art und Weise wie sie David förmlich verhört lässt ahnen,
    dass Rosa ein sehr spezielles Interesse daran hat.

    Ist Euch aufgefallen, wie direkt sie dabei wird? Wie sie nach und nach ihre typische Fragestellungen vernachlässigt und ganz konkret wird? Ich hab das Gefühl, dass es sie am meisten irritierte, dass auch David überhaupt nichts wusste. Natürlich teile ich Eure Spekulation in Bezug auf den Grund der Fragerei :loool:

    Also Leute, ich verspeise meinen Hut, wenn zwischen Rosa und Steerforth nicht eine Verbindung bestanden hat. Wahrscheinlich hat er auf seine übliche Art und
    Weise gehandelt, sie benutzt und als er ihrer müde wurde einfach fallen gelassen. Gut, das ist auch im Bereich der Spekulation, aber klar ist, dass sie Gefühle
    für ihn hat.

    Ich denke, Du wirst deinen Hut noch behalten dürfen - GsD, der schmeckt bestimmt nicht so gut 8) Klar hat sie Gefühle für ihn. Ich finde, das wird besonders deutlich beim Essen, als Steerforth all seinen Charme aufbietet um sie zu besänftigen und sie sich gleichzeitig und offensichtlich über sich selbst ärgert, dass sie diesem Charme erliegt. Auch das nehme ich als Zeichen dafür, dass zwischen den beiden mal irgendetwas vorgefallen ist - denn warum sonst sollte sie sich über sich selbst ärgern.
    Und nach der Szene nach dem Lied besteht daran ja wohl auch gar kein Zweifel mehr - diese heftige Reaktion kann nicht nur durch unerfüllte Liebessehnsucht ausgelöst worden sein. Da muss mehr dahinterstecken, nicht nur Mrs. Steerforths Andeutung, dass sie immer schwieriger würde.

    Steerforth gelingt es zwar sie später wieder zu beruhigen, aber es bleibt ein ungutes Gefühl zurück.

    Rosa kehrt doch gar nicht mehr zurück? :-k?(

    Dann eine Szene, die schon ein deutlicher Hinweis auf die Zukunft ist. Die Freundschaft der beiden scheint kein gutes Ende zu finden.
    Dickens verschafft dem Leser durch seine Andeutungen und Hinweise, durch den Aufbau von Rätseln und Geheimnissen den Antrieb sich selbst Gedanken über die weiteren
    Ereignisse zu machen, zu rätseln und nicht zuletzt zu spekulieren. Was steckt hinter Rosas Gefühlsausbrüchen? Wie endet die Freundschaft von David und Steerforth und vor
    allem, warum endet sie?

    Ich fand, das wurde auch schon kurz vorher angedeutet durch Steerforths Verhalten beim Abschied, als er David das Versprechen abnimmt, immer gut von ihm zu denken. Warum sagt er das? Was hat er aktuell getan, dass er davon ausgeht, dass das gute Verhältnis, die Freundschaft zwischen David und ihm vergehen und er in Davids Ansehen sinken wird?

    Der Eklat zwischen Steerforth und Miss Dartle ist merkwürdig, und in einem der Folgekapitel wird ihr Verhalten nochmals merkwürdig, auch in Bezug auf Steerforth.

    Das Folgekapitel hab ich noch nicht gelesen, aber Rosa ist schon schräg - aber irgendwie schön schräg :loool:

    Welche Verbindung soll denn bestanden haben? Schließlich lebt sie ja bei seiner Mutter, ist ihm also ständig nahe?

    Wenn ich das richtig gelesen habe, ist sie erst seit drei Jahren dauerhaft bei seiner Mutter - was davor war, wo sie lebte, was sie tat, das wissen wir nicht. :-k

    Dickens Erzähltechnik mit den vielen schnell auftretenden Figuren, seinem Spannungsaufbau etc. liegt wohl darin begründet, dass der Roman
    zunächst in Fortsetzungen erschien, @Kiya oder @Studentine haben darauf hingewiesen.

    Ich glaube, all seine Romane sind erst als Serials in der Zeitung erschienen, für die er selbst arbeitete. Und erst nachdem das letzte Kapitel veröffentlicht war, wurde das Buch als ganzes herausgegeben.

    Er dürfte als fleißiger und treuer junger Mann auch für die zeitgenössischen Leser ein Sympathieträger gewesen sein. Und ich empfinde ihn gar nicht als so bemitleidenswert - er hatte keinen leichten Start, aber es scheint ihm doch langsam, aber stetig zu gelingen, sich einen Platz in der Welt zu erobern. Immerhin hat er es schon fast bis zur Advokatur gebracht

    Ja, vermutlich war er schon immer ein Sympathieträger. Aber irgendwie bin ich nicht ganz so optimistisch, was seine Zukunft angeht 8-[

    Aber Miss Dartle ist doch um einiges älter als der Jungspund Steerforth?
    Obwohl - das wäre ja auch ein nettes Thema - er hatte vielleicht eine
    Beziehung mit ihr -

    hm, wie alt ist sie? Älter schon, aber sie haben ja wohl schon als Kinder zusammen gespielt - also sooo viel älter kann sie eigentlich nicht sein :scratch:

    Sie als nicht berufstätige Frau konnte ja eher nur das Gehabe und Getue auf dem Gesellschaftsparkett aufs Korn nehmen, während Dickens vermutlich viel mehr von der (Berufs-)Welt gesehen und erlebt hat und sich als Mann vermutlich auch eher auslassen kann...

    Austen war viel eingeschränkter als Dickens. Es beginnt mit dem Geschlecht und endet mit der Abhängigkeit von ihrem Bruder, da sie selbst ja kein Geld hatte. Und als Frau konnte sie damals schlecht einfach mal so öffentlich auftreten, weshalb auch ihre Bücher unter dem Pseudonym "by a lady" veröffentlicht wurden. Sie ist stiller in ihrer Art, hat nicht Dickens Humor, Slapstick-Szenen finden sich bei ihr nicht. Aber sie beschreibt mit hervorragender Menschenkenntnis die leisen Zwischentöne der Gesellschaft, v.a. der Schicht, in der sie sich selbst bewegte. Etwas anderes kannte sie ja auch nicht, da sie sehr zurückgezogen lebte.

    oder macht es doch unser stetig fortschreitendes Alter???..

    sagt hier wer, Du Jungspund :loool::friends:

    Hast du eigentlich schon Virginia Woolf gelesen?

    nein, da bin ich noch ein total unbeschriebenes Blatt O:-)

  • Austen war viel eingeschränkter als Dickens. Es beginnt mit dem Geschlecht und endet mit der Abhängigkeit von ihrem Bruder, da sie selbst ja kein Geld hatte. Und als Frau konnte sie damals schlecht einfach mal so öffentlich auftreten, weshalb auch ihre Bücher unter dem Pseudonym "by a lady" veröffentlicht wurden. Sie ist stiller in ihrer Art, hat nicht Dickens Humor, Slapstick-Szenen finden sich bei ihr nicht. Aber sie beschreibt mit hervorragender Menschenkenntnis die leisen Zwischentöne der Gesellschaft, v.a. der Schicht, in der sie sich selbst bewegte. Etwas anderes kannte sie ja auch nicht, da sie sehr zurückgezogen lebte.

    Ich merke, ich muss demnächst mal meine Austen-Biographie lesen. :lechz: Aber irgendwie hatte ich auch so im Gefühl, dass die gute Jane nicht ganz so viel Freiraum wie Mr. Dickens hatte und dennoch etwas richtig, richtig Gutes daraus gemacht hat. :pray:

    sagt hier wer, Du Jungspund

    :totlach: Hach...das geht ja runter wie Öl. :friends::love::drunken: Davon möchte (brauche :loool: ) ich mehr im November, wenn ein neuerlicher runder Geburtstag droht. :pale::roll::anstossen:

    nein, da bin ich noch ein total unbeschriebenes Blatt

    Ich auch....also würde ich mich total freuen, wenn wir uns ganz unverbindlich und stressfrei für irgendwann zum gemeinsamen Lesen von Virginia Woolf verabreden. :lol: Aber vorher freue ich mich auf die ganzen Dickens-Romane, die ich alle noch nicht kenne. :lechz:

    Liebe Grüße,
    Tine


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  • Rosa kehrt doch gar nicht mehr zurück?

    Stimmt, das war vorher, als er die schlechte Stimmung durch seinen unwiderstehlichen Charme :roll: wieder in Ordnung bringt.

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    William Shakespeare


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  • Warum sagt er das? Was hat er aktuell getan, dass er davon ausgeht, dass das gute Verhältnis, die Freundschaft zwischen David und ihm vergehen und er in Davids Ansehen sinken wird?

    Seine Abwesenheiten werden ihren Grund haben und vielleicht weiß er, dass seine Handlungen (was immer es ist) einen Schatten auf die Freundschaft legen werden.
    Auf jeden Fall eine für ihn sehr ungewöhnliche Aussage. Steerforth macht sich Sorgen. Klingt fast so als wäre ihm diese Freundschaft doch etwas wert.

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  • Klingt fast so als wäre ihm diese Freundschaft doch etwas wert.

    Daran habe ich nie gezweifelt. Ich habe neben seinem großspurigen und rücksichtslosen Verhalten auch eine andere Seite an ihm wahrgenomen. Eine Seite, die sich nach Freundschaft und Zugehörigkeit sehnt. Manchmal kam es mir so vor, als wüsste er einfach nicht, wie man es anstellt, ein loyaler, zugewandter Freund zu sein. Die Beziehung zu seiner Mutter scheint ja auch etwas merkwürdig zu sein. Wer weiß, was da in seiner Entwicklung alles auf der Strecke geblieben ist (was ich nicht als Entschuldigung ansehe). Er hat sich bisher immer auf sein gutes Aussehen und seine oberflächlich charmante Art verlassen können, und meist reichte das ja auch. Kritisch wird so eine Einstellung dann, wenn man sich nach etwas mehr Tiefe und Verlässlichkeit im Leben sehnt. Wisst ihr noch, wie er ganz am Anfang von David wissen wollte, ob er eine Schwester hat? Ich schätze, dass er die menschlichen Werte, die ihm selbst fehlen, bei David erkannt hat und deshalb an einer "Freundschaft" zu ihm interessiert war. Da der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, wäre ihm eine Schwester da natürlich gerade recht gekommen. Wenn unsere Vermutungen stimmen, was ihn und Emly angeht, dann ist die Rechnung für ihn ja doch noch aufgegangen... :-,

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Steerforth macht sich Sorgen. Klingt fast so als wäre ihm diese Freundschaft doch etwas wert.

    Dieses Gefühl habe ich auch, so ganz egal ist ihm der David nicht.

    Ich habe neben seinem großspurigen und rücksichtslosen Verhalten auch eine andere Seite an ihm wahrgenomen. Eine Seite, die sich nach Freundschaft und Zugehörigkeit sehnt.

    Das hast Du alles sehr schön ausgedrückt in Deinem Beitrag. Ich denke auch, dass es diese Seite wohl in jedem Menschen gibt. Vielleicht tritt sie bei James Steerforth nie zutage, das wird sich noch zeigen, aber vorhanden ist sie gewiss, obwohl er wie ein charmanter Schwerenöter auftritt.
    Und wie Du ja geschrieben hast, wäre es gut möglich, dass er unbewusst in David all das entdeckt hat, wonach er sich sehnt.

  • Ich schreibe dann mal, mit Verlaub, etwas zu den beiden nächsten Kapiteln. Die lassen sich ja recht gut zusammenfassen, beide handeln von Verlust.
    Endlich kommt David in Yarmouth an, und trotz der ernsten Situation musste ich lachen als Mr. Omer zu David sagt, er rauche nur wegen seines Asthmas. Hustet wie eine alte Dampflok und meint, dass der Tabakqualm helfe. Außerdem bedauert er sein Los, dass er als Leichenbestatter ja bei den Kranken nicht anfragen könne, wie es ihnen gehe. Die Situationskomik hat Dickens wieder sehr gut getroffen, finde ich.
    Im Haus des Sterbenden herrscht natürlich eine ernste und traurige Stimmung, wobei auffällt, dass sich Em'ly besonders eng an ihren Onkel hält und nicht mit Ham nach Hause gehen möchte. "Barkis will" - so schließt sich der Kreis.
    Im nächsten Kapitel wird der Verlust noch größer, und wahrscheinlich haben wir alle auch in die richtige Richtung gedacht. Anfangs fand ich Szene wieder so witzig, als David sich mit Barkis Nachlass befasst, und ganz verwundert ist, dass er so viel von der Sache versteht.
    Nach dem Begräbnis beginnt sich die Stimmung zu verändern, David überfällt plötzlich eine düstere Ahnung. Berührend war doch auch die Szene als Peggotty abends das Licht ins Fenster stellt, wenn Em'ly heimkommt. Das soll auch so bleiben, wenn sie verheiratet ist und nicht mehr hier wohnt. Eine schöne, tröstliche Geste.
    Schließlich gerät alles ins Wanken, als Ham mit Em'lys Brief kommt. Nun ist sie also fort, die kleine Em'ly, und will nur als Steerforthts Gattin wiederkehren. Ob ihre Träume in Erfüllung gehen werden? Ich denke nicht, dass daran irgendjemand glaubt. Und für den armen Ham ist die Situation gewiss besonders demütigend.

  • dass er als Leichenbestatter ja bei den Kranken nicht anfragen könne, wie es ihnen gehe.

    Ja, ist das nicht witzig - makaber?!
    Genau so makaber fand ich auch, wie Mr. Barkis Lage beschrieben wird: seine kleine Schatztruhe geht ihm über alles, aber sogar er
    konnte sie nicht mitnehmen.... Und seinen Abschied von der Welt: "Barkis ist willens" - also das hat mich schon berührt. Sehr elegisch.


    Kapitel 31
    Auf der Rückfahrt vom Begräbnis (wie traulich Herr Barkis wohl neben Davids Elzern liegt!) ahnt David schon Schlimmes: er sieht eine
    dunkle Wolke über der Stadt schweben.


    Und wie wichtig sich David macht als Testamentsvollstrecker - fast ein bisschen peinlich!


    Peggottys Reaktion auf Emilies Durchbrennen ist sehr großzügig, finde ich. Emily ist ja nun ein "gefallenes Mädchen", aber er verzeiht ihr.
    Das ist tröstlich. Aber dass er sie nun auf der ganzen Welt suchen will, ist ein bisschen naiv. Wie soll das denn gehen?
    Schade, dass er mich nicht fragen kann: Ich denke, Emily ist mit Steerforths Klipper auf dem Weg nach Indien. Dort fahren in dem Roman ja alle hin.
    Und da fällt mir ein, dass auch Familie Micawber nach Indien gehen könnte :-)

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Peggottys Reaktion auf Emilies Durchbrennen ist sehr großzügig,

    Ehrlich gesagt, hätte ich mir auch eine heftigere Reaktion erwartet, aber Peggotty hat eben ein sehr großes Herz für die kleine Em'ly.

    Aber dass er sie nun auf der ganzen Welt suchen will, ist ein bisschen naiv. Wie soll das denn gehen?

    Das frage ich mich auch. Irgendeinen Hinweis müsste er schon noch bekommen, ehe er sich auf den Weg macht.

    Emily ist mit Steerforths Klipper auf dem Weg nach Indien.

    Die werden wohl zumindest in Europa bleiben. Was sollen sie denn in Indien machen? Und wieso willst Du die Micawber gleich hinterherschicken? Aber die könnten, wenn ich mir das näher überlege, dort wenigstens nicht schlechter durchkommen als in der Heimat. Wahrscheinlich schaffen die das überall auf Gottes weiter Erde.

  • Und für den armen Ham ist die Situation gewiss besonders demütigend.

    Ham hat ab sofort einen riesigen Stein bei mir im Brett. Ich fand seine Haltung absolut bewunderswert. Für ihn bricht eine Welt zusammen und dennoch verteufelt er Emily nicht. Daran sieht man, wie sehr er sie liebt und was für ein grundanständiger Kerl er ist. :applause:


    Ehrlich gesagt, hätte ich mir auch eine heftigere Reaktion erwartet, aber Peggotty hat eben ein sehr großes Herz für die kleine Em'ly.

    Ich kann seine Reaktion gut verstehen. Er liebt Emily wie eine Tochter und sieht in ihr ein Opfer. Auch für ihn bricht mit ihrem Verschwinden eine Welt zusammen, deshalb...

    Aber dass er sie nun auf der ganzen Welt suchen will, ist ein bisschen naiv. Wie soll das denn gehen?

    ... kann er gar nicht anders, als blindlings aufzubrechen, um sie zu suchen. Das ist wie ein Ventil für ihn und seine Art mit der eigenen Traurigleit und Ohnmacht umzugehen.

    Und da fällt mir ein, dass auch Familie Micawber nach Indien gehen könnte :-)

    Tolle Idee, bin ganz deiner Meinung! :mrgreen::totlach:


    Ganz bemerkenswert finde ich, zu welcher Höchstform Mrs. Gummidge in dem allgemeinen Chaos nach Emilys Verschwinden aufläuft. Ihre eigene Trübsinnigkeit ist wie weggeblasen, stattdessen legt sie eine Tüchtigkeit an den Tag, die man ihr nie zugetraut hätte. Sie blüht regelrecht auf in ihrer Fürsorge für Mr. Pegotty, so als hätte sie nur auf einen Anlass gewartet, um zu zeigen, was in ihr steckt.

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)