Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • Mal schauen, ob ich diese Woche etwas mehr am Ball bleibe oder wieder am Wochenende hinterhecheln muss :uups:

    Ihn kann ihn nicht mal eben so in der U-Bahn lesen oder wenn ich Wartezeit zu überbrücken habe. Eigentlich ein großes Kompliment an Dickens. O:-)

    und was für eines :) schön, dass Du noch dabei bist

    Kurz und gut, ich bin jetzt bei Kapitel 14, werde es wohl schaffen mitzulesen, aber deutlich weniger hier mitschreiben als ursprünglich gedacht.

    Aber Du bist auch noch bei uns :lol:

    denn die Eingewöhnung in die neue Schule fällt ihm dann doch schwerer als gedacht.

    Wenn wir mal so alles zusammenzählen, dann hat David mal abgesehen von der harten Zeit in London auch vorher schon keinen Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt bis auf dieses eine fürchterliche Schuljahr. Das war nun auch alles andere als "normal" und davor wurde er nur zu Hause unterrichtet und war extrem isoliert. Kein Wunder, dass er große Defizite im Sozialen hat, wenn es um das normale Miteinander zwischen Kindern geht 8-[

    Die Handlung wechselt in diesem Kapitel oft hin und her zwischen Davids Gedanken und Gefühlen und der Geschichte um Jack Maldon

    Das war mir tatsächlich ein wenig zu viel Wechsel, zumal mich Maldon eher wenig interessiert zur Zeit. Aber ich vermute, dass dieses "Verhältnis" noch eine Rolle spielen wird - auch wenn ich das noch nicht als vollzogenes Verhältnis sehe, dafür ist mir das Mädchen zu schüchtern :-k

    Zu dieser Zeit war das wohl eine adäquate Möglichkeit sich von einem unliebsamen Zeitgenossen
    zu trennen. Was da passiert ist wird schnell klar, denn Maldon verlässt London mit einem >sherry red ribbon< und wohl auch mit dem Herzen der kleinen Annie im
    Gepäck.

    Och, manchmal wär das doch auch heute noch praktisch, wenn man so einige Zeitgenossen auf solche Weise dahin schicken könnte, wo der Pfeffer wächst :loool:

    Agnes, die sich sehr liebevoll und aufopfernd um ihren Vater kümmert, wird von David in folgender Passage sehr einfühlsam aber auch sehr idealisierend beschrieben.
    Man mag kaum glauben, dass es solche Menschen gibt. Das ist fast schon zuviel des Guten, oder?

    Viel zu viel, aber wieviel davon müssen wir einer verklärenden Erinnerung zuschreiben? Die Geschichte wird ja im Rückblick erzählt und die Erinnerungen werden doch oft schöner dargestellt als sie es wirklich waren. Aus unserer Distanz könnte man es auch als viel zu enge Symbiose sehen und den Vater - einen durchaus sympathischen Menschen - als jemanden, der sich fürchterlich an sein Kind klammert und dieses damit überfordert und auch sozial isoliert. :-s

    Die Frage ist, ob wir ihm sein >I don`t love Agnes< so ohne weiteres glauben können.

    Er unterscheidet doch immerhin die "Art" der Liebe - er liebt Agnes, aber eben anders als Em'ly. Welche dieser "Lieben" dann eine realistischere ist, erfahren wir bestimmt noch

    Kurz gesagt, Leute, ich traue dem Kerlchen nicht.

    neeee, ich auch nicht [-( das ist so der Typ Mensch, bei dem ich nur noch "urgh bäh" denken kann, widerlich :-#

    So edel kann kein Mensch in diesem Alter sein. Oder hält uns Dickens hier einen Spiegel vor? Wie unreif wir doch sind?

    Interessanter Gedanke, ist mir selbst beim lesen gar nicht gekommen. Aber warum nimmt er dann dafür ein Kind? Um uns durch die "reine Kinderseele" den Spiegel noch zu polieren? :-k

    Und die arme Annie ist für mich eine unglückliche Gestalt. Sie heiratet auf Druck ihrer Mutter (herrlich, dieser Hut!) den alten Herrn Strong, damit der ihre ganze Familie versorgt.

    Annie ist bestimmt das unglückliche Bauernopfer ihrer Mutter, die ich auch für sehr manipulativ halte - aber eigentlich ist es der arme Doctor ja auch. Er steht ja für all die Männer, die nicht nur eine Frau sondern gleich eine ganze Sippschaft geheiratet hat, die nun wie die Kletten an ihm hingen. Da tut er mir schon auch ein wenig leid und ich vermute, dass das früher tatsächlich auch öfter der Fall war. Was meint Ihr? :wink:

    Ja, da frage ich mich, wird der nun weggeschickt weil er ein Verhältnis mit seiner Kusine Annie hat ?

    Eher, weil man Angst hat, dass es noch zu einem Verhältnis kommen könnte. :-, Dabei hab ich das Gefühl, dass hauptsächlich ihm misstraut wird, weniger Annie :scratch:

    aber damals war es wohl als Frau am Allerwichtigsten "versorgt" zu werden.

    Jo, denn arbeiten war vielfach nicht möglich - gewisse soziale Stellungen verboten es den Frauen durchaus, arbeiten zu gehen. Sie waren dann abhängig von der Verwandtschaft oder eben den Ehemännern. Wobei hier ja die Mutter die Sippschaft versorgt wissen wollte - evtl. am ehesten sich selbst? :twisted:

    Im Kloster sollen die Mönche doch auch immer beschäftigt sein, entweder mit arbeiten oder mit beten, damit der Satan keine Macht über sie gewinnt. Müßiggang bringt nur auf dumme Gedanken.

    und das sollen wir Dir jetzt glauben :totlach::P

    Doch, da war die Chance, dass man nicht im Kindbett zu Tode kam viel größer. Das musste einem ja auch etwas wert sein.

    und man konnte schneller eine wohlhabende Witwe werden 8)


    So, unser David hat also endlich mal wieder eine gute Zeit und scheint glücklich zu sein. Hoffen wir das Beste für ihn und sein weiteres Leben

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Meiner auch nicht. Liest schon wieder was von der Hedwig Courts-Mahler, hat er immer gesagt.

    Das hätte mein Grossvater sein können :totlach:

    Ja, leider! Auch hier starren alle auf ihre Smartphones ...

    Da hätten unsere Grossväter aber heute richtig was zu meckern denn das Starren geht ja den ganzen Tag lang :geek:
    Am Samstag musste ich erst wieder meine Schwiegertochter bitten als wir beim Mexikaner essen waren doch wenigstens während wir da sitzen und essen und uns ggfs. sogar etwas unterhalten, nicht am Handy zu tippen und das evtl. mal kurz aus der Hand zu legen. Das hat sie dann auch gerade so durchgehalten.


    Eher, weil man Angst hat, dass es noch zu einem Verhältnis kommen könnte. Dabei hab ich das Gefühl, dass hauptsächlich ihm misstraut wird, weniger Annie

    Ja, das hab ich auch schon gedacht. Es gehören ja immer Zwei dazu aber hier sieht man wohl eher den Mann als "Verführer" und das arme weibliche Wesen als "Opfer" an.

  • Mal schauen, ob ich diese Woche etwas mehr am Ball bleibe oder wieder am Wochenende hinterhecheln muss

    Das eine ist so gut wie das andere, wenn Du nur weiterhin so schöne Kommentare schreibst. :friends:

    Kein Wunder, dass er große Defizite im Sozialen hat, wenn es um das normale Miteinander zwischen Kindern geht

    Vielleicht erscheint er uns deshalb fast schon zu reif für sein Alter ... :-k


    auch wenn ich das noch nicht als vollzogenes Verhältnis sehe, dafür ist mir das Mädchen zu schüchtern

    Aber gerade die "nicht vollzogenen Verhältnisse" sind doch die aufregendsten, wenn ich mal aus eigener Erfahrung berichten darf. Da steht der Angebetete noch auf einem gaaaanz hohen Podest, man erkennt noch keine Fehler, sieht ihn als Gott, als Held, als außerirdisches, makelloses Wesen. Und genau diese Liebe ist eine auf dem ganzen Erdenrund noch nie dagewesene, unendliche, geradezu ein himmlisches Geschenk.
    Und wird sie durch Trennung rüde beendet, kann man leiden, wie noch kein anderes irdisches Wesen je gelitten hat.
    Annies rote Schleife, die Ohnmacht, in den Wochen danach die vornehme Blässe, das mit Würde getragene Leid sind doch Zeichen für diesen Zustand. Und wer ist Schuld? Die Hormone sind's, ... aber das weiß man ja noch nicht gar so lange.

    wenn man so einige Zeitgenossen auf solche Weise dahin schicken könnte, wo der Pfeffer wächst

    Da würden mir auch ein paar einfallen (aber nur ganz wenige): [-X

    der sich fürchterlich an sein Kind klammert und dieses damit überfordert und auch sozial isoliert.

    Ja, schrecklich dieser Klammereffekt. Sein kleines "Hausmütterchen" hat er sie ja genannt und seinen einzigen Lebenszweck. Keine gute Sache, weder für die eine noch für die andere Seite.

    Er unterscheidet doch immerhin die "Art" der Liebe

    Ich denke, der Jüngling weiß noch gar nicht, was Liebe ist, und kann das in diesem Alter auch noch nicht wissen. Er verliebt sich ja auch ständig, mal in diese, mal in jene. Die "Liebe" zu Em'ly ist immerhin im Schwinden begriffen. Eine hormonelle Achterbahn halt, ganz normal in diesem Alter, hätte ich gesagt.

    ich vermute, dass das früher tatsächlich auch öfter der Fall war. Was meint Ihr?

    Ja, diese Sippenhaftung, die mit der Ehe ihren Anfang nahm, gab es früher gewiss ganz häufig, existiert aber auch heute noch.
    Gerade in meinem Beruf habe ich schon mehrmals erlebt, wie sich sämtliche Familienmitglieder an den Arzt als Erhalter klammerten. Versiegt diese Geldquelle durch den Ruhestand, gucken alle bl :-# aus der Wäsche, obwohl dieses Ereignis ja nicht plötzlich und unerwartet eintritt. Dummheit stirbt halt nie aus, nicht mal in den "besten Familien". #-o

    gewisse soziale Stellungen verboten es den Frauen durchaus, arbeiten zu gehen.

    So war's nun mal. :(
    Furchtbar diese Abhängigkeit von Ehemännern und anderen wohlgesonnenen Familienmitgliedern, und gewiss oft ein elendes Leben.
    Kommt nicht bei den "Buddenbrooks" auch diese arme Verwandte vor, die immer sonntags eingeladen wird, wo sie sich für die ganze Woche sattessen kann :?:


    und das sollen wir Dir jetzt glauben

    Sicher :P .... (Du darfst mich nicht immer gleich in aller Öffentlichkeit durchschauen :loool: )

    ... man konnte schneller eine wohlhabende Witwe werden

    ... um das Leben dann erst so richtig zu genießen. :queen:

  • und das sollen wir Dir jetzt glauben

    Da empfehle ich doch glatt dieses schöne Sachbuch über die Beschäftigungen der Herren..........1845 geschrieben und veröffentlicht. :wink:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)

  • Da hätten unsere Grossväter aber heute richtig was zu meckern

    Mittlerweile übernimmt das mein Mann. Der kann sich immer fürchterlich über die "Wischerei" aufregen.

    während wir da sitzen und essen und uns ggfs. sogar etwas unterhalten

    :totlach: Ja, wie altertümlich, ein kultiviertes Tischgespräch. Wie böse die Schwiegermütter doch heutzutage sind ... :D
    Mexikanisch essen klingt scharf, das wär' etwas für mich. :thumleft:

  • Wie böse die Schwiegermütter doch heutzutage sind .. :D

    ich komme sonst sehr gut mit ihr aus, die beiden sind ja nun auch schon über 8 Jahre zusammen. Aber in dem Punkt Handy kann ich mich da nicht zurückhalten :wink: Ich sag ja meistens gar nichts dazu aber an dem Abend war das echt extrem :roll:


    Mexikanisch essen klingt scharf, das wär' etwas für mich.

    Oh ja, sehr lecker. Sie haben da Verschiedens, nicht nur mexikanisch. Da hab ich das erste Mal Känguruh gegessen :wink:Hier auf der Website (man überlese die Rechtschreibfehler, sie sprechen da auch sehr schlecht deutsch, wir unterhalten uns meist auf englisch) kannst Du auch die Speisekarte einsehen :wink:


    Sorry für OT. :uups:

  • Kapitel 17

    In seinem Briefwechsel mit Pegotty erfährt David, dass die Mordsteins nach Verkaugf aller Möbel weggezogen sind. Das Haus steht ist leer und steht
    zum Verkauf oder Vermietung. Klar, dass David da melancholische Gefühle überkommen.
    Wir haben ja schon festgestellt, dass Dickens kaum Landschaftsbeschreibungen einfügt, aber dafür sind diese Rückblicke Davids auf seine Jugendzeit
    ganz wunderbar einfühlsam beschrieben. Hier ist es die Beschreibung seines Elternhauses, das nun wie seine Kindheit im Lauf der Zeit vergeht.

    Zitat

    (...) but it pained me to think of the dear old place as altogether abandoned.; of the weeds growing tall in the garden, and the fallen leaves lying thick and
    wet upon the paths. I imagined how the winds of winter would howl around it, how the cold rain would beat upon the window-glass, how the moon would
    make ghosts on the walls of the empty rooms, watching their solitude all night. I thought afresh of the graves in the churchyard, underneath the tree: and
    it seemed as if the house were dead too, now , and all connected with my father and mother were faded away.

    Leider kenne ich die Übersetzung nicht, aber im Englischen ist das einfach zum niederknien schön...........


    Mr. Dick, zwar geistig nicht der Schnellste, hat aber auf jeden Fall eine gute Beobachtungsgabe. Er entdeckt einen seltsamen Mann, der sich nachts mit Tante Betty
    trifft und offensichtlich Geld von ihr bekommt. Hat unsere Tante Betsey ein Geheimnis? David ist sich nicht sicher, ob das nicht nur eine Fantasdie des guten Mr. Dick
    ist. Sicher werden wir bald mehr darüber erfahren.
    David ist zu Besuch bei Uriah und Mama Heep. Die beiden fragen ihn auf sehr geschickte Weise aus und er ist froh, dass er plötzlich Mr. Micawber sieht, der vor der
    Tür spazieren geht. Wir ahnten es schon! Mr. Micawber ist immer noch auf der Suche nach etwas Interessantem das sich zeigen wird. Wir erfahren, dass die Micawbers
    nach Plymouth gingen, dort aber nicht gut gelitten waren. Die Verwandschaft hat sie wohl rausgeworfen. Natürlich erzählt er sofort, dass seine finanziellen Verhältnisse
    katastrophal sind.
    So Leute, jetzt muss ich leider aufhören, denn meine Erkältung meldet sich jetzt auch noch mit starken Kopfschmerzen. Ich brauche eine Pause und Dampfbäder..... :krank:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)

  • Er entdeckt einen seltsamen Mann, der sich nachts mit Tante Betty
    trifft und offensichtlich Geld von ihr bekommt

    Das war sehr mysteriös, aber ich könnte mir vorstellen, dass da schon etwas Wahres dran ist, und nicht nur Dicks Phantasie zuzuschreiben.

    Die beiden fragen ihn auf sehr geschickte Weise aus und er ist froh, dass er plötzlich Mr. Micawber sieht,

    Das hat mir auch gefallen, wie sich beide immer als so "niedrig" und zu "niedrig" hinstellen, wohl alles mit bestimmten Absichten. David spricht das ja auch rückblickend direkt an.

    Natürlich erzählt er sofort, dass seine finanziellen Verhältnisse
    katastrophal sind.

    Sieht sie David nicht später auf dem Heimweg äußerst fidel in einer Kutsche vorbeifahren, ohne dass sie ihn sehen?

    Ich brauche eine Pause und Dampfbäder.....

    Oje, Du Armer, gute Besserung. :friends:
    Ich war schon im Januar dran und hab nun hoffentlich Ruhe. Heuer soll der Virus ja besonders heimtückisch sein, die Rekonvaleszenz umso länger.

  • Hat unsere Tante Betsey ein Geheimnis?

    Ich dachte, das sei ihr Ehemann? Zurück aus Indien?
    Das würde ja auch passen, weil Annies Liebhaber ja nun nach
    Indien geht - ich meine, da ist jetzt ein Platz frei. :D

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich dachte, das sei ihr Ehemann? Zurück aus Indien?
    Das würde ja auch passen, weil Annies Liebhaber ja nun nach
    Indien geht - ich meine, da ist jetzt ein Platz frei.

    Das ist gar keine schlechte Überlegung. Aber warum gibt sie ihm Geld? Muss ganz abgebrannt sein, der arme Mann und Betsey hat ja ein gutes Herz.
    Jetzt spekulier ich auch schon. Was LR doch alles so mit sich bringen ... :roll:

  • Mr. Dick, zwar geistig nicht der Schnellste, hat aber auf jeden Fall eine gute Beobachtungsgabe. Er entdeckt einen seltsamen Mann, der sich nachts mit Tante Betty
    trifft und offensichtlich Geld von ihr bekommt. Hat unsere Tante Betsey ein Geheimnis? David ist sich nicht sicher, ob das nicht nur eine Fantasdie des guten Mr. Dick
    ist. Sicher werden wir bald mehr darüber erfahren.

    Das war sehr mysteriös, aber ich könnte mir vorstellen, dass da schon etwas Wahres dran ist, und nicht nur Dicks Phantasie zuzuschreiben.

    Ich fand das auch mysteriös. Wird sie da erpresst, ist das Schweigegeld ?


    David ist zu Besuch bei Uriah und Mama Heep. Die beiden fragen ihn auf sehr geschickte Weise aus und er ist froh, dass er plötzlich Mr. Micawber sieht, der vor der
    Tür spazieren geht. Wir ahnten es schon! Mr. Micawber ist immer noch auf der Suche nach etwas Interessantem das sich zeigen wird. Wir erfahren, dass die Micawbers
    nach Plymouth gingen, dort aber nicht gut gelitten waren. Die Verwandschaft hat sie wohl rausgeworfen. Natürlich erzählt er sofort, dass seine finanziellen Verhältnisse
    katastrophal sind.

    Ehrlich gesagt finde ich diesen Uriah Heep und seine Muitter echt widerlich. Das sind so Leute die auf unterwürfig und freundlich machen, alle aushorchen und auskundschaften und dann irgendwas gegen Andere gnadenlos verwenden würden um selbst einen Vorteil für sich daraus zu ziehen. :geek: Das sieht man ja wie er auf einmal Arm in Arm mit Mr. Micawber gesehen wird. Da war er doch auch schon wieder am aushorchen.
    Solche Menschen gibt es auch heute noch, sowas hab ich sogar in der Verwandschaft. Von denen muss man sich strikt fernhalten !!


    Diese Micawbers finde ich aber auch sehr nervig, Und dieses Getue und Gewese um alles immer :roll: Das ist alles so hoffnungslos übertrieben. Ich weiss auch nicht was dieser Abschiedsbrief sollte den er David geschrieben hatte. Soll doch den Jungen in Ruhe lassen, was hat David damit zu tun wenn ein erwachsener Mann wie er einfach nicht in der Lage ist sein Leben auf die Reihe zu bekommen. :roll: So schlecht scheint es ihnen ja nicht zu gehen wenn sie da wohlgemut auf der Kutsche gesehen werden. Ne, die müssen bitte nicht nochmal in der weiteren Handlung auftauchen [-(


    So Leute, jetzt muss ich leider aufhören, denn meine Erkältung meldet sich jetzt auch noch mit starken Kopfschmerzen. Ich brauche eine Pause und Dampfbäder.....

    Ich wünsche Dir Gute Besserung !

  • Wird sie da erpresst, ist das Schweigegeld ?

    Oder sie unterstützt ihren Ex ...
    @drawe hatte ja die Idee, dass er aus Indien heimgekehrt sein könnte.
    Vielleicht geht's ihm grad nicht so gut, und die Tante Betsey mit ihrem guten Herzen hilft ihm, über die Runden zu kommen. Aber wie gesagt, alles nur wilde Spekulationen.

    So schlecht scheint es ihnen ja nicht zu gehen wenn sie da wohlgemut auf der Kutsche gesehen werden.

    Das hab ich mir auch schon gedacht. Aber es gibt diese Lebenskünstler, die trotz immenser Schuldenberge prachtvoll leben, wie immer die das auch machen.

  • Tante Betsey mit ihrem guten Herzen hilft ihm, über die Runden zu kommen.

    Vielleicht - ich denke eher, dass sie ihn besticht, damit er sie in Ruhe lässt. Wir werden sehen.


    Vielleicht ist es ja gar nicht der Onkel Betsey, sondern ...
    - eine Jugendliebe, die was Übles von ihr weiß;
    - ein ehemaliger Nachbar, der gesehen hat, wie sie ihren Mann verdroschen hat
    - ein Verwandter, der weiß, dass sie eigentlich ein Mann ist
    - ihr ehemaliger Gärtner, der das Grab unter den Rosenbüschen gefunden hat
    - ein Bösewicht, der irgendwas mit Herrn Dick und seiner Familie zu tun hat
    .....
    :wink:
    Bei dem Panoptikum, das Dickens vor uns entfaltet, halte ich inzwischen alles für möglich.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Vielleicht erscheint er uns deshalb fast schon zu reif für sein Alter ...

    vermutlich :wink:

    Aber gerade die "nicht vollzogenen Verhältnisse" sind doch die aufregendsten, wenn ich mal aus eigener Erfahrung berichten darf. Da steht der Angebetete noch auf einem gaaaanz hohen Podest, man erkennt noch keine Fehler, sieht ihn als Gott, als Held, als außerirdisches, makelloses Wesen. Und genau diese Liebe ist eine auf dem ganzen Erdenrund noch nie dagewesene, unendliche, geradezu ein himmlisches Geschenk.

    Klar sind das die aufregendsten - aber es sollten eben auch nicht vollzogen bleiben in diesem Fall :loool:

    Ja, diese Sippenhaftung, die mit der Ehe ihren Anfang nahm, gab es früher gewiss ganz häufig, existiert aber auch heute noch.

    Aber ich kann dann einfach nur feststellen, dass mir der Doctor auch ein wenig leid tut - der scheint auch zu lieb zu sein 8-[

    Furchtbar diese Abhängigkeit von Ehemännern und anderen wohlgesonnenen Familienmitgliedern, und gewiss oft ein elendes Leben.
    Kommt nicht bei den "Buddenbrooks" auch diese arme Verwandte vor, die immer sonntags eingeladen wird, wo sie sich für die ganze Woche sattessen kann

    die Buddenbrooks hab ich bis heute noch nicht gelesen :pale: und ja, das war bestimmt ganz oft sehr elend :evil:

    Da empfehle ich doch glatt dieses schöne Sachbuch über die Beschäftigungen der Herren..........1845 geschrieben und veröffentlicht. :wink:

    oh, danke für den Tipp, da muss ich mal genauer hinschauen :loool:

    Das Haus steht ist leer und steht
    zum Verkauf oder Vermietung. Klar, dass David da melancholische Gefühle überkommen.

    Das ist ja auch traurig - erst reißen sie sich alles unter den Nagel und jetzt steht es leer und verkommt :(

    Wir haben ja schon festgestellt, dass Dickens kaum Landschaftsbeschreibungen einfügt, aber dafür sind diese Rückblicke Davids auf seine Jugendzeit
    ganz wunderbar einfühlsam beschrieben. Hier ist es die Beschreibung seines Elternhauses, das nun wie seine Kindheit im Lauf der Zeit vergeht.

    Ich liebe dafür diese intensiven Beschreibungen der Städte, der Häuser, der Menschen - das ist mir persönlich viel lieber als Landschaftsbeschreibungen :love: Diese Szene ist einfach traumhaft geschrieben, bin ganz deiner Meinung :pray:

    Mr. Dick, zwar geistig nicht der Schnellste, hat aber auf jeden Fall eine gute Beobachtungsgabe. Er entdeckt einen seltsamen Mann, der sich nachts mit Tante Betty
    trifft und offensichtlich Geld von ihr bekommt. Hat unsere Tante Betsey ein Geheimnis? David ist sich nicht sicher, ob das nicht nur eine Fantasdie des guten Mr. Dick ist. Sicher werden wir bald mehr darüber erfahren.

    Hmm, ist dieser Mann nun echt oder nicht? Aber bei Dickens tippe ich ja auch drauf, dass er echt ist :-k

    Jetzt spekulier ich auch schon. Was LR doch alles so mit sich bringen ...

    :totlach::totlach:

    Herrlich, Deine Ideen :loool::loool::loool:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

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  • Diese Micawbers finde ich aber auch sehr nervig

    Noch zu Kapitel 17


    Mir ist erst beim 2. Lesen die Überschrift aufgefallen: "Es findet sich jemand".
    Das ähnelt doch dem Refrain, den die Micawbers immer benutzen in der Hoffnung auf irgendeine
    Anstellung.
    In diesem Kapitel kommen sie ja von Plymoth zurück, erfolglos wie immer, und nun sieht
    David den Herrn Micawber mit Uriah Heep Arm in Arm auf der Straße promenieren.
    Ist Uriah Heep derjenige, der sich für die Micawbers gefunden hat?
    Dann geht es noch eine weitere Etage mit ihnen bergab.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Doch, da war die Chance, dass man nicht im Kindbett zu Tode kam viel größer. Das musste einem ja auch etwas wert sein.

    Also Ihr.....
    Ihr meint, Annie verzichtet auf ... na ja ....?


    Der gute Mr. Strong ist doch erst 62 oder 63 Jahre alt!
    Das ist doch kein Alter, in dem man jenseits von Gut und Böse ist!
    Gut - sein Händedruck ist weich und kraftlos, aber vom Händedruck sollte
    man nicht darauf schließen, dass :-#

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • und nun sieht
    David den Herrn Micawber mit Uriah Heep Arm in Arm auf der Straße promenieren.
    Ist Uriah Heep derjenige, der sich für die Micawbers gefunden hat?

    Das wäre auf jeden Fall die ultimative Katastrophe. Allerdings muss man sich fragen, was Uriah da für Vorteile für sich sehen könnte. Geld, oder eine bessere
    Anstellung kann es kaum sein. Eigentlich wären sie lediglich für nützliche Informationen von Vorteil, aber da frage ich mich auch welche das sein sollten?

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

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