Charles Dickens - David Copperfield (Start: 05.02.2018)

  • sondern nur nicht ins Konzept gepasst haben, und schon war man "versorgt".

    Da war das Kloster auch immer ein guter Ausweg - und drum ging es in denen ja
    oft recht lebenslustig zu, je nachdem, wo man landete! :)


    Die Stelle mit dem Irrenhaus muss ich nochmal nachlesen.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Istv David erneut dabei sich zu verlieben, oder schwingt da eher etwas trauriges mit.

    Ja - das habe ich ähnlich gelesen wie Du.
    Sie hat so was Entsagungsvolles, Altkluges.
    Deswegen meinte ich ja, dass sie eine potentielle Braut ist - mal abwarten. Eigentlich wäre sie ja
    nur eine Braut für abgeklärte Gemüter, und das ist David noch nicht, wenn ich mir das
    so überlege ...


    Kupplergedanken am heiligen Sonntag - also ihr drängt einen ja in eine lustige Rolle :lol:

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich muss nochmal nachfragen:
    Hat jemand in Fußnoten o. ä. was zu diesem Singsang des
    üblen 2. Pfandleihers gefunden?
    "O goru! O goru"" und so fort? Volkslied, Märchenspruch?


    Und noch eine Frage:
    Wieso geht die gute Tante mit David eigentlich zu einem Anwalt? Erst dachte ich,
    sie wollte die Sache mit dem Hausklären (das klang ja im Gespräch mit den
    Mördersteinen an), aber da geht es nicht drum, sondern nur um die Schule. Wieso
    ein Anwalt?


    Uriah Heep habe ich auch als Albino aufgefasst, und der eklig-nasse Händedruck stößt mich auch
    ab. Aber er redet ganz vernünftig, er ist selbstbewusst und zielstrebig - also momentan ist er für
    mich eher ein Mensch mit schlechten Startchancen von seiner Herkunft und seinem Aussehen her,
    der sich einen Platz in der Gesellschaft sucht.
    Mal abwarten.
    Klar: die Band fiel mir auch als erstes ein :-)

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Istv David erneut dabei sich zu verlieben, oder schwingt da eher etwas trauriges mit

    Also bei einem 10- oder 11-jährigen hätte ich noch gar nicht ans Verliebtsein gedacht, vielmehr an eine kindliche Schwärmerei. :kiss: DAS nehme ich nun alles gar nicht ernst, oder denk auch nur drüber nach, ob da mal irgendwann etwas werden könnte.

    Die Stelle mit dem Irrenhaus muss ich nochmal nachlesen

    Das war schon so, dass Mr. Dick dort hätte hinkommen sollen, aber er schien mir kein geeigneter Kandidat zu sein. Deshalb dachte ich eher an diese "Versorgungsmaßnahmen", wie sie eben auch fürs Kloster galten, wie Du so schön schreibst.

    Wieso geht die gute Tante mit David eigentlich zu einem Anwalt?

    Früher war das aber oft so, dass der Familienanwalt auch Berater in allen möglichen anderen Angelegenheiten war. Manchmal bestand fast ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Anwalt und Klient. Vielleicht war das auch hier so. Wir sind ja im 19. Jhd. unterwegs und nicht in der Gegenwart.

    Klar: die Band fiel mir auch als erstes ein

    Was Ihr alles wisst :!: Ich hatte da überhaupt keine Assoziationen. Ist das jetzt eine Bildungslücke, eine schwerwiegende? 8-[

  • Das war schon so, dass Mr. Dick dort hätte hinkommen sollen,

    Thema Irrenhaus


    Ja, sein Bruder wollte ihn dort unterbringen, allerdings in einem privaten. Mag sein, dass das die bessere Variante ist.
    Sein Vater hatte ihn als "geistesgestört" bezeichnet, die gute Tante bezeichnet ihn als "exzentrisch".
    Einmal wird er geschildert, wie er einen Finger im Mund hat - also er ist geistig nicht ganz auf der Höhe.


    Was mir gerade einfällt, wenn ich an seine Physiognomie denke: kann es sein, dass er das Down-Syndrom hat?

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

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  • Also bei einem 10- oder 11-jährigen hätte ich noch gar nicht ans Verliebtsein gedacht, vielmehr an eine kindliche Schwärmerei.

    Ja, das ist durchaus möglich. Der Kleine schwärmt ja recht oft, aber an Agnes erinnert er sich wohl noch recht deutlich.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)

  • bis Kapitel 15

    Ich melde mich zum Sonntag auch mal wieder :winken:
    Auf der einen Seite finde ich das Wochenpensum ja gut, da kann ich auch mal einen Tag nicht lesen. Auf der anderen Seite hàbe ich gerade die Woche gemerkt, das ich das lesen bis gestern immer wieder vor mir her geschoben habe. Was nicht heißen soll, das mir das Buch nicht gefällt.


    Auch in diesen Kapiteln erleben wir wieder eine Achterbahn der Gefühle! Ein so vielschichtiges Auf und Ab in einer Geschichte habe ich noch nie gelesen.

    erwartet, ist wohl eine noch perfidere Art der Behandlung. Er wir schlicht mißachtet und vernachlässigt. Das steigert seine Einsamkeit noch und es bleibt nur noch
    Peggotty, die aber bald auch den Haushalt verlassen muss. Zum Glück darf David für eine Zeit mit zu den Pegottys gehen und dort erlebt er recht glückliche Tage.

    Wie können Menschen nur so grausam handeln? Es bricht einen doch schon das Herz nur beim lesen.
    .............und im gleichen Atemzug liest man wieder von glücklichen Tagen für David. Manchmal ist es doch einfach nur zum verzweifeln.

    Bei der (lustigen) Hochzeit sind David und Emily auch dabei, und da sitzen David und Emily auf dem Wagen
    zusammen unter einem "Dach", einem Mantel.
    Mir gefällt diese Doppelung der Paare: das ältere Ehepaar, frisch getraut, und das noch kindliche
    Paar.

    Ohja, bei dieser Szene musste ich herzlich lachen. Vorallen als David Pegotty gefragt, was sie alleine in der Kirche gemacht haben. Ich konnte mir das *entsetze/zweifelte* Gesicht von David so richtig vorstellen. :shock: Da gehen 2 Menschen ohne viel tamtam einfach so in die Kiirche und kommen als Ehepaar wieder hinaus.

    Ich muss aber sagen, auch wenn diese Leute recht verschroben und seltsam sind, so hat er doch noch Glück gehabt bei den Micawbers wohnen zu können. Da hatte ich Schlimmeres vermutet wenn Mr. Micawber ein Bekannter von Murdstone ist.

    ................und trotz dem habe ich die Micawbers in mein Herz geschlossen, weil sie im Grunde dann doch herzens gute Menschen waren. Zum schmunzeln hat mich Mr. Micawbers Rat an David gebracht



    Zitat von Ch. Dickens

    "Meinen zweiten Rat" fuhr Mr. Micawbers fort "kennen Sie schon. Jährliches Einkommen 20 Pfund. Jährliche Ausgabe 19 Pfund 19 Schilling 6 Pence. Fazit: Wohlstand....................

    Ja, in diesen beiden Kapiteln (8 + 9) wurde man emotional ganz schön hin und her geworfen.

    Nicht nur in diesen beiden Kapiteln, mir scheint so Ch. Dickens wird es im Gesamtenwerk so "durchziehen" ein "Wohlfühlkapitel"/ein "Weinheulkapitel"

    Die Meyrink Übersetzung lese ich auch und ich stimme dir zu, dass da irgendwie etwas sprachlicher Zauber fehlt, den ich bei "Große Erwartungen" durchaus noch empfunden habe. Ich werde mal in die Fassung, die @Hirilvorgul verlinkt hat, reinschauen, wie ich mir diese gefallen wird.

    In meiner Uraltausgabe fehlt der sprachliche Zauber wiederum so gar nicht. Manchmal beginnt das lesen etwas holbrig, aber auch nur weil ich mich in die altdeutsche Schrift einfinden muss. Nach ein paar Zeilen ist alles wieder gut, eigentlich dachte ich es wird schwieriger für mich werden.

    Sein Entschluss zu Tante Betsey zu flüchten, basiert allerdings nur auf einer kleinen, vielleicht in der Erinnerung der Mutter verklärten Szene, die die sonst
    als ganz furchtbar empfundene Tante in einem andern Licht stehen lässt.

    Erschien ihm nicht seiner Muttersbild beim aufwachen, gleichzeitig mit dem Gedanken wie sie über die Szene kurz vor der Geburt berichtet hat und da stand sein Entschluß fest unbedingt zur Tante zu gehen, um zu schauen ob sie wirklich so gefühlskalt ist

    Diese Flucht durch London durch hat mir sprachlich so gut gefallen.
    Da rutscht der Erzähler ins Präsens, reiht viele kleine Sätze aneinander,
    und das wirkt so lebhaft!
    Ich sehe den kleinen David richtig durch die Straßen hetzen, seinem Koffer
    und diesem üblen Bösewicht hinterher.

    Ch. Dickens schafft es immer wieder gewisse Kopfkinobilder zu erschaffen bei mir, gerade mit diese Flucht konnte er ein schönes Bild zeichnen.

    aber die wurden so witzig beschrieben, dass sie mir gleich gefallen haben, mit ihrem "elastischen" Gemüt; in einem Moment nahe am Selbstmord wegen der Schulden und eine Stunde später in aufgeräumter Stimmung fröhlich schmausend.

    Die Familie Micawbers ist einfach nur zum :love::love::love::love:

    Die Tante Betsey Trotwood ist so herrlich beschrieben und agiert so toll. Ich mag die beiden, also Mr. Dick und die Tante. Vor allem als die Tante mal Tacheles redet mit den Murdstones und wenn sie nochmal ihren Rasen betreten haut sie persönlich den Hut von Mrs. Murdstones Kopf.

    Und obwohl sie so verschroben und eingeschränkt ist in ihrem Männerbild, hat sie es doch hervorragend geschafft, die Situation richtig einzuschätzen. Sie scheint eine Menge Menschenkenntnis zu haben, denn Ihre Vorstellungen von Davids Mutter, den Murdstones als auch von Mr. Dick liegen ja nicht allzu sehr daneben....

    Ich hätte am Anfang niemals gedacht das Tante Betsey mal so reagieren würde und jetzt stellt sich raus das sie irgendwie doch das Herz am rechten Fleck hat

    Ich bin übrigens ganz froh über Dickens fehlende Neigung zu Landschaftsbeschreibungen - die sind nicht so meins

    Ich war so in gefangen in der Beschreibung der Flucht, das ich jetzt als du es angesprochen hast, gemerkt habe "Halt hier fehlte doch was!"

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • kann es sein, dass er das Down-Syndrom hat?

    Könnte schon sein, aber ich stelle ihn mir als ganz freundlichen, gütigen älteren Herrn vor, vielleicht ein wenig einfältig ...

    Zum schmunzeln hat mich Mr. Micawbers Rat an David gebracht

    Ja, den Ratschlag finde ich auch gut und völlig richtig. Wer nie mehr ausgibt als er verdient, ist schon mal auf der sicheren Seite.

  • Ich bin auch wieder da :lol:

    In meinen Notes ist leider nichts dazu vermerkt. Aber immer wieder wird darauf hingewiesen, dass Dickens viel auf Shakespeare anspielt und Geister spielten in David Vorstellungen auch eine Rolle. Vielleicht soll dieser seltsame Singsang diesen miesen Typen zu einer Art bösen, Shakespearean Geist machen? Einen Sinn konnte ich darin auch nicht erkennen... ?(

    Das David sich da nicht abwimmeln lässt und die ganze Zeit vor der Tür wartet, ist ein Zeichen, dass er einen sehr starken Willen hat. So schnell lässt er sich von seinem
    Vorhaben zu seiner Tante zu kommen nicht abbringen.

    Mir geht es da eher wie Studentine:

    Ich fand ihn in der Szene eher total verzweifelt und daher so beharrlich, da das gutgläubige Kind dem gruseligen Pfandleiher natürlich schon seine Jacke gegeben hat und nun mit ganz leeren Händen dasteht.

    Für mich war das auch die vollkommene Verzweiflung, die David dort warten ließ - ohne das Geld wäre er ja verhungert und so hatte er keine Wahl als auszuharren :( Der "starke" Wille ist für mich einfach nur Aussichtslosigkeit, wenn er jetzt ohne Jacke und ohne Geld weitergeht


    David hat de Entschluss gefasst, nicht weiter im Weinlager zu arbeiten. Er sieht keinerlei Lerneffekt in dieser Umgebung und hat sogar das Gefühl, dass
    er mit der Zeit seinem Schicksal, so zu werden wie all die anderen in seiner Umgebung nicht entkommen kann.

    Aber hätte er den Entschluss gefasst, wenn die Micawbers in London geblieben wären? Ich glaube nicht - mit diesen schrulligen, aber liebenswerten Menschen an seiner Seite wäre er doch wohl geblieben und sein Leben wäre ziemlich anders verlaufen. Das ist für mich sowas wie "wer weiß, wofür es gut ist". Im ersten Moment tut es einem fürchterlich leid für David, dass er wieder Menschen an seiner Seite verliert, aber in diesem Fall hätten diese lieben Menschen ihm doch eher das Leben verdorben als ihm weitergeholfen.

    David muss sich ja an irgendeine Hoffnung klammern, weil er außer der Tante ja niemanden mehr hat.

    Und ganz Kind tut er das auch - ein Erwachsener wäre wohl nicht so einfach losgelaufen ohne jede Ahnung, wie weit und was am Ende auf ihn wartet. Immer lässt Dickens doch das Kind durchscheinen, während auf der anderen Seite der kleine David oft fast als Erwachsener erscheint. :)

    Hihi - man kann sich gut vorstellen, dass er eigentlich gerne dort geblieben wäre, nicht wahr? :loool:

    Vielleicht liege ich falsch und bin zu pessimistisch aber ich hab da kein gutes Gefühl. Aber ich lass mich mal überraschen, spekulieren bringt ja eh nix ^^

    Spekulieren macht Spaß - mir jedenfalls. Und nach zwei Dickens-Romanen weiß ich einfach, dass seine Figuren nie schwarz oder weiß sind, sondern immer ganz viele Grautöne aufweisen und für viele Überraschungen gut sind. :wink:

    Zwei Seifenblasen, sie und ihr Mann! Aber liebenswert!

    treffende Beschreibung :thumleft:

    Mich wundert nur, dass der kleine Bub keine Angst hatte im Freien zu schlafen, Diebe und Vagabunden gab es ja gewiss etliche.

    Ich hatte den Eindruck, dass er genau deswegen lieber unter freiem Himmel schläft als sich irgendwo irgendjemandem anzuvertrauen und vielleicht erneut ausgeraubt zu werden. :-k

    Die Reaktion der Tante auf Davids Offenbarung hat mir gut gefallen. Ich denke, dass das eine ganz propere Person ist, hin und wieder zwar recht schroff, aber eine, die das Herz auf dem rechten Fleck hat. Sie dürfte zu den wenigen Frauen gehören, die keinen Mann braucht, Ehen genauso verabscheut wie Buben

    Vielleicht hat sie da selbst einiges erlebt und diese Erfahrungen führten zu ihrer sehr kritischen Position gegenüber der Männerwelt.

    Das wird ja gleich am Anfang im ersten Kapitel geschildert, warum sie so ist und denkt

    sie wünschte sich ja eine Betsey Trotwood als Patenkind), und ich habe mich gefragt, ob wir noch einen Grund erfahren werden, warum das so ist

    Tatsächlich ist das für mich ein sehr moderner Wunsch: eine Ehe will sie nicht, aber sie hätte gerne eine Tochter an ihrer Seite, die sie lieben und aufziehen kann. Diesem Wunsch begegnen wir heute ja sehr oft, nur das wir heute andere Möglichkeiten haben, einen solchen Wunsch zu erfüllen :wink:

    Davids Mutter kritisiert sie auch, weil sie auf diesen Kerl, der da um sie herumscharwenzelte, hereingefallen ist, bezeichnet sie sogar als Wachspüppchen, also formbar in den Händen des Ehemannes.

    Da hat sie schon einen sehr klaren Blick auf Clara, obwohl sie sie ja nur einmal kurz kennengelernt hat. Besser kann man Davids Mutter kaum beschreiben


    übrigens fand ich die Eselsszenen sehr genial. Gut, da überzeichnet Dickens bis an die Grenze, aber mich haben die Bilder amüsiert und auch an alte Slapstick Filme erinnert.

    Ich liebe diese Slapstick-Szenen - die könnte man so herrlich verfilmen und das Kopfkino ist lebhaft wie nie :totlach: Wie Dickens beschreibt, was die Tante so als "Waffen" gegen die Esel bereit hält und wie vielleicht die Esel selbst aus lauter Boshaftigkeit auf den Rasen treten :totlach:

    Oh sorry Leute, da bin ich wohl etwas schnell vorgeprescht. Die Szene mit den "Mordsteins" ist ja schon aus dem 14. Kapitel........... :uups:

    Ihr macht mich extrem neugierig - wenn ich geduscht habe, werde ich gleich weiterlesen :lechz:

    Die Tante ist ein echtes Original. Exzentrisch, eigenwillig, fast schrullig, aber das Herz auf dem rechten Fleck.

    Ich mag sie jedenfalls schon jetzt :)

    Sie hält nichts vom Heiraten und ist geschieden - das ist außergewöhnlich. Sie ist das komplette Gegenbild zu ihrer zarten angeheirateten Nichte.

    Sehr modern ist sie, hätte ich gesagt. Sie braucht keinen Mann, ist gegen die Ehe, und damit ihrer Zeit um mehr als 100 Jahre voraus.

    Sie ist doch das komplette Gegenbild zu allen bisher erwähnten Frauen - ein sehr modernes Bild für die damalige Zeit. Ob Dickens auch da ein Vorbild hatte für diese Figur?

    Dieser Mr. Dick ist offensichtlich debil, aber er bringt die Tante immer auf das Naheliegende ("Ich würde ihn waschen").

    Hm, ich weiß nicht, ob er wirklich debil ist oder nur ein wenig so tut



    David ist aber auch wirklich zu gut für die Welt, dass er das Geld in seiner Hast auch noch versehentlich rausholt.

    Zum einen ist ihm das Geld ja versehentlich rausgefallen und zum anderen ist er einfach nur ein Kind - das geht so leicht vergessen, dass er einfach nur ein überfordertes Kind ist 8-[

    aber auch die Beschreibung der Umgebung viel positiver geworden und vermittelt so ein Wohlfühl-Feeling. Z. B. Davids Zimmer bei Tante Betsey mit dem beruhigenden Ausblick aufs Meer

    Was für ein Kontrast zwischen den Zimmern - da wird auch gleich der Kontrast zwischen den Menschen deutlich: unter der Herrschaft der Murdstones bleibt für David nur ein Verschlag über, aber die Tante steckt ihn gleich in so ein Wohlfühlzimmer und vermittelt damit sofort ein Bild von Schutz und Geborgenheit :D


    Vielleicht hat sie sich gegenüber den Murdstones keine Chancen ausgerechnet?

    Das ist für mich der wahrscheinlichste Grund: dort hätten die Murdstones David immer gefunden bzw. sie hätten ihn wohl unter keinen Umständen ihrer Obhut überlassen, aus lauter Boshaftigkeit :wuetend:

    Uriah ist eine der Figuren aus dem Roman an die ich mich noch gut erinnern kann. Die Person hat starke biografische Bezüge zu Dickens. Ich setz das jetzt mal in
    den Spoiler.

    Danke für den Spoiler, interessante Figur und da können wir ja gespannt sein, wie der Charakter sich entwickelt :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • ach, und noch etwas:


    Der Roman weist wohl sehr viel Intertextualität auf, also Bezüge zu anderen Werken. So hat Dickens selbst ja 6 Jahre in Chatham gelebt und lässt Oliver Twist im Prinzip den gleichen Weg gehen wie David, nur in die andere Richtung. Weiterhin geht David den gleichen Weg wie die Pilger bei Chaucer, jedenfalls bis Canterbury, und danach folgt David den Spuren King Lears bis Dover.
    Da ich leider nicht fit genug mit all diesen Werken bin, entnehme ich das meinen Notes - mir selbst wäre es nicht aufgefallen.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

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  • . Die Tante Betsey Trotwood ist so herrlich beschrieben und agiert so toll. Ich mag die beiden, also Mr. Dick und die Tante. Vor allem als die Tante mal Tacheles redet mit den Murdstones

    Ja, ich mag die beiden auch sehr und ich lag vollkommen falsch mit meiner Vermutung dass sie nicht beigeistert ist wenn er kommt. Ich sag doch, spekulieren bringt nix :lol:

    Und jetzt erfahren wir auch, wieso sie unbedingt ein Mädchen wollte:
    eine "Schwester wäre zur Pate gezogen, und wir hätten aneinander liebt gehabt."
    Das ist doch goldig...!!!!

    Ja, jetzt wissen wir den Grund :)

    Nächste Woche kommt meine Mutter vom Spital heim

    Dann geht es ihr besser ? Das freut mich sehr ! :friends:

    Uriah Heep habe ich auch als Albino

    Ja, Albino war auch mein erster Gedanke. Gabs da nicht mal ne Rockgruppe die so hiess ?


    Ich weiss ehrlich gesagt gar nicht so richtig was ich hier heute noch gross schreiben oder Hochgeistiges beitragen soll zu den Kapiteln, hab Eure Beiträge jetzt auch nur überflogen. Vielleicht bin ich nächste Woche dann wieder konzentrierter und auch schreibfreudiger. Heute klappt das nicht so bei mir, hab den Kopp momentan einfach zu viel mit anderen Dingen voll.
    Aber das Buch gefällt mir noch immer sehr gut. :thumleft:

  • Aber hätte er den Entschluss gefasst, wenn die Micawbers in London geblieben wären? Ich glaube nicht - mit diesen schrulligen, aber liebenswerten Menschen an seiner Seite wäre er doch wohl geblieben und sein Leben wäre ziemlich anders verlaufen.

    Das wäre auf jeden Fall der bequemere Weg gewesen, aber seine Entscheidung hat ja eigentlich nicht nur mit den Micawbers zu tun, sondern mit dem Leben,
    das er führen muss und dem er sich nicht anpassen kann und will. Er erklärt das anfangs ja ziemlich ausführlich. Vielleicht ist der Abschied der Micawbers so-
    zusagen das Pünktchen auf dem i. @Sylli würde jetzt sagen, wir spekulieren wieder wild herum............... :wink:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Haruki Murakami - Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

    :study: Joseph Roth - Hiob (MLR)

  • Weiterhin geht David den gleichen Weg wie die Pilger bei Chaucer, jedenfalls bis Canterbury, und danach folgt David den Spuren King Lears bis Dover.

    Das finde ich jetzt interessant.
    Sind das besondere Wege, auf denen Dickens seine Helden laufen lässt? Alte Handelsstraßen?
    Krönungsstraßen?
    Aber vielleicht ist es wirklich nur Intertextualität.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • @Sylli würde jetzt sagen, wir spekulieren wieder wild herum...............

    Nein, gar nicht. Solche Überlegungen finde ich ganz interessant.


    aber seine Entscheidung hat ja eigentlich nicht nur mit den Micawbers zu tun, sondern mit dem Leben,
    das er führen muss und dem er sich nicht anpassen kann und will

    Ja, das sehe ich auch so. Deren Abreise hat ihn in seinem Entschluss bestärkt, sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen.

  • Ihr Umgang mit Mr. Dick hat mir so gut gefallen. Dieser Mr. Dick ist offensichtlich debil, aber er bringt die Tante
    immer auf das Naheliegende ("Ich würde ihn waschen").
    Und wie respektvoll sie ihn behandelt und in ihre Entscheidungen mit einbindet!
    Was für ein Unterschied zu dem schlimmen Leben in einem Irrenhaus!
    Hier bricht Dickens eine Lanze für diese Menschen, das finde ich erstaunlich.

    Ich finde es schwierig, Mr. Dick einzuschätzen. Geistig voll entwickelt scheint er nicht zu sein, vernachlässigt wurde er auf jeden Fall, aber richtig zurückgeblieben ist er auch nicht. Auf jeden Fall scheint er ein ganz liebenswerter Mensch zu sein, der in seiner Art perfekt zur schrulligen Tante passt :)

    Noch was finde ich erstaunlich: wie die Tante sich in der Auseinandersetzung mit den Murdstone vorbehaltlos
    auf die Seite des Kindes schlägt. Und schließlich das Kind fragt, wo es leben möchte. Das machen unsere
    Familiengerichte erst seit einigen Jahren....

    Sehr modern und doch vielleicht auch ein Gedanke, der naheliegt, wenn man bedenkt, wie sehr Kinder auch als Erwachsene behandelt wurden. Trotzdem außergewöhnlich - die Tante fragt David ja auch benahe wegen der Schule, was ihm lieber wäre. An diesem Punkt hat mich wieder erstaunt, wie selbstverständlich damals Kinder in andere Häuser gegeben wurden um zur Schule zu gehen oder eine Ausbildung zu machen. Weder für die Tante noch für David ist es befremdlich, ihn einfach so bei dem Anwalt zu lassen. Das ist für uns heute so schwer vorstellbar, dabei ist es auch einfach naheliegend, da Schulen ja nicht einfach so in jedem Ort vorhanden waren - jedenfalls gute Schulen (oder was man dafür hielt).

    Und obwohl sie so verschroben und eingeschränkt ist in ihrem Männerbild, hat sie es doch hervorragend geschafft, die Situation richtig einzuschätzen. Sie scheint eine Menge Menschenkenntnis zu haben, denn Ihre Vorstellungen von Davids Mutter, den Murdstones als auch von Mr. Dick liegen ja nicht allzu sehr daneben....

    Sie hat wohl einen sehr offenen Blick für die Menschen, wirklich eine hervorragende Menschenkenntnis und viel eigene Erfahrungen

    Ja, das war doch sehr seltsam. Hätte sie das Rasenstück nicht einzäunen oder sonstwie abgrenzen können? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das zum Haus gehören konnte, wenn doch alle möglichen Leute darübergeritten sind.

    Wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe, gehört ihr das bewusste Rasenstück doch gar nicht - sie verhält sich nur so als sei es ihr Eigentum :loool:

    Wir lernen den Advokaten Wickfield samt seiner Tochter Agnes kennen, und werden mit einer weiteren sehr eigenartigen Figur, Uriah Heep, konfrontiert. Sympathisch fand ich den nicht sonderlich, und musste bei der Beschreibung immer an einen Albino denken. Aber irgendwie ist er so interessant und unheimlich dargestellt wie der verrückte Trödler.

    Laut den Notes ist Uriah Heep wohl an einen sehr unangenehmen Angestellten eines Freundes von Dickens angelehnt, der diesen betrogen hat und nach den Staaten floh. Von dort aus hat er dann noch versucht, Dickens wegen seiner Herkunft zu verunglimpfen. Wenn ich das also als gegeben annehme, dann wird sich die Figur Uriah Heep wohl nicht als positiver Charakter entwickeln :-s

    Istv David erneut dabei sich zu verlieben, oder schwingt da eher etwas trauriges mit................

    Für mich beides - zum einen schwärmt er ja regelrecht, aber unterschwellig erkennt er vielleicht auch die Waise in Agnes, das Kind, das zu früh erwachsen werden muss wie er selbst :-k

    Kupplergedanken am heiligen Sonntag - also ihr drängt einen ja in eine lustige Rolle :lol:

    Macht aber Spaß, nicht wahr? :wink:

    Uriah Heep habe ich auch als Albino aufgefasst, und der eklig-nasse Händedruck stößt mich auch
    ab. Aber er redet ganz vernünftig, er ist selbstbewusst und zielstrebig - also momentan ist er für
    mich eher ein Mensch mit schlechten Startchancen von seiner Herkunft und seinem Aussehen her,
    der sich einen Platz in der Gesellschaft sucht.

    Der Händedruck ist uns wohl allen unangenehm. Aber das andere kommt wohl erst noch in späteren Kapiteln, oder hab ich was überlesen? :-,

    Ich hatte da überhaupt keine Assoziationen. Ist das jetzt eine Bildungslücke, eine schwerwiegende?

    eine gaaaaaanz schwerwiegende :shock: sag bloss, Du kennst nicht die "Lady in Black" :shock:

    Er erklärt das anfangs ja ziemlich ausführlich. Vielleicht ist der Abschied der Micawbers sozusagen das Pünktchen auf dem i.

    Das hab ich wohl nicht aufmerksam genug gelesen :uups:

    Sind das besondere Wege, auf denen Dickens seine Helden laufen lässt? Alte Handelsstraßen?
    Krönungsstraßen?

    das sind wohl schon die alten Straßen, es geht wohl eher darum, dass Dickens seinen David auf die gleichen Wege schickt wie Chaucer und Shakespeare. Er hätte Tante Betsey ja auch wo ganz anders leben lassen können. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Was mir gerade einfällt, wenn ich an seine Physiognomie denke: kann es sein, dass er das Down-Syndrom hat?

    Das könnte sein :-k , auch seine kindliche Art...Allerdings kann ich mir gar nicht vorstellen, dass Trisomie-Menschen damals so alt werden konnten.
    Später werden aber Inselbegabungen beschrieben, ich glaube, wir haben es mit einem Autisten zu tun (die ja auch eine andere Grunderkrankung haben können).
    Ist Canterbury eigentlich der Ort, wo "die Säulen der Erde" spielen? Das habe ich mal vor 20 Jahren gelesen, aber irgend etwas klingelt da bei mir...

    :study: Junge mit schwarzem Hahn- Stefanie vor Schulte


    No two persons ever read the same book (Edmund Wilson)

  • Heute klappt das nicht so bei mir, hab den Kopp momentan einfach zu viel mit anderen Dingen voll.
    Aber das Buch gefällt mir noch immer sehr gut.

    Mir auch! :thumleft:
    Das Lesen im Wochenrhythmus finde ich übrigens super @Squirrel. Da kann man wenigstens gegensteuern, wenn einen der Alltag voll im Griff hat, und man sich der Lektüre nicht so widmen kann, wie man eigentlich möchte.


    Dann geht es ihr besser ?

    Danke, es ist alles gut überstanden, wir haben sie schon gestern nach Hause geholt. Auf dieser Station hätte ich sie keinen Tag länger gelassen.
    Meine Mutter ist 5 Tage in einem Erste-Klasse-Zimmer gelegen, wurde vom Pflegepersonal wie eine Bittstellerin behandelt (sie ist aber wirklich keine lästige Patientin) und hat in der ganzen Zeit ein einziges Mal einen Arzt gesehen, und zwar bei der Entlassung. Das aber auch nur, weil ich von der Schwester vehement gefordert habe, dass sofort und unverzüglich ein Arzt am Bett meiner Mutter zu erscheinen, und den Entlassungsbericht zu schreiben habe. So war es dann auch. Eine Visite hat es an keinem einzigen Tag gegeben.
    Ich ärgere mich heute noch furchtbar, deshalb will ich das Thema ad acta legen, und schreibe auch keine Beschwerde. Mutter hat überlebt, das Spital die besonderen Gebühren kassiert, mehr kann man nicht erwarten. :|

  • Ist Canterbury eigentlich der Ort, wo "die Säulen der Erde" spielen? Das habe ich mal vor 20 Jahren gelesen, aber irgend etwas klingelt da bei mir...

    Meines Wissens spielt Folletts Roman in dem (fiktiven?) Ort Kingsbridge :wink:

    wir haben sie schon gestern nach Hause geholt. Auf dieser Station hätte ich sie keinen Tag länger gelassen.

    schön, dass Du sie wieder bei Dir hast :friends:

    Eine Visite hat es an keinem einzigen Tag gegeben.

    Das allerdings ist unvorstellbar - ich würde auf jeden Fall eine Beschwerde schreiben, vielleicht hört man jemandem vom Fach und Personal eher zu? :wuetend:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • @Sylli
    Da kann ich @Squirrel nur zustimmen, ich würde auf alle Fälle auch eine Beschwerde schreiben. Tut mir leid dass Ihr da so schlechte Erfahrungen machen musstest, vor allem Deine Mutter.
    Schön, dass sie jetzt wieder daheim ist :applause::friends:

  • Wenn ich das jetzt richtig in Erinnerung habe, gehört ihr das bewusste Rasenstück doch gar nicht - sie verhält sich nur so als sei es ihr Eigentum

    Da war dann wiederum ich unkonzentriert. :uups:

    sag bloss, Du kennst nicht die "Lady in Black

    Oh Gott, das sind die? Das ist ja ein schrecklicher Grabgesang. :-#

    ich würde auf jeden Fall eine Beschwerde schreiben, vielleicht hört man jemandem vom Fach und Personal eher zu?

    Ja, wahrscheinlich würden sie sich entschuldigen und mich mit ein paar heuchlerischen Worten beschwichtigen. Darauf kann ich verzichten.
    In Wahrheit zählt der Patient nicht, sondern nur Wirtschaftlichkeit und Technik.
    Wenn ich mein Dienstverhältnis in 43 Monaten beenden und in Pension gehen kann, hätte ich nur diesen einen Wunsch: Nie mehr in meinem Leben auch nur irgendein Krankenhaus von innen sehen zu müssen (weder als Angehöriger noch als Patient). Ich war dann 41 Jahre dort, das muss reichen für alle Zeiten!