Magda Albrecht - Fa(t)shionista


  • Buchdetails



    • Erscheinungsdatum Erstausgabe : 02.01.2018
    • Aktuelle Ausgabe : 02.01.2018
    • Verlag : Ullstein extra
    • ISBN: 9783864930539
    • Flexibler Einband 336 Seiten
    • Sprache: Deutsch

    Inhaltsangabe zu „Fa(t)shionista“ von Magda Albrecht Schon als Sechsjährige ärgert sich Magda Albrecht über die Kommentare ihrer Mitmenschen, die abfällig über ihren dicken Körper sprechen. Heute will sie das Schönheitsideal verändern, besser: ausdehnen, denn nicht die vielen Pfunde, sondern die Vorurteile sind hartnäckiger als gedacht: Wer dick ist, hat versagt, ist faul und ungebildet. Warum eigentlich?, fragt sich die Autorin nach vielen Jahren der Verunsicherung und verordnet sich seither keine Diätshakes mehr, sondern eine doppelte Portion Selbstbewusstsein. Denn sie hat gelernt, dem Schlankheitsideal etwas entgegenzuhalten: stolze Fatshionistas und die Erkenntnis, dass Diäten nichts bringen — außer schlechter Laune.



    Meine Meinung:

    Von der Autorin und selbst bekennenden Fa(t)shonista Magda Albrecht hatte ich bisher noch nichts gelesen und war, nach der Leseprobe, total gespannt auf dieses Buch. Hierbei handelt es sich um ein Sachbuch, jedoch wird wenigier sachlich als persönlich auf die Themen eingegangen und ich würde das Buch eher als Biographie sehen denn als Nachschlagewerk. Wer jedoch auf der Suche nach Literatur zum Thema ist, erhält neben einem Erfahrungsbericht auch noch viele Quellenangaben zum Weiterrecherchieren.


    Die Geschichte von Magda (bis jetzt, ins hohe Alter von Anfang dreißig) fand ich spannend zu lesen, als Lehrerin ist gerade ihre Erfahrung in Kindheit und Jugend spannend und lehrreich für mich. Auch andere Fallbeispiele von Kindern und Jugendlichen fand ich erschreckend. Nicht, dass diese zu viel Gewicht auf die Waage bringen, sondern wie krass die Ansätze von Eltern und Pädagog*innen sind. Für mich grenzt es schon an Körperverletzung, Heranwachsende mit Diätpillen vollzustopfen.


    Was mich wenig interessiert hat, war das ausführliche Shoppingkapitel samt Selbsterfahrung. Für mich ist Mode nicht interessant, meine Interessenslage liegt wo anders (ich besitze kein einziges Paar Ohrringe und auch nicht mehr als je drei Kleider / Hosen / Paar Schuhe). Der interessante Punkt hier ist für mich, wie Menschen mit ständig erlebter Diskriminierung umgehen.


    Beim Punkt "Ernährung" bin ich mit der Autorin nicht einer Meinung, nämlich, dass es keine Einschränkungen bei diesem Thema geben sollte, und dass es "die gesunde Ernährung" nicht gibt. Auch hier stütze ich mich auf Studien, die zeigen, dass Zuckerkonsum abhängig macht. Dass dabei die Kinder/ Jugendlichen zunehmen, ist für mich nicht der relevante Aspekt. Die Konzentrationsstörungen, das Aufmerksamkeitstief und die aus der zugeführten schnellen Energie erzeugten Zappeligkeit und Unruhe im Unterricht stellen jedoch in den Klassen Probleme dar. In den USA gibt es Schulen für Schwererziehbare, wo die Jugendlichen (neben kleinen Klassen) auch ausschließlich gesunde und vollwertige Ernährung mit hohem Obst- und Gemüseanteil vorfinden.
    Ich begrüße ebenso das Alkohol- und Rauchverbot in Schulen, bin dafür, dass man Jugendliche nicht permanent am Smartphone / Computer herumhängen lässt, sondern echte Sozialkontakte fördert - und ebenso müssen Bildungseinrichtungen für gesunde Ernährung Sorge tragen. Was privat gegessen wird, liegt im eigenen Ermessen.


    Neben vielen interessanten Studien und gut untermauerten Argumenten fällt mir jedoch der größte Kritikpunt auf, der mich das Buch auf "durchschnittlich" stufen lässt: nämlich die ständigen Wiederholungen. Ich habe kein Problem damit, wenn wichtige Punkte im gesamten Buch zwei oder drei Mal aufgegriffen werden, jedoch wurden hier für meinen Geschmack zu viele Punkte zu oft wieder aufgewärmt, zum Beispiel "mein Fett ist politisch". Wenn ich das zwei oder drei Mal lese, ist es für mich ein Statement, wenn das inflationär verwendet wird, finde ich es nervig.


    Fazit: Ein gut geschriebenes Buch zur Thematik, das für mich jedoch zu viele Wiederholungen aufweist.


  • Für mich grenzt es schon an Körperverletzung, Heranwachsende mit Diätpillen vollzustopfen.

    Sicher. Ich denke aber, es ist eher der Regelfall wenn Kinder schon an Süßigkeiten gewöhnt werden wenn sie noch nicht einmal Zähne haben. Ist doch schön, die Kleinen mit einem Eis ruhig zu stellen, damit man mal Ruhe hat.


    Vielleicht verstehe ich auch etwas falsch, aber ich kann echt nicht nachvollziehen wie man Übergewichtigsein auch noch abfeiern und die Leute dazu animieren kann. Man braucht sich deswegen nicht zu schämen, niemand "hat versagt, ist faul oder ungebildet", aber es ist schlicht und einfach ungesund, macht krank und die Chance, früher in die Kiste zu springen als ein Normalgewichtiger ist einfach größer. Ob die Laune der Autorin dann 10 Jahre in der Zukunft bei vielleicht starken Rückenschmerzen, Diabetes oder kaputten Gelenken immer noch so gut ist, möchte ich bezweifeln. Ich habe selbst mit Übergewicht zu kämpfen, mal mehr und mal weniger, und bin momentan auf einem guten Weg, nach langer Zeit endlich mal wieder in Richtung Normalgewicht zu gehen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich damit abzufinden, geschweige denn das zu feiern, aber der Blödheit sind heutzutage scheinbar keine Grenzen mehr gesetzt.

  • Man braucht sich deswegen nicht zu schämen, niemand "hat versagt, ist faul oder ungebildet", aber es ist schlicht und einfach ungesund, macht krank und die Chance, früher in die Kiste zu springen als ein Normalgewichtiger ist einfach größer. Ob die Laune der Autorin dann 10 Jahre in der Zukunft bei vielleicht starken Rückenschmerzen, Diabetes oder kaputten Gelenken immer noch so gut ist, möchte ich bezweifeln.

    Stimmt. Man braucht sich nicht schämen und muss auch diese Vorurteile nicht kommentarlos schlucken.


    Aber, sie weist einige Vorschläge zum Thema Gesundheit und Gewichtsreduktion sehr stark von sich. Sie meint, dass man auch als Dicke gesund sein kann und es nicht immer nur das Gewicht ist, was zu Krankheiten führt. Es gäbe auch Dünne mit Knieproblemen.
    Das ist natürlich alles wahr, aber die Art und Weise, wie sie das kommuniziert ist wirklich nicht vorbildlich. So etwas trotziges ist mir da selten untergekommen. Keinerlei Einsicht oder zumindest ein Zugeständnis daran, dass die Gesundheit sich verbessern KÖNNTE.


    Gemüse ist auch plötzlich ungesund, weil manche es nicht vertragen und davon Bauchschmerzen bekommen.
    Die Frau ist auch definitiv Zuckersüchtig. Wenn Schokorosinen die einzigen Zuckerbomben in ihrer Süßschublade sind, dann lutscht sie die Schoki ab und wirft die Rosinen weg. Ernsthaft? Wie tief in der Sucht kann man stecken?!
    Für mich ist sie keine gesunde, vorbildliche, positiv denkende Fatshionista. Ich glaube da gibt es andere Persönlichkeiten, die das Lebensgefühl besser rüberbringen. Das Buch tut ihr keinen Gefallen.


    PS: Dass Kinder so schnell an Zucker herangeführt werden finde ich auch gruselig. Da ist die Zuckersucht vorprogrammiert. Ich spreche aus Erfahrung.


    Leider merken Eltern das oft nicht. Ich erlebe das im Bekanntenkreis. Da wird ein Brotkrümelchen mit Nussnougatcreme beschmiert und das Kind (war es schon 2 Jahre alt?) lutscht auch nur die Schoki vom Brot. Aber es wird sich gewundert warum das Kind den Eltern die ganze Zeit auf die Nerven geht.
    Tja, selber schuld würde ich sagen.

    Liebe Grüße, Tardigrada


    :study: "Moja Igra" von Luka Modrić (Autobiografija)

    :bewertung1von5: 2018 gelesen: 23 :bewertung1von5: 2017 gelesen: 120 :bewertung1von5: 2016 gelesen 140 :bewertung1von5:2018 - 2019 Leseflaute

  • und es nicht immer nur das Gewicht ist, was zu Krankheiten führt. Es gäbe auch Dünne mit Knieproblemen.

    Das erinnert mich dann an die gerne hergenommene Argumentation, dass man auch als Nichtraucher Lungenkrebs bekommen kann. Das mag sicherlich korrekt sein, aber als Raucher ist die Chance dann halt viel, viel höher.

  • aber als Raucher ist die Chance dann halt viel, viel höher.

    Ich würde da eher von "Risiko" als von "Chance" sprechen. :wink:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998