Häfner, Heinz - Ein König wird beseitigt

  • Der Autor


    Heinz Häfner. Dr.med, Dr.phil., Dr. h.c.mult., ist em. Professor für Psychiatrie der Universität Heidelberg und ehem. Direktor des Zentralistituts für Seelische Gesundheit in Mannheim.
    Für seine Forschungen wurde er mehrfach ausgezeichnet.
    Er ist Mitglied der nationalen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina) und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.


    Klappentext


    Es gibt wahrscheinlich keinen neuzeitlichen Herrscher, dessen leben und tragisches Ende von so vielen Legenden umrankt ist.
    Aus verfassungsrechtlichen Gründen und bisher nur teilweise offengelegten Motiven hatte Prinz Luitpold, der spätere Regent, die bayrische Regierung gewonnen, an einem Entmündigungs- und Absetzungverfahren gegen Ludwig II. mitzuwirken.
    Bernhard v. Gudden lieferte das von ihm erwartete Expertenurteil: unheilbare Paranoia,Geistesschwäsche und dauernde Regierungsunfähigkeit. Prinz Luitpold ermächtigte den Psychiater, den König festzunehmen und auf Schloß Ber - unbefristet - zu internieren. Zwei Tage später, am 13.Juni 1886, ertrank der König zusammen mit v. Gudden im Starnberger See.


    Der renommierte Psychiater Heinz Häfner kann in diesem Buch zeigen und belegen, das der König weder nach den damals geltenden Kriterien, noch nach einer mit Mitteleln moderner Neurowissenschaft durchgeführten Analyse an einer Geisteskrankheit gelitten hat. Ludwig II. war weder wahnsinnig noch geistesschwach. Im Gegenteil: bis in die letzten Tage seines Lebens verfügte er unvermindert über außergewöhnliche geistige Fähigkeiten und erfüllte korrekt seine administrativen Aufgaben.
    Häfners Darstellung erfaßt die Gestalt Ludwigs II. im dynastischen und politischen Kontext seiner Zeit und läßt sein ungewöhnliches Handeln und selbst sein tragisches Ende verständlich werden.
    Das Machtentzugsverfahren, dessen Opfer er wurde, hat Vorbilder und Paralellen im 19. Jahrhundert. Das dafür erfolgreiche Instrumentarium bot die im 19. Jahrhundert heranwachsende medizinische Disziplin der Psychiatrie. Sie ersetzte mit dieser noch keineswegs besonders humanen Maßnahme die härteren Methoden früherer Tage wie Tötung, Kerker oder Verbannung.


    Meine Meinung


    Zugegeben, ein Fachbuch, aber eines, welches über Strecken so spannend wie ein Krimi geschrieben ist.
    Ludwig II. war nicht der einzige "Patient", sondern auch, z.B., Friedrich Wilhelm IV. v. Preußen, Ludwig, Erbgroßherzog v. Baden und sogar seine ehemalige Verlobte Prinzessin Sophie ( sie verliebte sich, als sie bereits verheiratet war, in einen Arzt, floh mit ihm und landete schließlich in der Klinik des berühmten Krafft-Ebing, da sie unter einer sexuellen Abartigkeit (!!) litt).


    Das Buch als solches ist in dreizehn übersichtliche Kapitel angeordnet, von der Persönlichkeitsbildung des Königs bis hin zur Gehirnsektion des Königs.
    Ergänzt wird das Buch durch zahlreiche Bilder und einen umfangreichen Registernachweis.


    Mir hat das Buch gut gefallen, da es sachlich und außerordentlich informativ gehalten ist. Wer sich für diese Thematik interessiert, wird hier auf´s Beste bedient.

    Komm zu mir in der Stille der Nacht; komm zu mir in der beredten Stille eines Traums.


    Christina Rosetti, Echo