Andrea Camilleri - Die Revolution des Mondes/La rivoluzione della luna

  • Inhalt: (Cover)
    Im Jahre 1677 gehört Sizilien zur spanischen Krone. Der Vizekönig Don Angel de Guzám, ein zitternder Fleischberg, wird von zwei Höflingen auf den Thron gehievt. Um ihn herum sitzen die nicht weniger monströsen Mitglieder des Heiligen Königlichen Rats. Während draußen das Volk hungert, haben die Räte gut lachen: Der Vizekönig nickt all ihre Gesetze ab - so scheint es zumindest. Bis der anwesende Arzt seinen Tod feststellt. Panik breitet sich aus im korrupten Adel und Klerus, als der Nachfolger verkündet wird. Don Angels Gattin, Elenora di Mora, eine Frau von magnetischer Schönheit, erwirkt in Windeseile dringend nötige Reformen.
    Schon wird sie von den Bürgern gefeiert, da wird sie vom spanischen König abberufen.
    Die Revolution dauert einen Mond lang;historisch ist es die aufflackernde Ahnung von einer gerechteren Welt.


    Autor:
    Bekannt geworden ist Andrea Camilleri, einer der meistgelesenen Autoren Italiens, durch seine Bestsellerkrimis um den Commissario Montalbano. Doch sein Werk hat noch eine ganze Reihe anderer Facetten. In vielen weiteren Romanen und Erzählungen beeindruckt er seine Leser, erscheinen sie nun in historischem oder kriminalistischem Gewand. Außerdem hat Camilleri Gedichte und Essays verfasst sowie als Regisseur und Universitätsdozent gearbeitet. Fast immer präsent ist dabei ein verbindendes Element: Camilleris Heimat Sizilien, wo er 1925 zur Welt kam. Auch wenn er in Rom lebt, ist der dreifache Vater seinen sizilianischen Wurzeln immer treu geblieben und holt sich die Inspiration für seine Werke immer wieder auch bei Spaziergängen durch seinen Geburtsort und Zweitwohnsitz Porto Empedocle


    Meine Meinung u. Bewertung:
    Von der ersten Seite an, weiß Andrea Camilleri seine Leser ins rechte Bild zu setzen.
    Mitleid und Häme wechseln sich ab bei der Beschreibung wie sich die Dienerschaft bemüht den schwer an Elephantiasis erkrankten Vizekönig auf den Thron zu hieven. Seine Gattin hatte noch versucht ihn vor dieser Tagung zu bewahren, aber sein Pflichtgefühl ließ dies nicht zu. Es sollten die letzten Momente seines Lebens sein.
    Doch schnell wurde sein Leben um 1,5 Stunden verlängert. Jeder wollte sich noch nach Herzenslust bereichern bis man offiziell seinen Tod verkündete.
    Auch dass die trauernde Witwe Eleonora von ihm zuvor als Nachfolgerin ernannt wurde, setzte die Ratsherren eher in Erstaunen ohne aus der Fassung zu geraten. Bisher hatte sie kaum jemand zu Gesicht bekommen. Im Kloster aufgewachsen hielt sie sich im Hintergrund, nur ihre sagenumwobene Schönheit war im Gespräch.
    Wer konnte auch damit rechnen Intelligenz und Schönheit mit Durchsetzungsvermögen so massiv vorzufinden.
    Zielstrebig macht sie sich an Werk, durchschaut die Machenschaften der hohen Herren und stutzt ihnen gewaltig die Flügel. Sie setzt auf Ehrlichkeit und Treue, ein kaum vorhandenes Pflänzchen im Palermo, wobei sie ihre weiblichen Waffen nicht außer Acht lässt. Schon bald lehrt sie die Höflingen, Adligen und Pfaffen das Fürchten. Manch einer gerät in Panik. Betrug und Korruption sollen endlich ein Ende haben, dem Volke geholfen werden.
    Ich gestehe von dieser Eleonora hatte ich bisher noch nichts gehört, um so spannender fand ich die Geschichte, die Camilleri ausgegraben hat. Er sagt selbst sich bei diesem Roman einige Freiheiten gelassen zu haben - solange es so genial stattfindet, wird sich wohl niemand daran stoßen, denke ich.
    Ich mag Camilleris Bücher sehr, aber dieser Roman hat mich total begeistert. Historisch ja, aber da ist nichts Verstaubtes sondern vieles findet sich in der Gegenwart wieder. Für den Autor ist dieses Thema die absolute Spielweise. eine wahre Bühne für Spott und Ironie. Ich schwanke stets zwischen Entrüstung oder gar Grusel in einem Netz von Spannung gefangen, amüsiere mich, verübe Rache, spüre Genugtuung.
    Schade, dass Eleonora nur 28 Tage im Einsatz war - vielleicht hat Andrea Camilleri recht - Frauen an die Macht. :lol:
    Von mir gibt es für dieses wunderbare Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

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