Georg Jonathan & Richard David Precht - Die Instrumente des Herrn Jørgensen

  • Ansgar Jørgensen, Polizist mit abgebrochenem Theologiestudium, wird im Rahmen eines Weiterbildungsprogrammes auf die kleine dänische Insel Lilleø geschickt. Das Programm spricht zwar großspurig von Akkommodation und sozialer Assimilation, in Wahrheit steckt aber nur ein Verteilungsproblem dahinter: zu viele Bewerber für den Polizeidienst in Kopenhagen und viel zu wenige für die Provinz.


    Am Tag von Ansgars Ankunft wird der alte Hans Larsen begraben, und schon brodelt die Gerüchteküche, man habe Hans ermordet und deshalb einen zusätzlichen Polizisten hergeholt. Stattdessen macht sich Ansgar mit den Gewohnheiten seines einheimischen Kollegen Malte vertraut, räumt und sortiert sich durch das schräge Polizeiarchiv seines Vorgängers Kirstein aus den 20er Jahren und erfährt nebenbei von zwei Rätseln, die die Insel birgt: ein mysteriöses gestrandetes Schiff vor fast 200 Jahren sowie ein Engländer unklarer Herkunft, der zur Amtszeit Kirsteins auf der Insel starb. Und dann taucht aus dem Nachlass von Hans Larsen ein alter Sextant auf - ob der etwas mit wenigstens einem der beiden Geheimnisse zu tun hat?


    Ansgar stürzt sich neben seiner Archivaufräumaktion und Erkundungsgängen über die Insel, um Land und Leute kennenzulernen, in langwierige Nachforschungen und macht dabei noch mehr interessante Entdeckungen ...


    So gemächlich wie das Leben auf Lilleø abläuft, so viel Zeit lässt sich das Autoren-Brüderpaar mit dem Erzählen. In wohlgesetzten Worten schildern sie in vielen Einzelheiten Ansgars "Abenteuer Provinz", doch nicht ohne Spannung aufkommen zu lassen, was es nun mit dem Schiff, dem Engländer und Hans Larsen auf sich hat.


    Lange Zeit gelingt das wunderbar, zwar plätschert das Buch eher sanft dahin als mit Actionreißerszenen aufzuwarten, aber alles ist stimmig. Je näher Ansgar der Auflösung kommt, umso zäher und verworrener wird es leider. Seitenlange geschichtliche Abhandlungen oder merkwürdige, traumsequenzartige Abschnitte haben es tatsächlich geschafft, mir mit den letzten 100 Seiten das Buch noch zu verleiden.


    Sehr schade, denn wie sich der "Fremdkörper" Ansgar aus der Stadt allmählich an die Menschen von Lilleø herantastet und sich so seine Gedanken über alles mögliche macht, gefiel mir gut, ebenso sein trockener Humor.