Joan Aiken - Das Mädchen aus Paris

  • Zum Inhalt
    Ellen Paget arbeitet als Erzieherin in einem Mädchen-Pensionat. Als sie gerade beginnt sich richtig in den ebenfalls dort arbeitenden Monsieur Patrice zu verlieben, wird sie Hals-über-Kopf nach Paris geschickt, in die Welt der Mode und Extravaganz, der Künstler und Freidenker, um dort in einer Familie zum einen die 4jährige Tochter Menispe zu erziehen und zum anderen soll sie den Haussegen wieder gerade biegen. Keine einfache Aufgabe, denn das Kind ist sehr verwöhnt, die jungen Eheleute einander entfremdet und hinter dem Ganzen steckt noch eine ganze Menge mehr... Aber Ellen Paget macht sich mutig ans Werk und verbucht bereits kleinere Erfolge, als die Situation doch eskaliert und sich eine Targödie anbahnt.....


    Meine Meinung
    Mit hat das Buch sehr gefallen. Man merkt, dass Aiken ein Jane-Austen-Anhänger ist, denn auch dieses Buch ist in ähnlichem Stil geschrieben.
    Die Charaktere in diesem Buch sind sehr interessant und glaubhaft dargestellt. Den einzigen Minus-Punkt gibt es für das Ende, dass für mich ein wenig Holter-die-Polter vom Zaun gebrochen wurde... wenn ihr versteht, was ich damit meine. Es geht auf einmal alles ganz schnell, wo vorher eine sich langsam-enfaltende Geschichte war, so dass das Ende nicht so recht zum Anfang passen will, auch wenn es inhaltlich einigermaßen stimmig ist. Es scheint fast so, als hätte die Autorin mit einem Mal keine Zeit oder keine lust mehr gehabt. Schade!
    Trotzdem eine sehr lohnende Lektüre.

  • Danke für deine Vorstellung. Ich habe vor ca. 4 Jahren eine Fortführung eines Austenromans gelesen (ich glaub, es war "Die jüngste Miss Ward"). Das gefiel mir so gut, dass ich mir kürzlich zwei weitere Romane der Autorin in den SUB stellte. So warten noch "Fanny und Scylla" und "Jane Fairfax" (auf Jane Austens "Emma" basierend) auf mich.


    Mal sehen, wann ich dazu kommen werde.


    Deins hört sich jedenfalls auch sehr gut an!

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Ja, "Fanny und Scyllla" wartet auch noch auf mich :)
    Ist das denn wie Jane Fairfax auch ein Jane-Austen-Folgeroman?
    Das würde ja eine noch höhere Priorität bedeuten. :mrgreen:


    Auf Jane Fairfax bin ich auch gespannt, das habe ich allerdings nicht selbst sondern muss die Uni-Bibliothek bemühen. :study:

  • "Fanny und Scylla" steht allein. Zumindest konnte ich nirgends einen Hinweis darauf finde, dass er auch ein Austen-Folgebuch ist.


    Ich wüßte auch nicht, auf welchen Roman er sich beziehen sollte.
    Wenn ich ihn lese, gibt es natürlich eine Rezension. :loool: Es sei denn, du bist schneller als ich. Dann gibt es nur einen Kommentar! ;)

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren gelesen - ich bin über "Jane Fairfax" an die Autorin geraten, nachdem ich alle Jane Austen Romane gelesen hatte. Von "Mädchen aus Paris" allerdings war ich sehr enttäuscht, die Parallelen zu "Villette" von Charlotte Bronte waren mir einfach zu groß.


    Katia

  • Hm... okay. Da kannst Du recht haben - ich kenne Villette noch nicht, obwohl die Bronte-Schwestern genau meinem Geschmack entsprechen. :)


    Vielleicht schaffe ich es ja mal, Villette zu lesen und dann nochmal was dazu zu sagen....

  • Die emanzipierte Ellen Paget hat als Tochter aus gutem Hause eine Anstellung als Lehrerin in einem Mädcheninternat gefunden. Nach einer unglücklichen Liebschaft führt sie ihr Weg nach Paris in den Haushalt des Comte de la Ferte. Hier hat sie als Gouvernante der 4jährigen Menispe keine leichte Aufgabe übernommen. Das Kind wird vom selten anwesenden Vater maßlos verwöhnt, von ihrer Mutter Louise jedoch kaum beachtet. Diese interessiert sich viel mehr für Literatur und ihre exaltierte Freundin Germaine. Der Comte ist als Sproß einer alten und reichen Familie verpflichtet, für einen männlichen Erben zu sorgen. Louise will davon jedoch nichts wissen. Als der Familienrat beschließt, der Widerspenstigen ihre Literaturzirkel zu verbieten und sie auf einen entlegenen Landsitz zu schicken, kommt es zur Katastrophe. Nach dem Skandal kehrt Ellen nach England zurück, und sieht sich sogleich bei ihrer Ankunft mit der dubiosen Haushälterin ihres Vaters konfrontiert. Ein schwerer Unfall und eine lange Zeit der Rekonvaleszenz verhindern, dass Ellen Ordnung in die Verhältnisse bringen kann. Um den Vater dem verderblichen Einfluß seiner Hausdame zu entziehen, hält Ellens ältere Schwester ihn wie einen Gefangenen in ihrem Hause. Erst mit Hilfe ihres Stiefbruders Benedict gelingt es Ellen den Unglücklichen zu befreien. Und auch das Happy End für sie selber läßt noch eine Weile auf sich warten.


    Anfangs hat mir der Roman nicht besonders gefallen, aber unvermutet gewinnt er durch die Ereignisse in Paris an Spannung und Dynamik, die bis zum Ende erhalten bleiben. Sowohl die Figuren als auch der Handlungsverlauf erscheinen mir durchaus glaubwürdig dargestellt. Besonders gut geschildert finde ich die Charaktere von Louise und Germaine, deren unkonventionelle Lebensweise in krassem Gegensatz steht zur biederen Ellen, die stets für alle nur das Beste will und dabei selbst in manche Turbulenzen gerät. Insgesamt gesehen eine leichte Lektüre, die gut unterhält und nach einer langsamen Anlaufzeit für durchaus angenehme Lesestunden sorgt.