Jean van Hamme: Unheimliche Begegnung

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Spannend, unheimlich und übersinnlich. Erzählerisch auf Klassikerniveau mit neuem Drive. Zeichnerisch wieder aufwärts!
  • Jean van Hamme / Ted Benoit: Die Abenteuer von Blake und Mortimer (nach E. P. Jacobs) Unheimliche Begegnung; Carlsen - Verlag Hamburg 2002; 68 Seiten; ISBN: 978-3-551-1992-9


    Die Handlung beginnt im Oktober 1777 in den noch jungen USA. Eine kleine Truppe britischer Soldaten kampiert in einem einsamen Tal in der Näde des Adirondack-Geburges. Da erhellt ein unwirkliches Licht die Nacht. Als sich Major Lachlan Macquarrie auf die Suche nach dem Ursprung des Lichts macht, entdeckt er drei Strahlen, die vom Himmel auf die Erde zu leuchten scheinen. Als er den Lichtstrahlen näher kommt, verschwindet er urplötzlich. 177 Jahre später wird der Major tot in Colorado gefunden. Er ist kurze Zeit erstickt. Blake und Mortimer werden mit den Ermittlungen beauftragt.


    Vordergründig geht es hier um den klassischen Kampf Gut gegen Böse, Mortimer / Blake gegen Olrik, ihren Erzrivalen. Van Hamme und Benoit knüpfen damit nahtlos an E. P. Jacobs an. Doch bei genauerem Hinsehen ist hier mehr enthalten. Spannende Actionthriller, Science-Fiction und ein Hauch Öko-Utopie kommen hinzu. An dieser Stelle sei ein paar Worte über die beiden Autoren verloren (als Basis dient der kurze Text zu Beginn des Comics).


    Jacobs ist demzufolge ein langjähriger Mitarbeiter von Herge, dem Autoren der "Tim und Struppi"-Comics. Er begann die Mortimer & Blake - Serie 1946. Das erste Abenteuer trug den Titel "Der Kampf um die Welt" und wurde im Comic - Magazin "Tintin" veröffentlicht. Acht weitere Alben folgten bis 1971; dann mußte Jacobs das Zeichnen aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Der vorliegende Comic nennt Jacobs den "wichtigsten, einflußreichsten und erfolgreichsten Klassiker der francobelgischen Abenteuer - Comics".


    Van Hamme wurde 19396 geboren. Er schreibt schon seit Ende der `60er Jahre Comics. Die Fantasy-Reihe "Thorgal" und der Agententhriller "XIII" stammen gleichfalls von ihm.


    Benoit ist Jahrgang 1948. Anfangs der `70er Jahre zeichnete er die ersten Krimis. Die Serie "Ray Banana" stammt von ihm.


    Van Hamme und Benoit gelingt es, nahtlos an Jacobs anzuknüpfen. Das betrifft sowohl die erzählerische wie zeichnerische Ebene. Hier liegt gut gezeichnete Literatur vor, die sich an Erwachsene wendet. Eine persönliche Bemerkung sei hier erlaubt. Ich selbst kenne auch die Tim-und-Struppi-Comics. Das Niveau der Mortimer-Geschichten ist wesentlich besser, weil hier auf Stereotype verzichtet wird und die Handlung stringenter erzählt wird, so daß inhaltliche Sprünge ausbleiben. Der vorliegende Comic ist so wesentlich angenehmer zu lesen als Tim & Struppi.