Andrea Maria Schenkel - Kalteis
Kurzbeschreibung (amazon):
München, Ende der 30er Jahre: Süß und sehnsüchtig ist der Traum vom Glück in der großen Stadt - auch Kathie träumt ihn und entflieht der Enge des dörflichen Lebens. Manch eine ist hier schon unter die Räder gekommen, aber sie wird es schon schaffen. Oder? Dunkelhaarig, kräftig und hübsch ist sie, wie die Frauen, die seit einiger Zeit in München und Umgebung spurlos verschwinden. Der Teufel scheint auf dem Fahrrad unterwegs zu sein.
In München und Umgebung werden junge Frauen vergewaltigt und umgebracht. Josef Kalteis ist verhaftet worden, aber gehen wirklich alle Verbrechen auf sein Konto?
Wurde vielleicht der Falsche hingerichtet und der Mörder läuft immer noch frei herum?
Gebannt verfolgt der Leser die Geschichte der Frauen, insbesondere die der jungen Kathie, die ihr Dorf verlassen hat und in München gelandet ist: zwischen ihrer hoffnungsfrohen, naiven Suche nach dem Glück und konkreten existenzielle Sorgen, zwischen Gelegenheitsprostitution und der ersehnten großen Liebe braut sich das Unheil zusammen.
Der Hergang der Morde erschließt sich aus Vernehmungsprotokollen, Zeugenaussagen und Vermisstenanzeigen. Aber auch die Opfer und der Täter kommen zu Wort, so dass man bis ins Detail die Gedanken des Mörders verfolgt und Angst und Widerstand der Frauen miterlebt. Nach dem großen Erfolg ihres Debüts Tannöd erweist sich Andrea Maria Schenkel mit ihrem zweiten Roman als Meisterin des Genres. Auch diesem Kriminalroman liegt ein authentischer Fall zugrunde, den die Autorin stilsicher bearbeitet: Johann Eichhorn wurde 1939 wegen vielfacher Vergewaltigung und Mord in München in einem Schnellverfahren verurteilt und hingerichtet.
Meine Meinung:
Wie schon in ihrem ersten Buch "Tannöd" hat sich Andrea Maria Schenkel auch für ihr nächstes Buch einen authentischen Fall als Vorlage vorgenommen.
Mit nur knapp 150 Seiten ist es (leider) ein recht kurzer Kriminalroman.
Der Erzählstil, wie die Geschichte bzw. die einzelnen Schicksale beschrieben werden, gefällt mir gut. Man kann sich gut hineinversetzen und ich habe mir öfter gedacht: ja genau, so muss das damals gewesen sein.
Die Beschreibung der Überfälle ist teilweise sehr genau, die (grausamen) Handlungen des Täters werden detailliert beschrieben (z. B. im Kapitel von Marlis).
Irgendwie ist ihr zweites Buch ihrem ersten Buch sehr ähnlich:
der Stil der Beschreibungen, mehrere Erzähler in den Kapiteln - das erinnerte mich doch zu sehr an Tannöd. Schade eigentlich...
Nichtsdestotrotz war es ein kurzweiliges Leseerlebnis, das ich nicht bereue, wenn es auch nicht ganz die Erwartungen erfüllt hat.
Die beiden Bücher sind ja relativ kurz hintereinander erschienen. Diesen kurzen Abstand finde ich eigentlich eher ungewöhnlich...
Andrea Maria Schenkel schreibt übrigens bereits an ihrem dritten Buch.