• Wieder einmal ein Schmökerspaß!


    Der Roman erschien 1849, ein Jahr nach ihrem Bestseller „Jane Eyre“, der die Autorin weltweit berühmt machte. Doch erst 1959 als Asa Briggs nochmals das Werk ins Gedächtnis rief, brachte eine größere Leserschaft und Verständnis für den Inhalt. 1849 fand die Welt folgendes im Feuilleton:


    „ … jegliche In-sich-Geschlossenheit, infolge mangelnder Kunst, fehlt … Die Autorin scheint sich nie eindeutig entschieden zu haben, ob sie nun Land und Leute von Yorkshire und die sozialen Verhältnisse in den Tagen von König Lud beschreiben oder Charakterbilder malen oder eine Liebesgeschichte erzählen wollte. Alles wird nacheinander angestrebt und wieder verworfen.“ S. 934 Nachwort von Olaf Grunert


    Und es stimmt schon, so ganz abgerundet liest sich das Werk nicht. Die ersten 100 Seiten beispielweise sind eine lose Aneinanderreihung von Figuren und Andeutungen zur Zeitgeschichte. England in der Situation der Kontinentalsperre, die die Franzosen über sie verhängt hatten. Damit sollte man sich ein wenig auseinander setzen, um so richtig in den Roman hinein zu finden. Auch weiterhin werden die Figuren und Themen etwas gesondert voneinander betrachtet. Aber ein Lesevergnügen stellt sich dann doch rasch ein.


    Caroline ist die Nichte vom Pfarrer von Yorkshire. Ihre Eltern haben sich kurz nach ihrer Geburt getrennt, sie lebte dann eine Zeit lang bei ihrem Vater, der ein Säufer, ein Schönling und Schweinehund war. Bis ihr Onkel sie ins Pfarrheim geholt hat.
    Geborgenheit und Herzenswärme hat sie nie kennen gelernt und so ist es kein Wunder, dass sie sich bei ihrer Cousine und Cousin (die kürzlich in die Gegend gezogen sind) sehr wohl fühlt. Sie verliebt sich in ihren Vetter und muss mit ansehen als dann „Shirley“ in die Handlung platzt, dass sich alle Aufmerksamkeit um diese Dame dreht.


    „Shirley“ ist eine natürliche Schönheit, geistreich, reich und eigenwillig, alle Männer von Yorkshire liegen ihr zu Füßen. Trotz dieser Umstände bahnt sich eine innige Freundschaft zwischen diesen Hauptfiguren an.


    Das Werk ist politisch tief, voller authentischer und charakterstarker Figuren, und für die damalige Zeit sehr aufgeschlossen, wenn nicht gar feministisch. Genauso frei wie ihre Schwester Anne in „Agnes Grey“, denken ihre weiblichen Gestalten an ihre Entwicklung, Karriere und innerer Zufriedenheit. Nach kurzer Einleseschwierigkeit habe ich den Wälzer genossen und mich teilweise stundenlang darin ergangen. Ein Schmökerspaß, und eine weitere Brontë-Empfehlung!

  • Ich ging mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch heran - und ich wurde absolut nicht enttäuscht. Also schließe ich mich der Threaderstellerin zu 100% an. Dieses Buch muss ein Brontë-Liebhaber (oder allgemein Klassiker-Liebhaber) gelesen haben. Der Roman vereint sehr viele Themen und ein Interesse für die damalige Politik sollte auf jeden Fall vorhanden sein. Was mir sehr gut gefallen hat, dass die Autorin einen als Leser sehr oft direkt anspricht. So etwas lese ich eher selten. Sie beschreibt die Personen sehr detailliert und schafft es bei jeder diese authentisch wirken zu lassen. Besonders kann ich hier die Protagonistin Shirley und natürlich auch Caroline Helstone mit anführen. Ich bewundere auch die sehr klare und direkte Erzählweise von Frau Brontë. Es kommt bei den gut ausgearbeiteten Dialogen nie zu Langeweile und das Ende hat mich zufriedengestellt.


    Es gibt von mir die vollen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: für einen rundum gelungenen Roman.

    3 gel. Bücher
    1084
    gel. Seiten
    Ich lese gerade Der Traum der Hebamme (Sabine Ebert),Blutrote Schwestern (Jackson Pearce)

  • Mein Leseeindruck:


    Ich liebe „Jane Eyre“ und wollte deswegen unbedingt noch ein weiteres Buch der Autorin lesen. Und auch "Shirley" hat mir ausgesprochen gut gefallen. Es ist der zweite Roman, den die Autorin veröffentlicht hat.

    In dem Roman geht es vor allem um die beiden Freundinnen Shirley und Caroline, die sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften haben. Caroline, eine vermeintliche Waise, wächst bei ihrem Onkel im Pfarrhaus auf und ist eher ruhig und brav. Shirley dagegen ist da genaue Gegenteil:sie ist eine Gutsherrin, sehr lebhaft, quirlig und unabhängig. Caroline verliebt sich unsterblich in ihren Cousin Robert Moore. Sie scheint aber nicht gegen den Charme von ihrer Freundin Shirley anzukommen, die Robert Moore ebenfalls interessant findet. Den Hintergrund zu der Geschichte bildet er napleonischen Kriege zur Zeit der Kontinental-Sperre.


    Die Geschichte entwickelt sich sehr gemächlich und ruhig. Gerade diese Langsamkeit hat mir so gut gefallen. Ich konnte beim Lesen hervorragend abschalten und mich an der wunderschönen Sprache der Autorin und den umfangreichen Landschaftsbeschreibungen erfreuen. Charlotte Bronte spricht den Leser in dem Roman sehr oft direkt an und baut kleine Scherze und viele ironische Anmerkungen ein. Das hat mir richtig gut gefallen und lockert das Ganze immer wieder auf.
    Besonderst gut gefallen mir bei Charlotte Bronte auch die Frauenfiguren. Sie sind für die damalige Zeit äußerst emanzipiert, selbständig und unabhängig. Die Frauen denken mit, haben ihre eigene Meinung und jede ihren eigenen Charakter.

    "Jane Eyre" hat mir zwar noch ein kleines bisschen beser gefallen. Aber ich kann diesen wunderbaren Roman nur jedem empfehlen, der gerne Klassiker liest und Freude an wunderschönen Sätzen hat.

    Von mir deswegen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: