Theodor Fontane - Effi Briest

  • Autor: Theodor Fontane
    Titel: Effi Briest


    Habe das Buch auf dem Bücherflohmarkt entdeckt und sofort gekauft! (Mängelexemplar daher nur € 2,90! :cheers: )


    Inhalt:
    "Ich fürchte mich vor ihm", so Effi von Briest über den Baron Innstetten, den sie auf Wunsch ihrer Eltern heiratet. Sie ist siebzehn, schön und sinnlich, er achtunddreißig, preußischer Beamter, grundsatztreu und korrekt, hölzern und steif, doch mit vielversprechender beruflicher Zukunft.
    In dem tristen Provinznest Kessin, wo Innstetten als Landrat amtiert, soll ein "Angstapparat aus Kalkül" die junge Frau disziplinieren.


    Innerlich bald vereinsamt, hat sie eine Affäre mit dem Major von Crampas, einem "Damenmann", die ein Ende fndet, als Innstetten anch Berlin versetzt wird.


    Nach sieben Jahren entdeckt dieser zufällig die Liebesbriefe, die Crampas in Kessin an Effi geschrieben hat.


    Bin gespannt wie es weitergeht!


    Liebe Grüße, Nathy! :cherry:

  • Liebe Natalie,


    schön daß jemand Klassiker liest. Üblich ist es zuweilen dann "Madame Bovary" von (tut mir leid ich kriege es gerade nicht zusammen) sowie "Anna Karenina" von Tolstoi zu lesen und die Frauenschicksale zu vergleichen. Könnte dir gefallen - ich wünsche Dir jedenfalls viel Spaß.


    Als emanzipierte Frau userer Zeit kann man sich natürlich über die Reaktionen der Damen und Herren nur die Haare raufen.

    _________________________________________________________
    Einen schönen Tag noch wünscht mcfrau.



    :study: Astrid Fitz "Die Gauklerin" und Thomas Görden "Die Krypta"

  • Ich fand es interessant, dass mcfrau nun also die Effi Briest selbstverständlich neben Madame Bovary (ist übrigens von Flaubert) und Anna Karenina stellte. Ich kam mir vor Jahren ziemlich schlau vor, als ich das "für mich" entdeckte und merke nun, dass dies also Gemeingut ist. Mir scheint, dass es solche einschlagenden Klassiker über Frauenschicksale in mehreren Ländern gibt (hier also Deutschland/Preußen, Rußland, Frankreich). Durch spanische Freunde wurde ich auf einen spanischen Klassiker hingewiesen, der eben dort einen ähnlichen Platz einnimmt. Aufgrund des Beitrages von mcfrau will ich ihn einfach anführen:


    "Die Präsidentin" von Clarin.
    Ich glaube, dass der Originaltitel "La regenta" ist.


    Es ist ein breit angelegter Roman mit vielen Charakteren, der im Deutschen über 800 Seiten hat und ca. zehn Jahre lang die "Präsidentin" begleitet.


    Sehr beeindruckend!

  • @ mcfrau


    Das finde ich ja sehr interessant. Madame Bovary habe ich vor kurzem gelesen, Anna Karenina wird ja jetzt in der kommenden KLR gelesen und Effi Briest subt bei mir noch.
    So habe ich dann alle 3 Frauenschicksale zusammen.
    Vielen Dank für den Tipp :thumleft: :thumright:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Ich habe Effi Briest im Gymnasium durchgenommen - und natürlich immer und immer wieder interpretiert! :roll:
    Und keines dieser endlosen Male wurde es besser. Es war zwar nicht das schlechteste Buch, das ich je gelesen habe, aber vom Hocker gerissen hat es mich auch nicht gerade.
    Aber "das ist ein zu weites Feld". :wink:

  • hab das in meinem ersten semster auf der uni gelesen... und ja.. fontane ist einfach so.. er hat ja aus allen möglichen zeitungsberichten fakten und so herausgesucht und das ganze dann wo anders und unter anderen namen niedergeschrieben - darum klingt das ganze so echt ; ) ..


    na ja.. ansonsten.. ich mag das buch nicht unbedingt.. ich hatte es als reclam und die letzen 250 (von ca. 300 ; ) waren überflüssig.. man hätte das ganze auch viel schneller erzählen können und auch einigermassen interessanter..

  • Herzlichen Dank Tom - ja es ist Flaubert. Leider weiß ich Namen immer ganz ganz schlecht, was mir nicht nur bei Schriftstellern arg zu schaffen macht.


    Alle -auch von den anderen Lesern - angemerkte Zweifel an den Büchern kann man sicher so stehen lassen, aber es sind halt alles Klassiker. Man kann nun lange darüber diskutieren ob man einen gewissen Canon gelesen haben sollte , aber ich altes Fossil habe sie ében fast alle gelesen und kann "mitpupen" wie meine Tochter das zuweilen lässig ausdrückt. (Die aber Gott sei dank auch liest und selten abblockt wenn ich ihr ein Buch empfehle - nur den "Nachsommer" von Stifter hat sie mir mit der Bemerkung "Mutter, wenn ich keine Erziehung hätte - den würde ich Dir nachwerfen" zurückgab.)


    Wer es liest - viel Spaß. Ich denke es gibt in der heutigen Zeit so viel Literatur, man kann nicht alles lesen und ich liebe diese Vielfalt.

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    Einen schönen Tag noch wünscht mcfrau.



    :study: Astrid Fitz "Die Gauklerin" und Thomas Görden "Die Krypta"

  • Zitat

    Original von mcfrau
    ... nur den "Nachsommer" von Stifter hat sie mir mit der Bemerkung "Mutter, wenn ich keine Erziehung hätte - den würde ich Dir nachwerfen" zurückgab.)
    ...


    *wegbrech* :mrgreen:


    Ich habe mich auch schon mal an der Diskussion beteiligt, ob man bestimmte Bücher gelesen haben "muss" oder nciht und ob man an sogenanntn Klassikern rummeckern darf oder nicht.
    Wie man liest, bin ich FÜR das Herummeckern, obwohl ich dennoch viele dieser Klassiker lese. Schließlich kann man nur mitreden wenn man es selber gelesen hat (und das mit 20 Jahren, ich bin ein wenig stolz). :tongue:

  • Zitat

    Original von mcfrau
    ... nur den "Nachsommer" von Stifter hat sie mir mit der Bemerkung "Mutter, wenn ich keine Erziehung hätte - den würde ich Dir nachwerfen" zurückgab.)
    ...



    also.. irgendwie scheint das ein mutter buch zu sein.. ich musste das in der uni lesen und hab es gehasst und meine mutter hat mir währenddessen offenbart, dass sie dieses buch liebt..


    ansonsten lese ich gerne klassiker.. 1. weil ich sie ja sowieso für die uni brauche (studier germanistik - speziell auf literatur) .. 2. weil ich viele bücher davon auch sehr zu schätzen gewonnen habe und sie immer wieder gerne lese und 3. man will ja auch mitreden..

  • Ich habe die oben genannten Klassiker "Anna Karenina", "Madame Bovary" und "Effi Briest" alle innerhalb des letzten Jahres freiwillig, gern und in dieser Reihenfolge gelesen.
    Effi Briest sollten wir jetzt als Pflichtlektüre über die Sommerferien lesen, das nehmen wir in 13/1 jetzt noch im Unterricht durch.
    Mir gefallen alle drei Bücher sehr gut, aber ich kann ohne Probleme sagen, dass mir persönlich "Anna Karenina" am meisten und "Effi Briest" am wenigsten zusagt.
    Irgendwie kam mir bei Effi Briest die Story langgezogener vor als bei den anderen beiden Büchern und Madame Bovary war mir als Mensch nicht allzu sympathisch während eine Identifizierung mit Effi & Anna einfacher herzustellen war ;)

  • Klappentext: Als jungverheiratete Frau hat Effi Briest eine kopflose Affäre mit dem gutaussehenden Offizier und Frauenheld Crampas. Jahre später entdeckt ihr Ehemann Instetten Briefe und fordert Crampas zum Duell. >Effi Briest< ist Fontanes berühmtester Roman. Thomas Mann zählte ihn zu den wichtigsten Werken der Weltliteratur.


    Zusatzinformationen und Handlung: Fontanes Werk erschien 1895 und beruht auf einer wahren Begebenheit: der Ehebruchgeschichte von Elisabeth von Plotho. Außerdem wird es als Gesellschaftsroman der Zeit des bürgerlichen Realismus eingeordnet.


    Zunächst wird kurz die Kind- und Freiheit Effis dargestellt, um zu verdeutlichen was für eine junge Braut sie doch ist. Verängstigt zieht sie dann mit ihrem Mann in ein "Gruselhaus", die Umgebung ist trist und die Gesellschaft nichts für sie. Sie ziehen nach Berlin, der Betrug kommt heraus, Effi wird von ihren Eltern zwar unterstützt, darf allerdings nicht mehr Heim kommen.


    Eigene Meinung: Wenn man sich so den Inhalt anschaut muss man doch feststellen das sehr wenig passiert im ganzen Roman. Der Anfang ist langgezogener, während dann alles sehr kurz gefasst wird und die Geschichte der Effi heruntergerasselt wird.
    Die Rolle der einsamen und verängstigten Ehefrau kommt gut rüber, die der liebenden Mutter allerdings weitaus weniger - ob das an ihrem jungen Alter liegt, an der Zeit oder am männlichen Autor, das muss man selbst entscheiden. Auf jeden Fall musste ich feststellen, dass, wie auch bei "Anna Karenina", mir in diesem Werk, einer Frau die einen anderen Weg einschlägt als die der Treue zum Ehemann, eindeutig die Mutterliebe fehlt.
    Auch Konsequenz ist in diesem Werk nicht zu finden - nach dem Betrug wollen die Eltern Effi zwar nicht wiedersehen, aber finanziell wird sie von ihnen dennoch unterstützt; ihr wird nach monatelanger Trennung erlaubt ihr Kind wiederzusehen und auch der Hund des Exmannes wird ihr zugesprochen - obwohl Instetten zunächst mit einem Duell mit dem Liebhaber hat - welches zum Tode führt und Effi nie mehr sehen will.


    Ich hab das Buch recht schnell durchgelesen, was daran lag, dass keine verzwickten Handlungsstränge oder ähnliches im Buch vorkamen, wie zum Beispiel bei "Anna Karenina" von Tolstoi. Auch mit "Madame Bovary" von Flaubert soll Fontanes Werk vergleichbar sein. Dennoch wurde hier auf lediglich 271 Seiten das Schicksal einer jungen Frau in Deutschland geschildert.


    "Effi Briest" beim Projekt Gutenberg

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Die Vergleiche, die du ziehst fensterfisch, finde ich gut, denn auch ich habe mir dieselben schon gemacht: Eine ähnliche Handlung mal in Frankreich, Russland und Deutschland, man könnte "Lady Chatterly" noch hinzu fügen (England).
    Ich sollte damals bei Effi (Abilektüre) eine Referat über die Natur schreiben, und war fasziniert, denn es entsteht ein Diagramm zur Handlung: Im Frühling wird sich verliebt, wenn eine dunkle Wolke auftaucht, dann steht auch Etwas an. Die Platane, die den Lebenlauf und die tiefe Verwurzelung zur Heimat Effis darstellt und, und, und ...
    Das ist jetzt schon 10 Jahre her, ich denke, nächstes Jahr könnte ich Effi noch einmal lesen, denn es ist bestimmt ein Lesetipp :thumleft:

  • Ich "musste" "Effi Briest" seinerzeit im Deutsch-Leistungskurs lesen und es hat mir - im Gegensatz zu manch anderer Pflichtlektüre - sehr gut gefallen, so dass ich es vor einiger Zeit nochmal gelesen habe.


    Zitat

    Die Rolle der einsamen und verängstigten Ehefrau kommt gut rüber, die der liebenden Mutter allerdings weitaus weniger


    Man muss bei Lektüre aus dem 19.Jhdt bedenken, dass damals das Verhältnis der Eltern zu den Kindern ein ganz anderes war als heute: die armen Leute mussten hart arbeiten und hatten wenig Zeit für ihre zahlreichen Kinder, die Leute der oberen Gesellschaftsschicht hatten Kindermädchen und sahen nicht viel von ihren Kindern.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Zitat

    Original von €nigma
    Man muss bei Lektüre aus dem 19.Jhdt bedenken, dass damals das Verhältnis der Eltern zu den Kindern ein ganz anderes war als heute: die armen Leute mussten hart arbeiten und hatten wenig Zeit für ihre zahlreichen Kinder, die Leute der oberen Gesellschaftsschicht hatten Kindermädchen und sahen nicht viel von ihren Kindern.


    Aber was hindert denn die oberer Schicht daran, etwas mit ihren Kindern zu machen? Dass durch die Kindermädchen etwas von der heute natürlichen Nähe zwischen Mutter und Kind genommen, wurde ist mir klar. Aber wenn zum Kindermädchen eine engere und vertrautere Basis besteht als zur Mutter, finde ich das sehr traurig. Die Angehörigen der oberen Schicht hatten doch außer Gesellschaften nichts anderes zu tun (die Frauen). Und hätten doch trotz Kindermädchen eine liebevollere Beziehung zum Kind aufbauen können - stattdessen bemerkte ich oft nur Kälte bzw. erzwungene Höflichkeit. Die Briests waren doch auch eher der höheren Schicht anzurechnen? - Effis Beziehung zur Mutter hat mir weitaus besser gefallen.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Aus heutiger Sicht hast Du natürlich Recht. Aber damals sah man das ganz anders.
    Man hatte nicht viel Verständnis für die Kinder, die in den ärmeren Schichten schon sehr früh arbeiten mussten.
    In den wohlhabenden Familien mussten sie sich wie kleine Erwachsene benehmen, sich den gesellschaftlichen Regeln ihres Umfelds beugen und gehorchen. Es gab sogar Zeiten, zu denen die Kinder ihre Eltern siezten.
    An einigen "pädagogischen" Sprüchen früherer Zeiten kann man die Beziehung zu den Kindern ganz gut ablesen:
    -Kinder soll man sehen, aber nicht hören.
    -Kinder mit ´nem Willen bekommen etwas auf die Brillen.
    -Wer sein Kind liebt, schont die Rute nicht (oder so ähnlich)


    Da bis zum beginnenden 20 Jhdt die Kindersterblichkeit sehr hoch war, kann man zu einem gewissen Grade verstehen, dass die Eltern sich emotional nicht zu sehr an die Kinder binden wollten. Heutzutage bekommt ein paar nur wenige und meist gut geplante Kinder, um die sich dann alles dreht.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

    Einmal editiert, zuletzt von €nigma ()

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    Das ist jetzt schon 10 Jahre her, ich denke, nächstes Jahr könnte ich Effi noch einmal lesen, denn es ist bestimmt ein Lesetipp :thumleft:


    Das wäre doch schon mal eine neue Idee für die KLR 2007. :thumleft: Im März/April wäre ich glatt dabei.

  • Ich habe gerade wieder "Effi Briest" gelesen. Wieder, weil ich es schon einmal vor einem Jahr gelesen habe. Nun, bei meiner zweiten Beschäftigung mit dem Buch, bin ich noch tiefer in die Geschichte eingedrungen und muss sagen, dass mich "Effi Briest" wirklich berührt. Dieses Buch gehört für mich zu den ganz großen deutschen Klassikern.
    Fensterfisch hat zu Anfang dieses Threads geschrieben, dass nicht viel passiert. Und das ist für die Epoche des bürgerlichen Realismus ein typisches Merkmal, oberflächlich betrachtet. Denn es passiert natürlich schon so einiges. Aber eben nicht mit großem Tamtam. Der Realismus zeichnet sich durch genaue Milieustudien aus, die Figuren werden genau gezeichnet. Und das findet man in diesem Roman wunderbar ausgeführt vor.
    Die damalige gesellschaftliche Situation wird wunderbar gezeichnet und so kann man sich auch in Effis Situation hineinversetzen. €nigma beschreibt das z. B. ganz gut an der veränderten Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern, die uns heute natürlich ganz fremd erscheint, die aber von Fontane einfach nur realistisch gezeichnet ist.
    Was für mich immer wieder erschütternd ist, ist die Hilflosigkeit der Frauen in der damaligen Zeit. Wenn ich darüber nachdenke, wie sich Effi die Schuld an allem Vorgefallenen gibt und sich selbst für ihren Fehltritt verdammt, wie sie von der Gesellschaft verstoßen wird und schließlich auch von ihren Eltern...
    Ich denke, dass die gesellschaftlichen Konventionen damals sehr heuchlerisch und hart waren. Die Gesellschaft als solche hatte eine unglaubliche Macht über den Einzelnen. So ist auch Innstetten stets daran interessiert, vor der Gesellschaft gut darzustehen. Auch die Eltern verbannen ihre Tochter, um vor der Gesellschaft nicht in Ungnade zu fallen. Und Effi unterwirft sich ja auch selbst dem gesellschaftlichen Urteil.
    So sehe ich "Effi Briest" auch als einen sehr gesellschaftskritischen Roman, der nachdenklich gegenüber einer solchen Gesellschaft stimmt.

  • "Effi Briest" stellt, meiner Meinung nach, einen gelungenen Abriss der damaligen Gesellschaft dar. Kritisch und realitätsgetreu. Mag sein, dass die Romanhandlung, aus der heutigen Sicht, teilweise etwas schleppend vorkommt, dennoch hat es mir ganz gut gefallen.

    2024: Bücher: 99/Seiten: 43 438

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Macdonald, Helen/Blaché, Sin - Prophet

  • Ich habe „Effi Briest“ vor vielen Jahren gelesen. Unser deutscher "Ehebruchsroman" hat mir damals besser gefallen als die beiden großen Werke der Weltliteratur "Anna Karenina" und "Madame Bovary". Auf stille, aber sehr kunstvolle Art und Weise beschreibt Fontane, wie eine junge, lebenslustige Frau an der Unvereinbarkeit von ihrem individuellen Verlangen nach Glück und den rigiden Moralvorstellungen der Zeit scheitert und wie in einer lebensfeindlichen, engstirnigen Gesellschaft zwangsläufig nicht nur das Leben dessen zerstört wird, der gegen ihre Regeln verstößt, sondern auch desjenigen, der sich ihnen verpflichtet fühlt wie Baron von Innstetten und in gewisser Weise auch Effis Eltern. Aber was die Romane Fontanes so lesenswert macht, ist seine tiefe Humanität, sein Verständnis für die menschliche Unvollkommenheit, sein Wissen um das nie ganz zu ergründende „weite Feld“ menschlicher Gefühle und Verhaltensweisen.


    Gruß mofre

    :study: Zsuzsa Bánk - Die hellen Tage

    :study: Claire Keegan - Liebe im hohen Gras. Erzählungen

    :study: David Abulafia - Das Mittelmeer
















    Einmal editiert, zuletzt von mofre ()

  • Komisch, ich habe das Buch aus gegebenem Anlass gerade durch und ich muss sagen,ich bin nicht ganz so begeistert. Effi erscheint mir wie jemand, der eine bipolare Störung hat - oft schwankend zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt -, wobei ihre Reaktionen oft nicht zu ihrer Situation passen. Es ist eine ganz gute Beschreibung der entwicklung einer solchen Person in ungewöhnlichen gesellschaftlichen Umständen - zumindest aus unserer heutigen Sicht, aber wirklich begeistern kann mich das nicht.