Monika Feth - Der Bilderwächter

  • Bevor die Rezi beginnt, möchte ich sicherheitshalber darauf hinweisen, dass es sich um Teil 6 einer Reihe handelt und inhaltliche Spoiler auf die Vorgängerbände im Text enthalten sein werden :wink:


    Handlung
    Zwei einsame, frustrierte Schwestern, die zusammen mehr Geld haben, als sie ausgeben können und deren Herz an einem einzigen Künstler hängt. Ein Künstler, der unglaublich produktiv war. Für dessen Werke sie extra ein Haus auf ihrem Grundstück errichtet haben, damit sie dort sicher verwahrt werden können, bis geklärt ist, was mit ihnen geschehen soll. Und vor allem ein Künstler, der vor seinem Tod seine eigene Schwester entführt und gequält hat.
    Ilka kommt nach wie vor nicht mit den traumatischen Ereignissen zurecht. Und als bei der Testamentseröffnung klar wird, dass sie zusammen mit Thorsten Uhland - einem Freund ihres Bruders Ruben - für die Vermarktung der Bilder sorgen soll, die sie schmerzlich an ihre Entführung erinnern, kochen alle Gefühle und Ängste, die sie zu vergessen versucht hat, wieder hoch.


    Ihre WG-Mitbewohner - allen voran ihr Freund Mike, aber auch die altbekannten Gesichter Jette und Merle - die für Ilka eine Art Familienersatz sind, versuchen das verstörte Mädchen so gut es geht auszufangen. Als dann aber ein Angestellter Thorsten Uhlands, der Rubens Bilder katalogisieren sollte, ermordet aufgefunden wird, beginnt sich die Geschichte langsam zuzuspitzen. Neben der Aufarbeitung ihres Traumas kommt nun auch die Gefahr auf neue, schlimme Erlebnisse dazu und Ilka droht in einer Art Strudel zu versinken.


    Meine Meinung
    Zugegebendermaßen habe ich seit Teil I nichts mehr aus dieser Reihe gelesen, weshalb mir verschiedene Personen und ihre psychischen Probleme erstmal etwas fremd waren. Trotzdem konnte ich mich dank des leicht zugänglichen Schreibstils schnell in die Geschichte einfinden.


    Es gibt mehrere, parallel laufende Handlungsstränge, die jeweils aus der Sicht verschiedener Personen geschildert werden und die von Anfang an von dem selben roten Faden durchzogen sind, sodass man gleich alles in einen Kontext einordnen kann.
    So positiv das auch klingt - für mich hat gerade zu Beginn der Geschichte einiges an Spannung gefehlt. Viele Charaktere mussten vorgestellt und eingeführt werden, es gab viel Gequatsche und weil jeder Charakter diverse psychische Störungen hat, auf die natürlich mindestens am Rande eingegangen werden muss, gestaltete sich der Einstieg für mich relativ zäh.
    Sowieso ein großer Störfaktor für mich sind diese labilen Persönlichkeiten, die sich alle in der Geschichte zusammenrotten und eine Art Therapie-WG bilden. Sie alle haben mit verschiedenen Problemen zu kämpfen - unter anderem, dass in ihrem Umfeld offensichtlich ständig Menschen ermordet werden und der ermittelnde Kommissar ständig darüber besorgt ein muss, ob sich die Clique nicht in die Ermittlungen einmischt. Dennd as tun sie gerne und verlassen sich dabei nicht zwingend auf irgendwelche Beweise oder Indizien, sondern auf ihr Gefühl und auf irgendwelche Vorahnungen. Jetzt versteht mich nicht falsch: ich habe kein Problem mit Ermittlern, die sich hin und wieder auf ihr Bauchgefühl verlassen. Aber wenn der gesamte Fortschritt eines Mordfalls darauf basiert und nur dadurch neue Erkenntnisse erzielt werden können, ist mir das einfach ein bisschen zu abgehoben.


    Auf der anderen Seite ist der Zusammenhalt der WG-Bewohner wirklich toll vermittelt und macht die Hauptfiguren sehr sympathisch. Dabei hat auch jeder seine eigene Rolle, in der er funktioniert: die aufbrausende Merle, die sanftmütige Jette, die sensible Ilka, Claudio der Macho (der nicht wirklich in der WG wohnt, aber doch sehr präsent ist) und der loyale Mike. Die Tatsache, dass es das perfekt passende Adjektiv für die einzelnen Charaktere gibt ist aber auch gleichzeitig wieder ein Negativpunkt, auf den ich hinweisen möchte. Jeder hat so sein Handlungskonzept und bewegt sich nur darin. Man kann Figuren entweder sympathisch oder unsympathisch finden - es gibt keine Hybriden, es gibt keine Ecken und Kanten und das ist etwas schade.Dennoch - oder gerade deshalb - hat man einiges an Identifikationsfläche und hat einen angenehmen Lesefluss.


    Neben den Ermittlungen und den psychischen Problemen der Figuren ist die Malerei ein thematischer Schwerpunkt, der einen zumindest ein bisschen interessieren sollte, wenn man das Buch nicht todlangweilig finden möchte. Es gibt regelrechte Exkurse über Maltechniken und Kunst allgemein, und speziell Rubens Bilder werden detailiert beschrieben, was ich als sehr spannend und lesenswert empfunden habe, obwohl ich zur Malerei eigentlich keinen wirklichen Zugang habe.


    Mein Gesamtfazit lautet also, dass dieses Buch für Fans der Reihe wahrscheinlich keine Enttäuschung sein wird, denn ich habe typische Merkmale aus dem ersten Teil definitiv wiedergefunden. Ich persönlich habe das Buch auch gerne gelesen; es ist lockere Lektüre für Zwischendurch. Für einen Thriller fehlte mir der Nervenkitzel, aber insgesamt kann ich noch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergeben.

  • Oooh ich habe noch gar nicht mitbekommen, dass es schon einen 6. Teil von Jette und Merle gibt.
    Danke für die Rezi. Das klingt wieder richtig gut. Muss ich unbedingt demnächst lesen :D


    Die Welt ist wie ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.


    :tanzensolo:


    Gelesen 2016 : 9
    Gelesen 2015 : 44
    Gelesen 2014 : 78

  • Inhalt:
    Zwei Jahre lang hat Jettes Freundin Ilka den Nachlass ihres berühmten Bruders nicht angerührt. Als sie nun das erste Mal die Bilder von Ruben in Augenschein nimmt, ist es, als hätte sie die Büchse der Pandora geöffnet. Ein Mitarbeiter von Rubens Nachlassverwalter wird tot aufgefunden und ein unglaublicher Medienrummel bricht über Ilka herein. Jette und Merle ermitteln im Wettlauf gegen die Zeit, denn auch Ilka scheint in großer Gefahr zu sein ...


    Rezension:
    Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Ilka von ihrem Bruder, dem berühmten Maler Ruben Helmbach entführt wurde. Zwei Jahre in denen Ilka hart damit gekämpft hat die Geschehnisse zu vergessen. Nun soll allerdings der Nachlass von Ruben Helmbach gesichtet werden und weckt in Ilka alte Erinnerungen.


    Gewohnt sprachgewandt erzählt Monika Feth eine weitere spannende Geschichte um Jette und ihre Freunde. Dieses Mal ist es wieder Ilka, die vermehrt im Vordergrund steht. Nach den schrecklichen Geschehnissen von vor zwei Jahren ist es Ilka gelungen sich ein fast normales Leben aufzubauen. Das beginnt jedoch langsam zu bröckeln, als der Nachlass von ihrem Bruder geöffnet wird und sie sich vor den verstörenden Bildern wiederfindet, die alte Erinnerungen wecken, die Ilka am liebsten vergessen hätte.


    Nach und nach entwickelt sich in Ilka eine völlig nachzuvollziehende Panik. Mir hat es sehr gut gefallen, dass Monika Feth an den "Mädchenmaler" anknüpft und die Geschichte von Ilka weitererzählt. Schnell war klar, dass Ilka trotz der vergangenen zwei Jahre noch sehr an den Ereignissen zu leiden hat und so war es sehr realistisch wie sich ihre Panik aufbaut, als Rubens Nachlass geöffnet wird. In den vorherigen Bänden fand ich es teilweise sehr erstaunlich wie schnell Jette und Co. die erlebten Geschehnisse wegstecken. In "Der Bilderwächter" ist es Monika Feth endlich gelungen mich davon zu überzeugen, dass diese Erlebnisse ihren Charakteren doch noch in den Knochen stecken und sie diese noch lange nicht vergessen haben.


    Schon auf den ersten Seiten habe ich mich im Buch sehr wohl gefühlt, weil man wieder auf bekannte Charaktere traf, die einen in den vorherigen Bänden sehr ans Herz gewachsen sind. Während Jette nun ein Psychologie-Studium begonnen hat, studiert Ilka an einer Kunstakademie. Mike betreibt eine Schreinerei und die gute Merle hat eine feste Stelle im Tierheim bekommen. Es hat mir viel Spaß gemacht zu sehen wie die Charaktere sich weiterentwickeln und sich langsam ein Leben als Erwachsene aufbauen. Und obwohl es mir gut gefallen hat, dass Ilka's Geschichte weitererzählt wird, so hätte ich mir doch gewünscht, dass man ein wenig mehr von Jette erfahren hätte, die meiner Meinung nach ein wenig untergegangen ist.


    Auch in "Der Bilderwächter" erzäglt Monika Feth wieder aus vielen Sichten. Normal wusste man so von Anfang an wer der Mörder ist, aber in diesem sechsten Band war es anders, denn man fand erst ziemlich spät heraus, wer für die Morde verantwortlich ist, was natürlich sehr viel spannender war.


    Es hat ein wenig gedauert bis so richtig was passiert ist. Man lernte die Charaktere erst einmal genauer kennen, bevor die Geschehnisse ins Rollen gekommen sind, aber auch danach wollte sich bei mir nicht ganz so viel Spannung aufbauen. Nicht falsch verstehen! Ich habe das Buch sehr, sehr gerne gelesen und ich musste mich auch nicht zwingen weiterzulesen, aber so richtig packen konnte es mich dann doch nicht.


    Fazit:
    Auch im sechsten Band von Monika Feth's Reihe um Jette und ihre Freunde wird es überhaupt nicht langweilig. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht die bekannten Charaktere, die mir schon in den letzten Bänden sehr ans Herz gewachsen sind, wiederzusehen und festzustellen, dass sie sich weiterentwickelt haben.
    In "Der Bilderwächter" wird die Geschichte um Ilka wieder aufgenommen. Sehr gelungen fand ich hierbei die Darstellung von ihren Gefühlen, besonders der Panik, die sich während der Handlung immer weiter steigert.
    Für mich ist "Der Bilderwächter" ein absolutes Must-Read gewesen, dass mich, auch wenn es mich nicht vollkommen packen konnte, nicht enttäuscht zurückgelassen hat!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: