Elisabeth Rapp: Wenn er mich findet, bin ich tot

  • Die Autorin:
    Elisabeth Rapp wurde in Stuttgart geboren und war Schauspielerin und Regieassistentin am Schauspielhaus Stuttgart, bevor sie nach Hamburg zog und an der Hochschule für Bildende Künste studierte. Sie arbeitete als Werbetexterin, Grafikerin und Drehbuchautorin, bis sie sich dem Schreiben von Romanen zuwandte. Mittlerweile lebt Elisabeth Rapp mit ihrer Familie in Hamburg-Altona und in Prenzlauer Berg in Berlin. (amazon.de)


    Klappentext:
    Ein Mord erschüttert das Camp im finnischen Norden, in dem Tilly mit zehn weiteren schwer erziehbaren Jugendlichen eine Jugendherberge aus Eis bauen soll. Ein Mord an einem Mädchen, das Tilly bewunderte und das sich genauso gestylt hat wie sie. Ein Mord, dessen Opfer Tilly hätte sein sollen. Das weiß sie ganz genau. Und so lockt sie den vermeintlichen Mörder aufs Eis. Doch der Plan geht nur scheinbar auf. Um den wahren Täter und dessen Motiv zu finden, muss Tilly zurück in ihre Vergangenheit reisen und das düstere Geheimnis um ihre Identität aufdecken... (amazon.de)


    Inhalt:
    Tilly ist nicht wie andere Jugendliche. Sie ist psychisch krank, paranoid, ständig fühlt sie sich verfolgt. In ihrer Familie kommt sie überhaupt nicht mehr zurecht und es scheint, als meine das Leben es nicht gut mit ihr. Als sie bei einem Projekt angenommen wird, bei dem schwer erziehbare Jugendliche am Polarkreis ein Eishotel aufbauen sollen, ist sie nur aus einem Grund überhaupt bereit, mitzumachen: Tilly erhofft sich von der unendlichen Weite und der Einsamkeit eine Pause von ihrer Angst, eine Chance, zur Ruhe zu kommen. Ihre “Panikbücher”, in denen sie jede Panikattacke dokumentiert, hat sie dennoch immer dabei, denn sie geben ihr ein Gefühl der Kontrolle.
    Und schnell wird deutlich, dass es für Tilly kein Entkommen gibt. Auch hier, mitten in Schnee und Eis, bekommt sie immer wieder Panikattacken und weiß nicht, wie es für sie weitergehen soll. Warum fühlt sie sich auch hier verfolgt? Immerhin hat Tilly hier ein paar andere Jugendliche um sich herum, die zum Teil so etwas wie Freunde für sie werden. Doch für Sandra, deren Bewunderung für Tilly sogar so weit geht, dass sie sich die Haare schwarz färbt und auch ihre Frisur kopiert, endet diese Freundschaft tödlich – Sandra wird ermordet.
    Doch das Grauen wird für Tilly immer größer, denn der Verdacht kommt auf, dass der Täter es eigentlich auf sie und nicht auf Sandra abgesehen hatte. Ist Tilly am Ende gar nicht paranoid? Wird sie wirklich verfolgt? Gemeinsam mit ihren beiden Freunden Kolja und Paolo begibt sie sich auf eine gefährliche Spurensuche in die Vergangenheit und muss feststellen, dass es schrecklich sein kann, seine Vergangenheit nicht zu kennen. Es kann aber auch furchtbar sein, sie zu kennen…


    Meine Meinung:
    Zuerst musste ich mich in das Buch etwas einlesen. Der Schreibstil ist recht ungewöhnlich, da er zum Teil sehr jugendsprachlich daherkommt. Dialoge werden zum Teil wie in einem Drama dargestellt, dann wieder wie in einem Roman. Dialekte werden eher lautmalerisch wiedergegeben und auch der zum Teil abgehackte Satzbau hat mir am Anfang ein bisschen was abverlangt. Wenn man sich dann aber daran gewöhnt hat, wie Tilly erzählt, kann man sich voll und ganz auf die Handlung einlassen und dann hat man wirklich einen spannenden Jugendthriller vor sich.
    Die Geschichte ist recht ungewöhnlich und am Anfang war mir nicht klar, wohin die Reise gehen könnte. Genau wie Tilly selbst tappt man als Leser vollkommen im Dunkeln und kann sich auf ihre Alpträume und ihre Ängste keinen Reim machen. Die kurzen Auszüge aus den “Panikbüchern” tragen auch nicht gerade zur Aufklärung bei, und so war ich dann doch von Zeit zu Zeit sehr unsicher, in welche Richtung die Handlung sich entwickeln könnte.
    Der Verlauf, den das Buch nimmt, ist aber wirklich überzeugend und gut durchdacht. Die einzelnen Schritte, die Tilly immer tiefer in ihre Vergangenheit eintauchen lassen, werden glaubwürdig erzählt und das Puzzle setzt sich mehr und mehr zusammen.
    Auch gut gefallen haben mir neben Tilly selbst auch die anderen wichtigen Charaktere des Romans. Paolo und Kolja sind mir trotz ihrer merkwürdigen Eigenarten schnell sympathisch geworden und auch der Sozialarbeiter Beck, der Finne Riski und später auch Tillys ältere Freundin Maria sind schön gezeichnet und wirken authentisch. Alle Figuren haben Ecken und Kanten, wenn auch in einem erträglichen Maße. Gerade an Kolja, Paolo und Tilly gefällt mir gut, dass sie zwar glaubwürdig dargestellt werden – sie sind alle aufgrund ihrer Familiengeschichten traumatisiert – dass sie aber trotzdem nicht übertrieben hart oder übertrieben emotional agieren. Gerade deswegen schließt man diese Jugendlichen auch schnell ins Herz.
    Die Auflösung der Geschichte ist erschreckend, spannend angelegt und gut erzählt. Verraten werde ich hier natürlich nichts, aber so viel sei gesagt: die Geschichte ist extrem düster und grausig, wenn man bedenkt, dass das Buch sich an junge Leserinnen und Leser richtet. Dennoch: gelungen. Ein ungewöhnliches, lesenswertes Buch.
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