Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine: Wege in eine neue Zeitkultur

Buch von Karlheinz A. Geißler

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine: Wege in eine neue Zeitkultur

»Immer alles und am besten sofort« lautet das Credo unserer Zeit. Wie sind wir in den Strudel der Zeitverdichtung geraten? Wie sind frühere Generationen mit dem Tempo der Welt umgegangen? Welche Wege führen aus der Dringlichkeitsfalle? Karlheinz A. Geißler liefert Antworten auf diese und weitere Fragen unseres Umgangs mit Zeit. Ein Buch zum Schmökern und Innehalten, prall gefüllt mit wertvollen Denkanstößen für ein Leben jenseits von Alltagshektik und Beschleunigung.
Weiterlesen

Bewertungen

Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine: Wege in eine neue Zeitkultur wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,7 Sternen.

(2)
(1)
(0)
(0)
(0)

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine: Wege in eine neue Zeitkultur

    Zum Inhalt
    Der Autor befasst sich in seinem bemerkenswerten Buch mit einem Phänomen, das sich bis heute sowohl von physikalischer als auch philosophischer Seite nicht exakt definieren lässt. Dabei schwimmen wir zeitlebens in ihr wie die Fische im Wasser und bekommen sie doch nie so richtig zu fassen, die Zeit. Die meisten von uns haben zu wenig davon und wollen sie managen, um sie besser in den Griff zu bekommen. Andere wiederum haben so viel von ihr, dass sie sie am liebsten vertreiben oder gar totschlagen wollen, und einige verwechseln sie immer noch mit der Uhr. Dabei gibt es Zeitmessgeräte noch gar nicht so lange. Erst zwischen 1280 und 1320 hat sie ein Mönch in einem Kloster in Norditalien erfunden, um sich und seinen Mitbrüdern das pünktliche Erscheinen zum nächtlichen Gottesdienst zu erleichtern.
    Bis etwa ins 14. Jahrhundert benötigten unsere Vorfahren jedenfalls keine Uhr, um ihr Leben zu organisieren. Sie richteten sich nach dem Rhythmus der Tages- und Jahreszeiten, während Rituale, Bräuche und (kirchliche) Feste für eine ausreichende Strukturierung sorgten. Um größere Zeiträume überschaubar zu machen, genügten der Wechsel der Generationen und Herrscherperioden. Deshalb gelang es den Regierenden, die das Machtpotential der neuen Zeitvorgabe sehr rasch erkannt hatten, auch nur unter Druck und Strafandrohung das einfache Volk unter das unerbittliche Diktat der Uhr zu zwingen.
    Mit den wachsenden Städten und dem expandierenden Handel wurde der Zeit schließlich sogar ein Preis zugeordnet. Zeit ist Geld, lautete das Motto der Industriegesellschaft, der es vor allem ums Tempo ging. Immer mehr musste in immer kürzerer Zeit produziert werden. Doch schnell war bald nicht mehr schnell genug.
    Zeitverdichtung heißt das Zauberwort einer neuen Gesellschaft, die in den letzten 20 Jahren des 20. Jahrhunderts die Grundlagen für diese Entwicklung geschaffen hatte. Möglichst viele Aufgaben zur selben Zeit erledigen zu können, war das Gebot der Stunde. Doch ist der Mensch für diese Welt, die er sich da erschaffen hat, überhaupt geschaffen, fragt der Autor kritisch und gibt zu bedenken, dass das Gehirn nicht darauf angelegt ist, mehrere Aufgaben zeitgleich zu erledigen, und wenn, dann nur um den Preis hoher Qualitätsverluste.
    Meine Gedanken zum Buch
    Mich haben die Ausführungen des Herrn Professor von der ersten bis zur letzten Seite sehr beeindruckt. Besonders interessant fand ich den historischen Rückblick, weil mir bisher gar nicht so richtig bewusst war, wie anders das Leben für unsere uhrzeitlosen Vorfahren gewesen sein muss, und zwar so anders, dass man sich das heute gar nicht mehr vorzustellen vermag. Der mittelalterliche Mensch betrachtete den Stand, in den er hineingeboren worden war als gottgegebene Ordnung, die es aufrechtzuerhalten und nicht zu ändern galt, wie uns das viele historische Romane glauben machen wollen. Zudem wusste er meist nicht, wann er geboren worden, wie alt er war und in welchem Jahr er lebte, wusste er schon gar nicht. Über die Grenzen seines Dorfes und der ihm bekannten Welt, die für ihn auch Sicherheit bedeutete, ist er wohl zeitlebens nicht hinausgekommen. Unter diesem Standpunkt betrachtet, kann man also die meisten historischen Romane ins Reich der Fantasie verweisen.
    Als geistige Revolution, mit der sich sicher viele schwer getan haben, kann man aber auch die Tatsache bezeichnen, dass der Zeit plötzlich ein Wert zugeordnet wurde und der Bürger für etwas bezahlen musste, was er eigentlich gar nicht sehen konnte.
    Der Generation 50 plus angehörend, bin ich zwar absolut kein Technikfreak, entziehen kann man sich den Auswirkungen des elektronischen Zeitalters, in dem wir leben, aber weder beruflich noch privat. Mobiltelefon und Internet gehören heute ohnehin schon in jeden Haushalt, "online" eingekauft habe ich auch schon, und selbst dieses Buch, das mich so begeistert hat, habe ich zu einer Zeit auf meinen E-book-Reader geladen, als ein regulärer Besuch in der Bücherei nie und nimmer möglich gewesen wäre.
    Wer sich von vorliegender Lektüre einen Zeitratgeber erwartet hat, wird wohl enttäuscht sein, weil sich Professor Geißler dem Thema von ganz anderer Seite nähert. Und doch verabsäumt er es nicht, seine Leser darauf hinzuweisen, wie es dem stressgeplagten Zeitgenossen gelingen könnte, den Anforderungen, die die Zeit an jeden von uns stellt, gerecht zu werden, ohne sich von ihr auffressen zu lassen.
    Weiterlesen

Ausgaben von Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine: Wege in eine neue Zeitkultur

Hardcover

Seitenzahl: 256

Taschenbuch

Seitenzahl: 272

E-Book

Seitenzahl: 272

Besitzer des Buches 1

  • Mitglied seit 16. September 2012
Update: