Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Zurück in Berlin

»Zurück in Berlin«. Ein großer verschollener Nachkriegsroman Zwischen Stunde null und Wirtschaftswunder: Ein jüdischer Exilant kehrt nach Berlin zurück, um sich seiner Vergangenheit zu stellen. In der zerstörten, doch lebendigen Stadt erwartet ihn eine Aufgabe, mit der er nicht im Geringsten gerechnet hat. Der Londoner Eric Devon heißt eigentlich Erich Dalburg und wuchs in Berlin-Grunewald auf. Während des Zweiten Weltkriegs musste der junge jüdische Widerständler alles zurücklassen. Nur seine Frau Nora, eine Britin, und eine befreundete amerikanische Journalistin wissen von seinen deutschen Wurzeln. Sie überzeugen ihn, gemeinsam nach Berlin zu fahren. Zögerlich lässt sich Eric auf die Reise ein, und schon bald stehen die drei vor seinem Elternhaus. Bewohnt wird es von einer Tante, die Eric für mitschuldig am Tod seines Vaters hält. Doch er muss sein Bild von der Vergangenheit revidieren und sich eigene Fehler eingestehen. Geschenkt wird ihm ein neuer Anfang dort, wo er ihn am wenigsten erwartet hätte: in seiner Familie, in Berlin. »Welch eine Reise in die Zeit: dieser amerikanische Blick auf das westliche wie östliche Berlin der späten 50er Jahre. So aufmerksam und klug, dass uns unsere eigene Geschichte zwischen Trümmer- und Wirtschaftswunderzeit mit ihren Nöten, Freuden und Möglichkeiten neu entgegenkommt. Frisch. Jenseits der deutschen Klischees. Bereichernd. Ein Gewinn.« Ulrike Draesner
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Bewertungen

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Zurück in Berlin

    Bei einer Atlantiküberquerung auf einem heruntergekommenen Schiff trifft die namenlose Erzählerin, eine US-Amerikanerin, auf einige Menschen, die den Krieg in Europa hautnah erlebt haben. Unter anderem eine englische Gouvernante, einen ehemaligen französischen Widerstandskämpfer, einen "strammen Deutschen" und das britische Ehepaar Eric und Nora Devon. Eric ärgert sich massiv über die markigen Sprüche des Deutschen, wozu er allen Grund hat, wie bald klar wird. Denn Eric ist gebürtiger Deutscher mit jüdischem Blut und ist ein paar Jahre vor dem Krieg aus Deutschland geflüchtet.
    Was wie großes Glück klingt, nämlich die Flucht rechtzeitig angetreten zu haben und nicht unter dem unbarmherzigen Naziregime verhaftet oder gar getötet worden zu sein, hat bei Eric vor allem eines bewirkt: schwere Schuldgefühle und die Unfähigkeit, über seine persönliche Vergangenheit zu sprechen. Er hat alles, was vor seiner Emigration geschehen ist, verdrängt und ausgeblendet, nicht einmal Nora weiß irgendwelche Details über seine Kindheit oder seine Familie.
    Doch nun sind die Devons mit ihrer amerikanischen Begleiterin auf dem Weg nach Berlin, wo Eric aufgewachsen ist. Erstmals seit zwanzig Jahren setzt er wieder einen Fuß auf deutschen Boden und begibt sich eher widerwillig und von Nora angespornt auf die Suche nach Spuren seiner Familie. Ein aufwühlendes Unterfangen, das Eric viel Kraft kostet, weil es ihn zwingt, endlich zurückzublicken und sich dem Vergangenen zu stellen - auch den eigenen Fehlern.
    Allein schon als Zeitdokument ist dieser wiederentdeckte Roman einer hierzulande kaum bekannten Autorin lesenswert. Erstmals veröffentlicht wurde das Buch 1959, und erstaunlich hellsichtig wirken manche Passagen, in denen über die Zukunft des damals geteilten Deutschlands spekuliert wird. Bei einem heute erschienenen Buch würde man annehmen, der Autor habe der Figur den Gedanken hübsch passend in den Mund gelegt, hier bekommen wir jedoch die echte Perspektive der Nachkriegszeit zu lesen.
    Viele der damals aktuellen Themen haben (leider) nichts an Brisanz eingebüßt: nationalistisches Denken (und Nazis in der Politik), Vergangenheitsbewältigung, Integration, um nur einige zu nennen. Gottlob passé ist die deutsche Teilung, die ja gerade in Berlin spürbar war und den Alltag prägte, wie uns Carleton in einigen eindringlichen Szenen vor Augen führt. Sehr anschaulich schildert sie auch das damalige Stadtbild Berlins mit Nachkriegsbausünden neben Bombenruinen.
    Erics Probleme mit seiner Identität und Zugehörigkeit nehmen einigen Raum ein, werden aber konsequent von außen geschildert. Er wirkt oft extrem in seinen Emotionen und Äußerungen und bleibt dem Leser dadurch eher etwas fremd. Generell beeindruckt das Buch aber mit einer facettenreichen und glaubhaften Figurenzeichnung, die nur gelegentlich das eine oder andere Klischee streift, und einem detaillierten, treffenden und nicht immer schmeichelhaften Porträt der deutschen Nachkriegsgesellschaft.
    Das einzige, was im Gesamtbild etwas stört, ist die komplett farblos bleibende Erzählerin, bei der man spürt, dass sie nur ein Vehikel ist, das die Handlung vorantreiben und als neutrale Beobachterin und Erzählstimme dienen soll. Da spürt man die Absicht, ist ein wenig verstimmt und fragt sich, ob es nicht auch ohne diesen Kniff gegangen wäre.
    Trotzdem eine sehr empfehlenswerte Wiederentdeckung, die Deutschland nach dem Krieg aus einer sehr interessanten Perspektive schildert.
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Ausgaben von Zurück in Berlin

Hardcover

Seitenzahl: 391

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:54h

E-Book

Seitenzahl: 391

Besitzer des Buches 4

Update: