Hier bin ich

Buch von Jonathan Safran Foer, Henning Ahrens

  • Kurzmeinung

    Submania
    Mich fasziniert diese Thematik, wenn ich auch nicht alles verstehe, immer wieder. Foer erzählt einfach interessant.

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Hier bin ich

Wie können wir all die Rollen, die wir zu spielen haben, glaubhaft unter einen Hut bekommen? Wie gleichzeitig Sohn, Vater und Ehemann sein? Oder Mutter, Ehefrau und Geliebte? Erwachsener und Kind? Oder gar Amerikaner und Jude? Wie können wir wir selbst sein, wenn unser Leben doch so eng mit allen anderen verbunden ist? Diese Fragen stehen im Zentrum von Jonathan Safran Foers erstem Roman seit elf Jahren. »Hier bin ich« erzählt von vier turbulenten Wochen im Leben einer Familie in tiefer Krise. Julia und Jacob haben sich auseinandergelebt, doch wie könnten sie sich trennen, ohne dass ihre drei Söhne darunter leiden oder gar sie selbst? Immer wieder diskutieren sie alle Szenarien durch, kümmern sich aufopferungsvoll um den inkontinenten Hund und die bevorstehende Bar Mitzwa des ältesten Sohns. Gerade als die israelische Verwandtschaft zur Familienfeier in Washington, D.C. eintrifft, ereignet sich ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten, das die Invasion Israels zur Folge hat. Die Fragen »Was ist Heimat? Was bedeutet Zuhause?« stellen sich noch einmal ganz neu, auch für Jacob. Jonathan Safran Foer schreibt sich mit seinem dritten Roman endgültig in den Olymp der amerikanischen Literatur.
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Bewertungen

Hier bin ich wurde insgesamt 9 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Meinungen

  • Mich fasziniert diese Thematik, wenn ich auch nicht alles verstehe, immer wieder. Foer erzählt einfach interessant.

    Submania

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Hier bin ich

    Julia und Jacob Bloch sind seit langem verheiratet und haben drei Söhne zwischen Kindergarten- und Teenageralter. Sam, der Älteste, ist beinahe von der Schule geflogen, weil er angeblich rassistische Ausdrücke verwendet hat, und auch sonst gibt sich der Dreizehnjährige, der seine Zeit am liebsten in der Parallelwelt eines Onlinespiels verbringt, ziemlich rebellisch. Nur mit Ach und Krach lässt er sich überreden, seine Bar Mizwa zu feiern, ein großes Familienfest, zu dem auch Verwandtschaft aus Israel kommen soll.
    Doch Jacob und Julia haben noch ganz andere Probleme. Julia hat entdeckt, dass Jacob mit einer anderen Frau anzügliche Handynachrichten ausgetauscht hat. Ihre Reaktion darauf erschreckt sie zeitweise selbst - zwar ist sie enttäuscht und verletzt, doch bringt die Situation auch ihre eigene Unzufriedenheit und ihre Zweifel an die Oberfläche, und sie beginnt sich zu fragen, ob sie diese Partnerschaft so denn überhaupt noch will und ist zunehmend genervt von ihrem Ehemann.
    Und dann, etwa in der Mitte des Buches, kommt es zu einer unfassbaren Katastrophe im Nahen Osten, die die ganze Welt in eine tiefe Krise stürzt, die Familie Bloch in besonderem Maße berührt und neben der die Familien- und Beziehungsprobleme erst einmal ganz klein erscheinen.
    Was für ein inhaltsreiches Buch. Was Foer in diesem Roman an Themen zusammenmischt, wäre Stoff für mehrere Romane gewesen. Streckenweise wirkt "Here I Am" auch tatsächlich überfrachtet, als habe der Autor zu viel gewollt. Der Spagat zwischen brisanten geopolitischen Themen und der Bloch'schen Familiengeschichte gelingt nicht immer. Foer erzählt streckenweise zu ausufernd, wobei die Chronologie häufig unklar bleibt (was mich mit am meisten gestört hat).
    Ich habe mich auch gefragt, ob das Katastrophenszenario tatsächlich als "Katalysator" für die folgenden Geschehnisse des Plots notwendig war oder ob es hauptsächlich darum ging, unverhohlene Kritik an der aktuellen israelischen Politik an den Leser zu bringen. Das ist natürlich absolut legitim, doch auf mich wirkte die Thematik aufgepfropft, die Darstellung der Israelis und ihrer muslimischen Nachbarländer recht klischeehaft und vor allem das Ausmaß des Desasters mehrere Nummern größer als nötig.
    Denn auch ohne Naturkatastrophe und kriegerisches Säbelrasseln hätte Foer in diesem Buch mehr als genug zu erzählen gehabt, denn neben der politischen Komponente ziehen sich zwei sehr interessante Themen wie ein roter Faden durch den Roman.
    Das eine ist Kommunikation. Zum einen die Kommunikation in Beziehungen bzw. meistens eher der Mangel daran - so wäre die Ehe der Blochs wohl nie in die große Krise geraten, wenn die beiden öfter mal das Gespräch gesucht hätten -, zum anderen die Bedeutung von Sprache, Ausdrucksweise, Wortwahl im Alltag wie in besonderen Situationen. Reden zu allen möglichen Anlässen spielen eine wichtige Rolle. Manchmal ist das Buch dabei etwas zu verliebt in semantische Spitzfindigkeiten, doch Foer wirft dabei auch einige bedenkenswerte Fragen auf.
    Das zweite große Thema des Romans ist Identität - persönliche Identität, aber auch die kollektive Identität von Menschen jüdischen Glaubens, die auch nach mehreren Generationen noch stark durch die furchtbaren Ereignisse im Holocaust geprägt ist, und auch die Identität des Staates Israel.
    Sam ist wie eigentlich jeder in seinem Alter auf der Suche nach sich selbst, was unter anderem durch eine Menge fleißig vergossenes Teenagersperma und zahlreiche vulgäre Ausdrücke deutlich wird - hätte ich beides in der vorliegenden Häufung nicht gebraucht, denn auch ohne all das wäre das Porträt des desorientierten Pubertäters gelungen ausgefallen.
    Auch Jacob könnte man als wandelnde Identitätskrise bezeichnen. Die Midlife Crisis hat ihn schwer im Griff, er zweifelt permanent an sich selbst und stellt unablässig die Frage nach Sinn und Zweck seines Lebens. Man könnte ihn böswillig als Weichei bezeichnen, wie sein großspuriger, in seine zionistische Ideologie verrannter Vater es so gerne tut, doch eigentlich will er immer nur alles richtig machen und droht an all den lähmenden moralischen Ansprüchen, die er an sich selbst stellt, zu zerbrechen.
    Diesen Part, wie auch die ganze Familien-/Beziehungskrise, stellt Foer wirklich ausgezeichnet dar. Ich mochte auch seine großartigen Beobachtungen und Gedanken über das Leben in all seinen Facetten und sein ausgesprochen gutes Einfühlungsvermögen in Kinder und Jugendliche.
    Insgesamt also ein recht gemischtes Fazit zu einem Buch, das ich gerne noch ein bisschen lieber gemocht hätte, aber trotzdem lesenswert fand. (Wäre auch ein guter Kandidat für eine Lese- und Diskussionsrunde!)
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  • Rezension zu Hier bin ich

    […]
    Ich mag kostenlose Zurschaustellung ebenfalls nicht. Ob das "prüde" ist, weiss ich nicht; würde ich nicht so sehen. Es geht doch darum, sich und andere zu achten (was in einer Pornographisierung leider nicht der Fall ist).
    […]
    Natürlich kann man das auf der Ebene der Gesellschaft, von Doppelmoral etc aufbauen. Ich meine allerdings, dass Foer hier noch viel weiter geht und um einiges subtiler ist: Er wirftt im Umgang der Ehepartner zB eine Frage auf, wie weit man "sich alles sagen sollte oder kann". Die beiden haben sich absolute Offenheit geschworen, die eigentlich unerreichbar ist (sogar objektiv gesehen). Jedoch auch: Ist sie wünschenswert? Meines Erachtens hat das nicht unbedingt mit Doppelmoral zu tun. Ab einem gewissen Zeitpunkt kann ich durchaus in Lauterkeit aussuchen, etwas NICHT zu sagen, um andere nicht zu verletzen. Mancherlei Phantasien (so schief sie hier daherkommen mögen, und so weit ich bisher gelesen habe) sind eben manchmal irgendwoe da. Es ist aber nicht "meine" Wahrheit: Julia deckt klar auf, dass Jacob total an der Realität vorbeifantasiert, und nicht ansatzweise fähig wäre, das zu tun, was er da verbal ausdrückt. Doppelmoral? Oder eben absolute Schieflage, Diskrepanz verschiedener Instanzen in uns?
    Ein total interessantes Thema, finde ich... Aber es mag mir nicht gut gelingen, das jetzt in Worte zu kleiden.
    Was ich sagen will (?): Unsere Freiheit ist nicht die Abwesenheit totaler Widersprüche in uns, sondern die bewußte Wahl dessen, was wir zum Ausdruck bringen wollen.
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  • Rezension zu Hier bin ich

    Autor: Jonathan Safran Foer
    Titel: Hier bin ich
    Seiten: 683
    ISBN: 978-3-462-04877-3
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    Übersetzer: Henning Ahrens
    Autor:
    Jonathan Safran Foer wurde am 21. Februar 1977 in Washington D.C. geboren und ist ein US-amerikanischer Schriftsteller. Er studierte Literatur und Philosphie und arbeitete als Rezeptionist und Ghostwriter, bevor er sich als Herausgeber einer sammelzeitschrift zu Ehren des 1972 verstorbenen New Yorker Künstlers Joseph Cornell betätigte. 2002 erschien sein erster Roman, 2005 "Extrem laut und unglaublich nah", welches bis zu seiner Verfilmung von Stephen Daldry als unverfilmbar galt. bekanntheit erlangte Foer auch als Sachbuchautor mit seinem Buch "Tiere essen", in dem er sich mit der industriellen Tierproduktion und Massentierhaltung auseinandersetzte. Er lebt in New York, mit seiner Familie. "Hier bin ich" ist sein viertes Werk und dritter Roman.
    Inhalt:
    Julia und Jacob Bloch, die mit ihren drei heranwachsenden Söhnen in Washington, D.C. wohnen, haben ein Problem. Genauer gesagt, sie haben viele Probleme: Jacobs hochbetagter Großvater soll ins Altersheim, will aber nicht, ihr ältester Sohn droht von der Schule zu fliegen, dabei wollen sie in ein paar Wochen seine Bar Mizwa feiern. Geplant ist ein großes Familienfest, zu dem auch die Verwandtschaft aus Israel anreist, was die angespannte Stimmung im Hause Bloch weiter anheizt. Und dann macht Julia eine Entdeckung, die alles infrage stellt, ihre Ehe, ihre gemeinsamen Werte, die Zukunft der Familie… Während sich die häusliche Krise zuspitzt, dräut am Horizont ein globales Desaster: Ein katastrophales Erdbeben im Nahen Osten führt zu einem gewaltigeninternationalen politischen Konflikt, der auch die Familie Bloch im Kern trifft. (Verlagstext)
    Rezension:
    Wie groß ist die Kluft zwischen zwei Leben? Dem, das wir führen wollen und dem, welches wir tatsächlich leben? Dieser existentielle Frage stellt sich der Schriftsteller Jonathan Safran Foer und verarbeitet sie zu einer großartigen Familiengeschichte, wie man es von ihm, spätestens seit "Extrem laut und unglaublich nah" kennt. Auch hier geht es wieder um eine Familie, deren Leben durch ein erschütterndes Ereignis aus den Fugen gerät, deren Figuren sich voneinander fortbewegen aber doch nicht ohne einander können und wieder einmal um grundphilosophische Fragen, die nur Foer so poetisch vermag zu verarbeiten. Und dergleichen hat der Autor viel zu erzählen.
    Foer liebt das verschachtelte, in einander verwobene Gedankengänge, die seine Leser beschäftigen werden und doch sind seine Zeilen nicht schwer verdaulich. Im Gegenteil, Foer gibt genug Momente zum ausruhen, zum "sich fallenlassen", erzählt dabei jedoch ungeheuer viel. Eben so, wie auch in einer unscheinbaren Familie sich ungeheuer viele Ereignisse miteinader verweben, gerade, wenn sie auseinander triftet. Als Leser verliebt man sich in die Protagonisten, nimmt die an sich zweifelnden und zerbrechenden Eltern Julia und Jakob gedanklich an die Hand, verfolgt mit Spannung das Werden der drei Söhne mit all ihren Marotten, Fehltritten und Glücksmomenten. Verfolgt, wie innerhalb des Clans der Blochs/Blumenbergs ein graben auftut als der Staat Israel an den Rand einer katastrophe schlittert und wie der Tod des Großvaters Nähe und Distanz zugleich bringt.
    Der Autor hat sich Zeit gelassen für diesen Roman und hat gut daran getan. Ein Meisterwerk auf Augenhöhe mit seinem vorherigen Romanen. Ein Werk als Plädoyer an die Familie, selbst, wenn sie zerbricht, sich die guten Momente und Erinnerungen zu erhalten und ständig Grenzen und Ängste zu überwinden. Ein Roman, der die Frage aufwirft, ob, wenn man nicht das Ideale erreichen kann, das größtmögliche Gute ebenfalls ausreicht? Ein Roman, der zeigt, dass jede Familie Empfindungen hervorbringt, die es auch in schweren Zeiten zu erhalten gilt und selbst, wenn alles zusammenbricht, immer auch positive Dinge übrig bleiben. Ein Roman, der zeigt, dass wir Kindern glauben und auch nicht glauben, Erwachsene jedoch genau so hinterfragen sollten. Ein Roman, vielleicht gerade in diesen Zeiten als Erinnerung an ein gutes Amerika, bevor es die neue Regierung auf eine Reise ins Ungewisse schickt. Ein vielschichtiges großes Familienepos, welches es zu entdecken gilt.
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Ausgaben von Hier bin ich

Taschenbuch

Seitenzahl: 571

Hardcover

Seitenzahl: 688

Hörbuch

Laufzeit: 00:11:58h

E-Book

Seitenzahl: 665

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