Verlockung

Buch von Janos Szekely, Ita Szent-Iványi

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Verlockung

Der Welterfolg des ungarischen Autors und das Lieblingsbuch vieler begeisterter Leser und Buchhändler neu aufgelegt. Die Geschichte des Bauernjungen Béla, der als Liftboy in einem Budapester Grandhotel eine vom nahen Untergang gezeichnete Welt kennenlernt, ist ein ebenso düsteres wie schillerndes Tableau des Ungarn der Zwischenkriegszeit.
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Bewertungen

Verlockung wurde insgesamt 35 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,7 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Verlockung

    Inhalt
    Der kleine Béla, 1913 geboren, wächst als unehelicher Sohn einer Dienstmagd bei einer Ziehmutter unter ärmlichsten Bedingungen auf. Mit 14 Jahren wird er von seiner leiblichen Mutter, die er nur von wenigen kurzen Besuchen kennt, nach Budapest gebracht.
    Der Junge findet zwar Arbeit als Hotelboy, seine wirtschaftliche Lage verbessert sich dadurch jedoch kaum. Reichen Hotelgästen, überheblichen Vorgesetzten und fanatischen Kollegen dient Béla als Spielball für deren frivole Launen und politischen Interessen. Der junge Mann, der gerne weiter in die Schule gegangen wäre und sogar Gedichte schreibt, hat mit dem täglichen Existenzkampf genügend eigene Sorgen, und fühlt sich zunehmend in die Enge getrieben. Als die häusliche und berufliche Situation eskaliert, sieht er in seiner Heimat keine Zukunft mehr.
    Über den Autor (aus der biographischen Nachbemerkung im Buch):
    János Székely wurde 1901 geboren, und ist nach dem Tod des Vaters in äußerst bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen. Bereits mit 15 Jahren debütierte er als Dichter, verdingte sich als 18-jähriger in Berlin bei einer Speditionsfirma, und machte später als Drehbuchautor Karriere. Ab 1928 arbeitete er bei der Ufa, 1938 emigrierte er in die USA.
    1946 wurde sein autobiographisch gefärbter Roman „Verlockung“ veröffentlicht. Er ist als erster Teil einer Trilogie konzipiert, doch blieben die Folgebände ungeschrieben. Das Werk wurde von der Kritik als einer der großen Gesellschaftsromane der Zeit gefeiert, sein Autor mit Gorki und Zola verglichen.
    János Székely verstarb 1958 in Berlin.
    Meine Meinung
    Mit diesem Roman hat János Székely sowohl inhaltlich als auch stilistisch einen äußerst eindrucksvollen Roman vorgelegt, der dem Leser die sozialen Brennpunkte Ungarns in der Zwischenkriegszeit drastisch vor Augen führt. Die hohe Arbeitslosigkeit mit all ihren traurigen Folgeerscheinungen wie Hunger, Krankheit und Delogierung trieben viele Menschen zum Selbstmord. Es existierte kein soziales Netzwerk, um wenigstens die schlimmste Not zu mildern. Für den heutigen Leser sind viele Schilderungen von Armut und Elend kaum vorstellbar und oft nur schwer zu ertragen.
    Im Gegensatz dazu wird durch Bélas Arbeit in einem Luxushotel die Dekadenz der Zeit vor Augen geführt. Vom Betrag, den zahlreiche Gäste in einer einzigen Nacht für Champagner ausgeben, hätte der Liftboy mit seiner Mutter monatelang sehr gut leben können.
    Die Hilf- und Schutzlosigkeit des Personals vor den unmoralischen Wünschen mancher Gäste, aber auch der Versuch, arglose Jünglinge für Spitzeltätigkeiten zu gewinnen, hat der Autor in seinem Roman beeindruckend verarbeitet. Die psychische Belastung in dieser Situation muss unvorstellbar gewesen sein. Es verwundert nicht, dass Béla sich im täglichen harten Existenzkampf nicht als Retter der Nation sehen kann, sondern nur seine eigene Lage verbessern will. Diese Haltung hat ihn mir sehr realistisch und sympathisch erscheinen lassen. Sicher brauchte es Helden, um Veränderung herbeizuführen, aber Béla hatte dazu keine Kraft. Das entbehrungsreiche Leben von Kindheit an, die unglaublichen Strapazen, die er in Budapest auf sich nehmen musste, um überhaupt zur Arbeit zu gelangen und die Sorgen um seine kranke Mutter raubten ihm jeden Idealismus. Aber gerade dieser Charakterzug hat ihn so lebensecht erscheinen lassen.
    Stilistisch hat mir der Roman ebenfalls sehr gut gefallen. Er ist flüssig zu lesen, in einer einfachen und kraftvollen Sprache verfasst. Es fehlt auch nicht an Spannung, will man doch immer wissen, wie es Béla weiter ergeht, und ob sich sein Schicksal nicht doch noch zum Besseren wendet.
    Die Lektüre des Buches lohnt sich auf jeden Fall, obwohl die ungeschriebenen Folgebände natürlich fehlen, die die Geschichte sicher wunderbar abgerundet hätten.
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  • Rezension zu Verlockung

    János Székely erzählt in diesem Roman die Geschichte von Béla im Ungarn zwischen den Weltkriegen. Selbst in bitterer Armut lebend, wird Béla in dem Luxushotel mit der Welt der Reichen konfrontiert. Er erfährt, dass auch diese Welt mit Tücken behaftet und nicht ungefährlich ist. Trotzdem verliebt er sich in eine reiche Dame, die im Hotel als Dauergast logiert. Der Autor lässt den Leser in beide Welten schauen. Er beschreibt die Dekadenz der Reichen genauso eindringlich wie den Hunger und die Nöte der Armen. Kommunistische Ideen werden ebenso thematisiert wie Bespitzelungen; Menschen, die die Notlage anderer schamlos ausnutzen stehen denen gegenüber, die in ihrer Abhängigkeit machtlos sind. Sehr realistisch und prägnant sind die Bilder, die der Autor im Kopf des Lesers entstehen lässt. Das liegt aber sicher auch daran, dass dieser Roman autobiografische Züge trägt. Beeindruckend fand ich die Entwicklung Bélas, der von Kindheit an nur größte Armut kennen gelernt hat, aber seine Würde nie verlor.
    „Verlockung“ ist in einer einfachen, sehr gut lesbaren Sprache geschrieben und bis auf einige Längen im Mittelteil hat mich das Buch gefesselt. Wortwitz wechselt mit sachlicher Erzählung, facettenreiche, bildhafte Beschreibungen runden die Geschichte ab, in der ein eindrucksvolles Bild über das Leben von Arm und Reich im Ungarn der 20er und 30er Jahre gezeichnet wird. Besonders hervorheben möchte ich noch, das trotz der Armut, die ständig präsent ist, keine trübselige, graue Stimmung aufkommt. Es wird weder das Mitleid des Lesers eingefordert noch auf die Tränendrüse gedrückt. Das empfand ich als sehr angenehm. Auch das Ende, das Platz für eigene Spekulationen lässt, fand ich sehr gelungen.
    Mein Fazit: „Verlockung“ ist ein bemerkenswerter Roman über Armut, Liebe, Würde und Hoffnung. Mich hat er sehr beeindruckt. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und empfehle es ebenso gern weiter.
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  • Rezension zu Verlockung

    Ich habe das Buch ja lange genug vor mich "hergeschoben" - einerseits hat mich der Seitenumfang von 800 Seiten etwas abgeschreckt, andererseits klingt ja auch der Klappentext nicht gerade umwerfend .... da ich aber auf Eure Empfehlungen hin mehr vertraue als auf einen Klappentext habe ich das Buch mit in den Urlaub genommen und dort nahezu verschlungen. Viel kann ich Euren Kommentaren nicht hinzufügen, es wurde eigentlich schon alles (mehrfach) gesagt.
    Es liest sich recht flott, 100 Seiten sind binnen kürzester Zeit absolviert und so gesehen erscheint der Seitenumfang gar nicht mehr so abschreckend. Mich haben die Schilderungen dieser unvorstellbaren Armut, dieser unbeschreiblichen Zustände zutiefst berührt. Ich habe das Gefühl, dass nur einer, der es selber erlebt hat, so schreiben und beschreiben kann. Vergleicht man die Biografie des Autors mit dem Lebensweg des Bela, so scheint die Vermutung nahe liegend, dass Szekely eigene Erlebnisse eingeflochten hat. Und dennoch würde ich das Buch nicht als "trist" bezeichnen. Immer wieder blitzen Hoffnungsschimmer durch und man bangt und hofft mit Bela, dass sich der Kampf lohnt, dass er letztendlich nicht ganz Opfer der Umstände wird und dass vielleicht doch irgendwo eine Person auftaucht, die es "gut" mit ihm meint. Überdies erfährt man viel Interessantes und Wissenswertes über die politischen/gesellschaftlichen Zustände im Ungarn der Zwischenkriegszeit!
    Ein ganz tolles Buch, ein Lesehighlight 2008! Danke für den Tipp, ohne Eure Empfehlungen hätte ich es niemals in die Hand genommen!
    PS: Zu den von Marie angesprochenen Ungereimtheiten: ich habe die (neue) Taschenbuchausgabe, auch hier tritt dieselbe Ungereimtheit auf. Es kann daher nicht an Zensur o.ä. liegen.
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  • Rezension zu Verlockung

    So, hier meine mit "Freuden" angekündigte abschliessende Meinung zum Buch!
    Vorab möchte ich noch erwähnen, dass ich eine in einem Antiquariat erworbene DDR-Ausgabe (Buchclub 65) aus dem Jahre 1970 gelesen habe; mir "erscheint" diese identischer, gibt sie mir doch die Idee, dass nichts, wie vielleicht bei der Neuauflage zu vermuten wäre, verändert wurde.
    Aus diesem Grund möchte ich es nicht versäumen den Klappentext meiner Ausgabe hier wiederzugeben.
    Wie festgefroren sitzt das Lächeln auf dem Gesicht des Liftboys Béla. So will es der gestrenge Herr Major, und wehe dem, der es wagt, gegen dieses Gebot zu verstossen.
    Jeder Angestellte des grossen Budapester Luxushotels hat von morgens bis abends so heiter und unbekümmert dreinzuschauen, als sei das "Königreich" Ungarn ein irdisches Paradies und der Reichsverweser der Statthalter Gottes auf Erden.
    Und dabei gibt es sovieles, was den sechzehnjährigen Jungen quält und beunruhigt: die drückenden finanziellen Sorgen, die seelischen Nöte des Entwicklungsalters und nicht zuletzt die mannigfaltigen Verlockungen, die in der schwülen Hotelatmosphäre auf ihn einstürmen und seine Phantasie aufreizen.
    Störrisch widersetzt sich Béla allen Bemühungen seines Freundes Elemér, ihn zur Einsicht zu bringen. Was ist denn dabei, wenn er sich einen Anzug und Wäsche aus zweiter Hand besorgt und die Kaufsumme in Raten bezahlt? Jetzt, da ihre Exzellenz, eine exzentrische Dame der höheren Gesellschaft, an ihm Gefallen gefunden hat, kann er nicht in Lumpen herumlaufen, und wegen ein paar Pengö glaubt er sich dem gefürchteten "Greifer" noch lange nicht ausgeliefert zu haben....
    Bélas Schicksal scheint besiegelt zu sein. In einer Welt, die ihm nur die Wahl lässt, ein Revolutionär oder Schurke zu werden, hat er sich auf die Seite der Schurken geschlagen.
    Wie es ihm schliesslich, auf dem Höhepunkt der Verzweiflung gelingt, den rettenden Sprung zu tun, das schildert János Székely mit der Überzeugungskraft eines Menschen, dem es gegeben ist, eigenes und fremdes Erleben nicht nur in Worte zu fassen, sondern auch dichterisch zu gestalten.
    "Verlockung" ist ein MEISTERWERK, einzureihen in die Tradition der grossen Gesellschaftsromane von Dickens, Zola und Dostojeweski.
    Dieser grossartige, autobiografisch gefärbte Roman erzählt so bedrückend, so intensiv über Not, Elend, Hunger und Armut wie ich es noch nie gelesen habe.
    Szekély, einem brillanten Erzähler ist anzumerken, dass er ein erfolgreicher Drehbuchautor war, denn seine Geschichte fliesst wie ein grosses Film-Epos!
    Manchmal böse, manchmal voller Sarkasmus schildert er die Wirtschaftskrise der 20er Jahre, aber immer voller Lebensweisheit, ist er ein zuweilen ein scharfer, aber auch liebevoller Beobachter.
    Dieser Roman lässt mich tief betroffen, aber auch tief beeindruckt zurück, nie zuvor habe ich etwas Vergleichbares gelesen, zu erfahren, welche deprimierenden Zustände es unter dem Horthy-Regime gab, war für mich neu und wurde mir doch auf eindrucksvolle und berührende Weise nahe gebracht.
    János Szekély schrieb 10 Jahre an diesem Meisterwerk, begann damit 1935 in Budapest und veröffentlichte das Buch 1946 in den USA unter dem Titel "Temptation", 1949 in Ungarn ("Kisértés"), 1950 in Frankreich bei Gallimard und in zahlreichen anderen Ländern.
    Aus "Verlockung" sollte eigentlich eine Triologie werden, was der Autor leider durch seinen frühen Tod (1958 ) nicht mehr verwirklichen konnte.
    Unsere "berühmten" fünf Sterne sind noch zu wenig, um meine Begeisterung auszudrücken, vielleicht trifft es eher zu wenn ich sage, ich bin froh und glücklich, dass sich mir die Gelegenheit bot, dieses Buch lesen zu "dürfen".....
    Gruss Bonprix ;)
    Das Autoren-Portrait findet ihr *HIER*.
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  • Rezension zu Verlockung

    Kurzbeschreibung von Amazon:
    János Székely, Exil-Ungar, begehrter Drehbuchautor in Hollywood, wo er mit Ernst Lubitsch und Marlene Dietrich Triumphe feierte und 1940 den Oscar gewann, hinterließ einen einzigen großen Roman. Die Geschichte des Bauernjungen Béla, der als Liftboy in einem Budapester Luxushotel eine vom nahen Untergang gezeichnete Welt kennenlernt, ist ein ebenso düsteres wie schillerndes Tableau des Ungarn der Zwischenkriegszeit.
    Pressestimmen:
    "Der ungarische Drehbuchautor ... hat mit Verlockung einen wirklich großen Roman geschrieben, der alles vereint: erzählerische Kraft, Sozialgeschichte, Witz, Wut, Trauer, Liebe und Idealismus." Brigitte
    "ein großartiger Roman" bücher
    "eine wunderbare, rasant geschriebene Abenteuergeschichte" InStyle
    "ein ebenso lebendiges wie lebenskluges Buch" SonntagsZeitung
    "Ein schillernder Roman aus der Zeit zwischen den Kriegen. Hinreißend schön!" Dresdner Morgenpost
    "János Székely erzählt in seinem packenden Roman - 1959 erstmals auf Deutsch erschienen und nun wieder aufgelegt - nicht nur die herzerweichende Geschichte eines einsamen, ungeliebten, doch selbstbewussten und wissbegierigen kleinen Helden. Er gibt auch Eindrücke von den Grauen des Horthy-Regimes, weckt Verständnis für jene Lebensbedingungen, die der Humus für Sozialismus und Kommunismus waren, und macht deutlich, wie sogar Menschen, die strengste Armut diszipliniert hat, in Dekadenz verfallen, sobald sie Geld, Champagner und erotische Leidenschaft dazu verführen. Ein zum Lesen und Weiterdenken hinreißendes Buch!" Salzburger Nachrichten
    „Ein großes Buch…ein herrlicher Abenteuerroman aus dem Ungarn der zwanziger/dreißiger Jahre, eine Lektüre, in der man vollkommen versinkt… Die verschiedenen Schichten der ungarischen Gesellschaft bilden hier ein meisterhaftes Fresko. Alle fundamentalen Fragen werden aufgeworfen: Armut, Reichtum, Hunger, Kälte, Freundschaft, Liebe, Sex. Es ist ein Buch voller Lebenswut…“ Magazine Littéraire
    Meine Meinung:
    Obwohl das Buch schon einige Jahrzehnte alt ist, ist mir die Sprache direkt als sehr angenehm aufgefallen, sie liest sich leicht. Szekely kann unwahrscheinlich schön beschreiben, irgendwie hatte ich den Eindruck, als ob mein Opa mir eine Geschichte erzählt.
    Die Handlung spielt in Ungarn zwischen den Weltkriegen, ganz Europa ist im Umbruch, Aufbruch, zwischen Revolution und Untergrund-Bewegungen. Was mich jetzt ein wenig irritiert ist, dass man in Ungarn sehr wohl wusste was Hitler vor hat (Juden und Europa). Merkwürdig , dass die meisten Deutschen den Faschist nicht erkannt haben.
    „Verlockung“ ist ein wunderbares Buch, ich werde es zu meinen Lieblingsbüchern einreihen, weil es von der Sprache, Handlung und Hintergrund einfach hervorragend ist.
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Ausgaben von Verlockung

Taschenbuch

Seitenzahl: 992

Hardcover

Seitenzahl: 816

E-Book

Seitenzahl: 973

Besitzer des Buches 47

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