Gehen, ging, gegangen

Buch von Jenny Erpenbeck

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Gehen, ging, gegangen

Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.
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Bewertungen

Gehen, ging, gegangen wurde insgesamt 20 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Meinungen

  • interessante Thematik, aber nicht sehr berührend, eher distanziert.

    Frühlingsfee

  • Trifft das, was ich immer sage: selbst hingehen und eine Meinung bilden, bevor man mit Vorurteilen schießt.

    Submania

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Gehen, ging, gegangen

    Richard ist ein emeritierter Professor, der nun nichts mehr mit seinem Leben anzufangen weiß. Er versucht seine Langeweile zu bekämpfen, indem er Interviews mit verschiedenen Flüchtlingen führt.
    Meiner Meinung nach wird auch schnell deutlich, dass dies – das Loswerden seiner Langeweile – seine einzige Intention ist. Richard interessiert sich schlichtweg nicht für die Flüchtlinge, bei den meisten hat er nicht einmal die Ambition ihren richtigen Namen zu lernen, da es ihm zu kompliziert ist.
    All das macht den Protagonisten dermaßen unsympathisch, was für den Gesamteindruck des Buches nicht gerade förderlich ist. Hinzu kommen noch die unglaublich langatmigen Aufzählungen von Richards Einkäufen oder was er alles in seinem Garten macht.
    Die einzigen Stellen, die ich wirklich interessant finde, sind die Erzählungen der Flüchtlinge über ihr vorheriges Leben, ihre Flucht sowie den Hindernissen, die sie sich in Deutschland oder auch in Italien stellen müssen.
    Ich persönlich kann das Buch nicht weiterempfehlen. Eigentlich schade, da die Thematik, die angesprochen wird, sehr wichtig ist und die Geschichten helfen könnten, sich in die Lage der Flüchtlinge reinzuversetzen. Leider ist der Rest des Buches nicht besonders interessant.
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  • Rezension zu Gehen, ging, gegangen

    Richard, frisch emeritierter Professor, fällt wie so viele vor ihm zu Beginn dieses neuen Lebensabschnittes in eine Leere, die er versucht mit Sinn zu füllen. Da seine Arbeit ihm das einzig Sinngebende scheint, entschließt er sich zu einem neuen Projekt: Was ist Zeit? Die richtigen Gesprächspartner dazu sieht er in den Flüchtlingen, die in der Nähe seines Hauses untergekommen sind. Denn wer wenn nicht sie, die 'Aus-der-Zeit-Gefallenen', könnten ihm am besten erklären, was Zeit ist? Immer wieder besucht er sie und lässt sich ihr Leben erzählen; ihre Kindheit; ihre Flucht; ihr Ankommen; ihre Wünsche; ihre Träume. Je mehr er zuhört, umso mehr beginnt er zu verstehen, was diese Leute antreibt und überleben lässt. Richards Vorstellungen von der Welt und den Menschen beginnen sich zu ändern, langsam, Stück für Stück...
    Die ersten 50 Seiten war ich kurz davor, das Buch zur Seite zu legen. Nichts als die selbstmitleidigen Gedanken eines Pensionärs, der nicht weiß wie er seine Tage füllen soll. Doch dann beginnt er mit seinem Projekt und nach und nach nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Nicht in Form von Spannung und Action - der emeritierte Professor lässt sich auf die Geschichten der Flüchtlinge ein und man kann ihm buchstäblich dabei zusehen, wie sich seine Gedanken und seine Einstellungen ändern. Es ist nicht nur die Vergangenheit der Befragten, die so erschütternd ist, sondern auch die Aussichtslosigkeit des Lebens, das den Meisten bevorsteht. Keine Anerkennung als Flüchtling, keine Arbeit, Abschiebung wer weiß wohin, nirgendwo ein Leben mit Perspektive. Und alles nur, weil sie zur falschen Zeit im falschen Land geboren wurden.
    Es ist kein mitleidheischendes Buch, der Ton ist vielmehr so sachlich-kühl, dass es mir fast schon wieder zu viel war. Und mit noch einem Punkt hadere ich ein bisschen: Fast Alle waren gut, niemand hatte böse Absichten und/oder kriminelle Energien. Selbst die einzige Person mit einer vielleicht nicht so weißen Weste blieb im Vagen und verursachte mehr schlechtes Gewissen als alles Andere. Schön, wenn es wirklich so wäre - für überzeugend halte ich es nicht.
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  • Rezension zu Gehen, ging, gegangen

    Bis auf @Farasts Rezension habe ich keine Besprechungen zu diesem Buch gelesen, weil ich fürchtete, dass es bei der Mehrzahl nicht um die literarische Qualität des Buches geht, sondern um eine Weltanschauung, die mich ständig wütend macht. Das kann ich mir sparen, das muss ich mir nicht antun.
    Vorweg: Man lernt durch das Buch sehr viel über die Absurdität deutscher und europäischer Asylgesetze, die einer der Gründe für das derzeitige politische und gesellschaftliche Chaos sind.
    Die Erzählposition und die Charakterisierung des Protagonisten sind von Erpenbeck geschickt gewählt: Richard ist ein verwitweter, von seiner Geliebten verlassener und pensionierter Professor, der vor allem Beschäftigung braucht. Er wendet sich den Flüchtlingen in erster Linie aus Neugier zu.
    Man wird als Leser also zunächst nicht mit Mitleidsgefühlen oder sozialem Engagement konfrontiert, sondern mit einem sachlichen, intellektuellen und älteren Mann, der beobachtet, sonst nichts. Dann kommt er auf die Idee, sich die Lebensgeschichten einzelner Flüchtlinge erzählen zu lassen – aus Wissbegierde und Interesse. Wie er persönlich in die Situation der Flüchtlinge hineingezogen wird, wie er beginnt, politisch und sozial zu handeln, entsteht Schrittchen für Schrittchen, nachvollziehbar und ohne falsche Sentimentalität.
    Allzu offensichtlich ist Erpenbecks Konstrukt, den Leser per Richard und seinen Überlegungen über die Gesetze zu informieren. Auch verarbeitet sie autobiographische Erlebnisse in ihrem Roman, wie sie der Journalistin Katharina Granzin im Büchermagazin verriet.
    Sprachlich lässt der Roman einiges zu wünschen übrig, und am Schluss ist einfach irgendwann Schluss; Ende ist etwas anderes, und auch „offenes Ende“ trifft diesen Schluss nicht. Er wirkt, als hätte die Autorin beschlossen: Heute höre ich mit dem Schreiben auf, egal, was die Handlung verlangt.
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  • Rezension zu Gehen, ging, gegangen

    Über die Autorin (lt. Verlag):
    Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin geboren. 1999 debütierte sie mit der Novelle »Geschichte vom alten Kind«, der weitere literarische Veröffentlichungen folgten, darunter Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr zuletzt erschienener Roman »Aller Tage Abend« wurde von Lesern und Kritik gleichsam gefeiert und vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2013 mit dem Joseph-Breitbach-Preis und 2015 mit dem Independent Foreign Fiction Prize.
    Inhalt (lt. Verlag):
    Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
    Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.
    Mein Eindruck:
    Normalerweise suche ich mir Bücher mittlerweile sehr sorgsam aus. Das hat mir schon so manchen Mißgriff erspart. Hier hatte ich eigentlich nicht wirklich Gutes über das Buch gelesen und habe es unter "nicht interessant für mich" abgespeichert. Tja, und dann habe ich bei "lesenswert" ein Interview mit Erpenbeck über ihr Buch gesehen. Die Frau und was sie über das Buch erzählt hatte war mir schlagartig sympathisch und dann habe ich mir ziemlich spontan das Buch gekauft. Ein ziemliches Risiko und im ersten Moment zweifelte ich an meinem Verstand und was mich da geritten hatte dieses Buch zu kaufen. Eine sympathische Autorin muss ja nicht zwingend ein gutes Buch schreiben.Ich kann schon mal vorab schreiben, doch hat sie.
    Über das Thema brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben. Da hat die Wirklichkeit die Fiktion mittlerweile aufs schrecklichste überholt. Ich habe hier eine ganz klare Meinung dazu, Menschen die vor Krieg und Terror flüchten sollen, nein, müssen Assyl gewährt werden. Und dieses Buch trägt seinen kleinen Beitrag dazu bei. Die Flüchtlinge werden im Laufe des Buches nicht mehr das Fremde, das Unheimliche. Sie werden schlicht und ergreifend zu Menschen, die vor Entsetzlichem geflohen sind. Da fand ich auch die Figur von Richard passend gewählt. Jemand, der nicht mehr wegschaute, sondern erst aus reiner Neugier auf diese Menschen zugegangen ist, um sie näher kennenzulernen. Es blieb nicht aus, dass er sich bei diesen unterschiedlichen Begegnungen auch über sich selbst viel gelernt hat. Er fragt, hinterfragt und vergleicht.
    Für mich war es eine sehr menschliche und sehr wichtige Lektüre gewesen. Es ist kein hochliterarisches Buch, was mir gefallen hatte. Beim Schluss habe ich ein klein wenig gehadert. Ich bin gespannt wie es andere Leser des Buches sehen werden.
    .
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Ausgaben von Gehen, ging, gegangen

Hardcover

Seitenzahl: 352

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

E-Book

Seitenzahl: 353

Hörbuch

Laufzeit: 00:10:08h

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