Am Anfang war die Nacht Musik

Buch von Alissa Walser

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Am Anfang war die Nacht Musik

Als Franz Anton Mesmer das blinde Mädchen in sein magnetisches Spital aufnimmt, ist sie zuvor von unzähligen Ärzten beinahe zu Tode kuriert worden. Mesmer ist überzeugt, ihr endlich helfen zu können, und hofft insgeheim, durch diesen spektakulären Fall die ersehnte Anerkennung der akademischen Gesellschaften zu erlangen. Auch über ihre gemeinsame tiefe Liebe zur Musik lernen Arzt und Patientin einander verstehen, und bald gibt es erste Heilerfolge ... In ihrer hochmusikalischen Sprache nimmt Alissa Walser uns mit auf eine einzigartige literarische Reise. Ein Roman von bestrickender Schönheit über Krankheit und Gesundheit, über Musik und Wissenschaft, über die fünf Sinne, über Männer und Frauen oder ganz einfach über das Menschsein.
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Bewertungen

Am Anfang war die Nacht Musik wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Am Anfang war die Nacht Musik

    Ich habe das Buch heut morgen beendet und möchte auch meine Eindrücke hier wiedergeben. Die Autorin und den Inhalt des Buch hat Marie ja schon vorgestellt, weshalb ich nicht weiter darauf eingehe.
    Zunächst mal die positiven Dinge: bezüglich der historischen Begebenheiten scheint Frau Walser wirklich sehr gut recherchiert zu haben. Auch ich habe Hintergründe nachgelesen und das Gefühl, dass das alles passt. Sehr gut übermittelt sie ein Bild der Stellung der Frau zur damaligen Zeit, die nur schmückendes Beiwerk ist und ansonsten nichts zu sagen hat und keine eigene Meinung haben darf. Das geschieht zum einen anhand der Protagonistin Maria Theresia, deren Vater stets für sie spricht selbst wenn seine Tochter etwas gefragt wird, und zum anderen anhand deren Mutter, die ihrem Gatten stets in allem nach dem Mund redet und tut was er will. Als kleinen Kontrapunkt hat die Autorin dagegen die Frau Mesmers gesetzt, die zum einen älter als er ist und zum anderen das Geld in die Ehe gebracht hat. Aus dieser Position heraus ist sie sehr fordernd, aber auch intelligent dargestellt - ein klarer Gegensatz zu den anderen Frauen in diesem Roman. Sehr bildhaft ist auch eine der anderen Patientinnen, die immer wieder in hysterische Anfälle fällt - Hysterie war ja etwas, was man den Frauen früher sehr gerne nachsagte.
    Auch die Hauptfigur des Anton Mesmer charakterisiert Frau Walser sehr gut in all seinen Überzeugungen bezüglich seiner Methode, seinen Ideen und Vorstellungen, aber auch in all seinen Zweifeln und Hoffnungen, doch noch die gewünschte und so herbeigesehnte Anerkennung in den medizinischen wie höfischen Kreisen Wiens zu finden. Darauf zielt sein ganzes Streben und deshalb setzt er all seine Hoffnungen in die neue Patientin, bei der er wohl auch Anfangserfolge erzielte. Aber sein Scheitern ist vorgezeichnet und auch der Rest der Welt - symbolisiert in der Stadt seiner Hoffnungen, Paris - verweigert ihm die Anerkennung.
    Klar und deutlich aufgebaut ist das Buch unterteilt in viele Kapitel, die stets mit Datum, teilweise sogar mit Uhrzeit, überschrieben sind. So verliert der Leser nie die Orientierung, wann und wo er sich gerade befindet. Der Hauptteil der Geschichte spielt im ersten Halbjahr des Jahres 1777 in Wien, um dann am Ende nach Paris ins Jahr 1786 zu wechseln.
    Nun zu den Dingen, die mir negativ aufgestoßen sind: einer Meinung mit Marie bin ich bezüglich der Sprache; sie ist sehr gewöhnungsbedürftig, der Großteil des Buches ist wirklich nur im Präsens geschrieben. Aber im letzten Teil, der Zeit in Paris, verfällt die Autorin teilweise in die Vergangenheitsform, was ich persönlich als überflüssigen Wechsel empfunden habe. Genauso stört mich die ständige indirekte Rede, auch wenn man sich daran gewöhnt. Aber als stilistisch angenehm empfinde ich das nicht.
    Allerdings empfinde ich die Sprache keineswegs als kühl oder emotionslos, sondern ganz im Gegenteil als vielfach zu emotional und teilweise schwülstig - die Autorin versucht wohl, sich in die damalige Sprache hineinzuversetzen. Aber das gelingt ihr nicht und ganz im Gegenteil begeht sie dann solche (in meinen Augen) groben Fehler, wie die Protagonistin solche Dinge wie "Blöder Arsch" denken zu lassen - das ist ein solcher Stilbruch, das kann ich einfach nicht übersehen oder überlesen, das stösst mir einfach nur sauer auf… solche Fauxpas sind der Autorin mehrere unterlaufen und ich kann nicht verstehen, warum der Lektor hier nicht eingeschritten ist. Oder ist er und die Autorin hat darauf bestanden???? sei's drum - die Sprache ist für mich eines der ganz großen Negativa.
    Auch die dauernden Innenansichten, die die Autorin ihre Protagonisten anstellen lässt, sind für mich oft nicht schlüssig oder nachvollziehbar, grade im emotionalen Bereich. Da werden oft so vielfältige Metaphern und Bilder eingeflochten wo ich nur denken konnte: weniger ist manchmal mehr……. Die existenziellen Zweifel Mesmers, die konnte ich recht gut nachvollziehen, seine Emotionen und Hoffnungen auch, aber sein sonstiges Innenleben war für mich öfter ein Rätsel. Dass der Maria Theresia sowieso.
    Gut finde ich Maries Gedankengang, ob ein neuer Sinn evtl. die anderen, vorher bereits vorhandenen stören könnte… symbolisiert wird das in der Geschichte damit, dass Maria wohl wieder teilweise Licht wahrnehmen, Licht und Schatten sehen kann - aber je mehr dieser Sinn wieder funktioniert, desto mehr verliert sie die Gabe des Klavierspiels… und das ist der Punkt, den ich nicht ganz nachvollziehen kann, denn Musikalität und die Fähigkeit zu Musizieren stellen für mich keinen Sinn dar, sondern eine ererbte bzw. erworbene Fähigkeit. Sicherlich hat Marie in dem Punkt mehr persönliche Erfahrung als ich, aber für mich hinkt dieser Vergleich.
    Ein großes Loch in der Geschichte klafft am Ende, was mich ebenso störte: die Abreise Mesmers nach Paris, die Gründe hierzu und seine Jahre dort kommen viel zu kurz. Es ist ein abrupter Bruch in der Geschichte von dem Moment an, als die anderen Ärzte den Erfolg Mesmers sehen um dann doch über ihn herzuziehen - ab diesem Punkt werden die Zeitsprünge größer und es ist kein direkter Auslöser beschrieben warum Mesmer so abrupt aufgibt und nach Paris abreist außer der Tatsache, dass seine Vorzeigepatientin abgeholt wird. Die ganze Intrige drumherum, die Machtspiele gegen Mesmer werden höchstens angedeutet und so kam dieser Wechsel für mich zu abrupt… Wohlgemerkt reden wir über die Geschehnisse von 5 Monaten…. Über die Jahre in Paris erfährt der Leser dann auch nicht viel, nur von einem letzten Zusammentreffen Mesmers mit seiner berühmtesten Patientin, die nun doch auf Konzertreise durch Europa geht.
    Ich hatte mir von diesem Buch wesentlich mehr versprochen und wurde leider enttäuscht, muss ich sagen. Ich persönlich kann nicht wirklich guten Herzens eine Leseempfehlung aussprechen. Es war zwar nicht wirklich schwierig zu lesen nachdem man sich mal an die Sprache gewöhnt hat, aber ich habe nicht das Gefühl, dass man etwas verpasst wenn man dieses Buch nicht liest…. schade.
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  • Rezension zu Am Anfang war die Nacht Musik

    Piper Verlag
    253 Seiten
    Die Autorin (Klappentext):
    Alissa Walser, geb. 1961, lebt und arbeitet als Autorin, Übersetzerin und Malerin in Frankfurt a.M. Von ihr erschienen bislang die beiden Erzählungsbände "Dies ist nicht meine ganze Geschichte" (1996) und "Die kleinere Hälfte der Welt" (2000). Für die Kurzgeschichte "Geschenkt" wurde sie mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
    Inhalt (Klappentext):
    Wien im Januar 1777. Franz Anton Mesmer, der vielleicht berühmteste Arzt seiner Zeit, wird vom Hofrat Paradis gebeten, seine Tochter Maria Theresia zu heilen, eine blinde Pianistin und Sängerin, die als Wunderkind sogar schon vor der Kaiserin spielen durfte. Als Mesmer das Mädchen in sein magnetisches Spital aufnimmt, ist sie zuvor von unzähligen Ärzten beinahe zu Tode kuriert worden. Mesmer ist überzeugt, ihr endlich helfen zu können, und hofft, durch diesen spektakulären Fall für seine "magnetische Methode" endlich die ersehnte Anerkennung der akademischem Gesellschaft zu erlangen. Auch über ihre gemeinsame tiefe Liebe zur Musik lernen Arzt und Patientin einander verstehen. Trotz rasch einsetzender Heilerfolge entfesseln die maßgebenden Köpfe der Zeit einen Aufsehen erregenden medizinischen Skandal.
    Zwei Menschen treffen aufeinander: Mesmer, der von seiner Heilmethode, dem Magnetismus überzeugte Arzt, verheiratet mit der cholerischen herrschsüchtigen Anna, und Maria Theresia Paradis, ein blindes musikalisches Wunderkind am Klavier, vom autoritären Vater und der auf Etikette bedachten Mutter gegängelt und überbehütet. Als Blinde wird sie weder eine Pianistenkarriere machen, noch auf eine Heirat hoffen können. Nachdem sämtliche medizinischen Kapazitäten aufgeben mussten, ist Mesmer der letzte Strohhalm.
    Mesmer schickt die Eltern nach Hause (eine unerhörte, aber für die Heilung unerlässliche Tat), behält Maria Theresia in seinem Spital und erringt über die gemeinsame Liebe zur Musik ihr Vertrauen. Der Fall, der ihm endlich die ersehnte Anerkennung bringen soll, wird sein größter Erfolg und sein schlimmstes Desaster.
    Doch man begegnet sich immer zweimal im Leben.
    Der Roman fußt auf einer wahren Begebenheit und ist (soweit ich nachforschen konnte) bis ins Detail genau recherchiert. Es geht im Verlauf des Buches weniger um die Frage, ob und wie es Mesmer gelingt, seiner Patientin ihr Augenlicht wieder zu schenken, es geht auch nicht um die Wirksamkeit einer alternativen Medizin, sondern um Sinneswahrnehmungen: Bei Menschen, denen ein Sinn fehlt, werden die anderen umso stärker und intensiver ausgeprägt. Trifft auch der Umkehrschluss zu: Schwächt ein hinzukommender Sinn die Fähigkeit der anderen? Ist Sehenkönnen generell ein Segen, und hängt das Begreifen und die Annäherung an die Welt vom Gebrauch der Augen ab, denen Ohren, Nase, usw. untergeordnet sind?
    Eine sprachlich sehr schön erzählte Geschichte, die sich trotz der Konzentration auf die Innensicht der beiden Protagonisten nicht in deren Emotionen verliert. Dass sie durchgehend im Präsens erzählt wird, ist gewöhnungsbedürftig.
    Der Buchtitel gefällt mir. Er spielt an auf Mozart, der in dem Roman persönlich auftritt.
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Ausgaben von Am Anfang war die Nacht Musik

Hardcover

Seitenzahl: 256

Taschenbuch

Seitenzahl: 256

E-Book

Seitenzahl: 241

Hörbuch

Laufzeit: 00:07:28h

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