Keine Zeit wie diese

Buch von Nadine Gordimer, Barbara Schaden

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Keine Zeit wie diese

Endlich können Jabulile und Steve als Paar zusammenleben. Nach dem Ende des Apartheidregimes, unter dem ihre Liebe verboten war, bauen sie sich ein gemeinsames Leben auf. Doch das neue Südafrika ist keine Insel der Glückseligkeit: Korruption, Gewalt, disparate Besitzverhältnisse, eine große Kluft zwischen Arm und Reich bestimmen die Lebenswirklichkeit. Mit poetischer Präzision benennt Nadine Gordimer die ungelösten Probleme Südafrikas und setzt dagegen das zärtliche Einverständnis zweier Menschen, deren Vertrauen ineinander und in die Zukunft ihres Landes nicht zu erschüttern ist.
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Bewertungen

Keine Zeit wie diese wurde insgesamt 2 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Keine Zeit wie diese

    Verlagstext
    Fast zwanzig Jahre nach dem Ende der Apartheid blickt Nadine Gordimer auf Möglichkeiten und vergebene Chancen der neuen Ära. Tief taucht sie ein in das Leben eines Paares, das, gerade noch als illegal geächtet, nun gefordert ist, das Land und sein Leben neu zu gestalten. Aus Revolutionären sind Bürger geworden. Jabulile und Steve, die sich im Untergrund kennenlernten, im Kampf gegen das Regime, das ihnen die Ehe und ein Leben miteinander verbot, stehen nun alle Wege offen. Von Glengrove Place, dem Ort, an dem sie geduldet wurden, ziehen sie in ein kleines Haus mit Garten, in eine Siedlung, in der sich die Genossen von einst sammeln. Der Vorort der Freiheit. Steve nimmt einen Job an der Uni an, Jabulile studiert Jura. Am Leben dieser beiden entfaltet sich ein Bild des neuen Südafrika, wie es eindringlicher nicht sein könnte. Nadine Gordimer hat sich nie als politische Autorin gesehen, doch mit Keine Zeit wie diese hat sie ihren größten und gewichtigsten politischen Roman geschrieben. Korruption, disparate Besitzverhältnisse, Studentenproteste, eine sich immer weiter öffnende Kluft zwischen Arm und Reich - die Nobelpreisträgerin benennt mit poetischer Präzision die ungelösten Probleme ihres Landes. Doch dagegen setzt sie das zärtliche Einverständnis zweier Menschen, deren Vertrauen ineinander und in die Zukunft ihres Landes nicht zu erschüttern ist.
    Die Autorin
    Nadine Gordimer, geboren 1923 in dem Minenstädtchen Springs, Transvaal, gehört zu den bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit. Jahrzehntelang schrieb sie gegen das Apartheidregime an und setzt sich bis heute mit dessen zerstörerischen Folgen für die schwarze und weiße Bevölkerung auseinander. 1991 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen. Sie starb am 13. Juli 2014 in Johannesburg, Südafrika.
    Inhalt
    Steve und Jabulile sind ein junges Akademikerpaar aus Johannesburg. Als Sohn einer jüdischen Mutter und eines nichtreligiösen Vaters stellt Steve eine Art kulturellen Mischling dar. Jabus Vater dagegen ist als Schulrektor und Gemeindeältester einer Methodistengemeine in der Provinz Kwa Zulu fest in seiner Gemeinde verankert. Jabu ging mit 17 ans Lehrerseminar in Swaziland, die winzige Enklave grenzt an Kwa Zulu. Inzwischen hat sie zusätzlich ein Jurastudium abgeschlossen und ist Mutter einer kleinen Tochter, Sendiswa. "Baba", Jabus Vater, hat seine kluge Tochter bewusst und zu Lasten ihrer Brüder gefördert. Seit den Zeiten des Anti-Apartheids-Kampfes sieht das Paar sich als ehemalige Kampfgenossen. Beide sind sich stets bewusst, dass Jabus berufliche Position und eine Ehe zwischen Schwarz und Weiß in der jungen Demokratie Pioniertaten sind. Die Alltagssorgen der jungen Familie unterscheiden sich kaum von denen junger Eltern in anderen Ländern. Wie lässt sich der Beruf (der Mutter!) mit der Kinderbetreuung vereinbaren, wie viel Einmischung der Großeltern in die Beziehung wollen die beiden zulassen, wer will eigentlich ein zweites Kind, Steve, Jabu oder die Großfamilie in Kwa Zulu? Durch ihren Umzug in eine neue Nachbarschaft werden Steve und Jabu mit dem Strom von Flüchtlingen aus Zimbabwe und dem Kongo konfrontiert, die unter unmenschlichen Bedingungen hausen und Arbeit suchen. Die Zuwanderung hat zu offener Fremdenfeindlichkeit von Schwarzen gegenüber Schwarzen geführt, der die südafrikanische Regierung hilflos gegenübersteht.
    Die Beziehung zwischen Steve und Jabu spiegelt im Kleinen die aktuellen Probleme Südafrikas. Steve, der von seiner eigenen Kultur wenig zu vermitteln hat, erlebt sich am Familientisch in der Minderheit, wenn Mutter und Tochter Zulu miteinander sprechen. Steve versteht kein Zulu. Obwohl die Ehe des Mittelschichtpaars im Laufe der Handlung an die 20 Jahre dauert, zeigt er kaum Interesse an der Kultur seiner Frau. Ein Sohn wird geboren, der als Grundschüler Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Jabu wendet sich um Rat an ihren Vater und findet Hilfe in seiner entschiedenen Ansicht, dass Kinder nicht allein geliebt werden sollen, sondern Pflichten brauchen. Gary verbringt zukünftig die Schulferien im großväterlichen Clan und entwickelt sich in einer großen Gruppe von Cousins sehr positiv. Wie wird Steve wohl reagieren, wenn wegen seiner Unentschlossenheit in Erziehungsfragen zukünftig die Werte des Großvaters in seiner Familie dominieren werden? Unterbrochen von einer Reise Steves zu einer Tagung in England mit anschließendem klischeehaften Seitensprung sehen sich die Reeds den Sorgen der weißen Mittelschicht um die Schulkarriere ihrer Kinder gegenüber. Beruflich wird Jabu mit der in Südafrika alltäglichen Gewalt gegen Frauen konfrontiert; auch der Prozess gegen Jacob Zuma (2005) bewegt sie. Jabu muss sich eingestehen, dass die Werte der ehemaligen Freiheitskämpfer des ANC und der Generation ihres Vaters im Kampf gegen Aberglauben und Gewalt offensichtlich untauglich sind. Der Auseinandersetzung mit ihrem Vater, der sich im Lauf der Handlung nicht verändert und stramm zu Zuma steht, weicht Jabu aus.
    Für die Leser überraschend wird die Auswanderung nach Australien geplant. Die Ehepartner sind gezwungen, sich realistisch mit ihren Berufsaussichten und neuen Anforderungen auseinanderzusetzen. Der zeitliche Ablauf der Ereignisse ist nicht einfach nachvollziehbar, allein aus dem Alter der Kinder können einige Szenen eingeordnet werden. Nadine Gordimer unterhält ihre Leser einerseits duch die bissige Ironie, mit der sie die Nachkommen der ehemaligen Kolonialmächte schildert, andererseits irritiert ihr erhobener pädagogischer Zeigefinger. Wer bis zum Schluss des Buches durchhält, erfährt zum Ende, was man gern früher gewusst hätte, um die plötzlichen Auswanderungspläne der Reeds zu verstehen.
    Fazit
    Nadine Gordimer hat (2012 dt.) mit "Keine Zeit wie diese" einen aktuellen politischen Roman vorlegen wollen. Sie spricht die drängenden Probleme im Bildungs- und Gesundheitssystem Südafrikas und dem daraus folgenden Exodus der qualifizierten Mittelschicht auch sehr deutlich an. Um Leser weltweit zu erreichen und nicht nur die, die mit den Verhältnissen im Land vertraut sind, hätten die Ereignisse in der Familie Reed und Südafrikas aktuelle Probleme jedoch etwas gefälliger miteinander verknüpft sein dürfen.
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Ausgaben von Keine Zeit wie diese

Hardcover

Seitenzahl: 512

Taschenbuch

Seitenzahl: 512

E-Book

Seitenzahl: 513

Besitzer des Buches 6

Update: