Namen die keiner mehr nennt

Buch von Marion Gräfin Dönhoff

Bewertungen

Namen die keiner mehr nennt wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Namen die keiner mehr nennt

    Klappentext (Quelle Amazon)
    Ausgehend von der Situation kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945, beschwört die Verfasserin ohne Wehleidigkeit, ohne falsche Sentiments die Erinnerung an das verlorene Ostpreußen, an seine Landschaft, seine Menschen und seine große Vergangenheit.
    Seit dem Mittelalter hatten ihre Vorfahren an der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung dieses Landes entscheidenden Anteil. So nimmt es nicht Wunder, dass uns in diesen brillanten historischen Skizzen, die von glanzvollen Epochen und von Zeiten des Niedergangs berichten, die Namen der Dönhoffs oft begegnen. Die Autorin dokumentiert mit unbestechlichem Blick für das Wesentliche im historischen Geschehen die einstige Bedeutung ihrer Heimat Ostpreußen.
    Die Autorin
    Marion Hedda Ilse Gräfin von Dönhoff wurde am 2. Dezember 1909 auf Schloss Friedrichstein in Ostpreußen geboren und starb am 11. März 2002 auf Schloss Crottorf bei Friesenhagen, Rheinland-Pfalz.
    Sie war Chefredakteurin und Mitherausgeberin der deutschen Wochenzeitung Die Zeit. Marion Gräfin Dönhoff gilt als eine der bedeutendsten Publizistinnen der deutschen Nachkriegszeit, und war in dieser Eigenschaft Gesprächspartnerin für führende Politiker in aller Welt.
    Obwohl sie ihre ostpreußische Heimat am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren hatte, setzte sie sich für Versöhnung, Toleranz, Gerechtigkeit und gegen die Auswüchse des Kapitalismus ein. Für ihre Tätigkeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 1971, und war auch als Buchautorin sehr erfolgreich. Nach ihr ist der Marion Dönhoff-Preis benannt, der seit 2003 für internationale Verständigung vergeben wird.
    Mein Gedanken und Eindrücke
    Erst im Jahre 1961, sechzehn Jahre nach Kriegsende, ist es Marion Gräfin Dönhoff möglich, ihre Erinnerungen an die Vertreibung aus ihrer ostpreußischen Heimat zu Papier zu bringen. Gedanklich nimmt sie noch einmal Abschied von den Bildern ihrer Jugend und einer längst versunkenen Welt. Ihre Vorfahren waren im 14. Jahrhundert aus der Gegend des Ruhr-Flusses im Westen aufgebrochen und in die große Wildnis nach Osten gezogen. Im Jänner 1945 tritt sie den Weg in umgekehrter Richtung an.
    In sechs Kapiteln erzählt die Gräfin aber nicht nur von den Schrecken der Flucht, sondern auch von erfreulicheren Ereignissen wie einem mehrtägigen Reitausflug mit Sissi Lehndorff durch Masuren, wenngleich mitten im Krieg. In einem sehr berührenden Bericht gedenkt sie ihres Cousins Heinrich Lehndorff, der nach dem misslungenen Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 hingerichtet wurde. Ihre Dissertation will die in Basel studierende Marion erst über den Marxismus verfassen, entscheidet sich aber auf Anraten Professor Edgar Salins für ein Thema über ostpreußische Wirtschaftsgeschichte. Dazu sichtet sie beinahe ein Jahr lang das Archiv auf Schloss Friedrichstein, ehe sie mit der Arbeit beginnen kann. Welchen historischen Schatz sie damit zumindest in geistiger Form gerettet hatte, weiß sie erst, als Ende Januar 1945 Friedrichstein mit allen Sammlungen, Bildern, Teppichen und dem Archiv, in das sie so viel Zeit und Mühe investiert hatte, in Flammen aufgeht.
    Das Kapitel über die Familiengeschichte der Familie Dönhoff über mehrere Jahrhunderte, eingebettet in die großen politischen Ereignisse der jeweiligen Zeit, nimmt fast ein Drittel des Buches ein. Ohne die Wichtigkeit dieses Unternehmens in Frage stellen zu wollen, hat es mir am wenigsten gefallen, weil ich stattdessen viel lieber von den persönlichen Erinnerungen der Gräfin gelesen hätte.
    Von Kindheit an zu sehr hohem Verantwortungsbewusstsein erzogen, habe ich die Autorin als hochintelligente, äußerst mutige und zupackende Persönlichkeit kennengelernt. Mit ihren an den Stickrahmen geketteten Vorfahrinnen hatte die patente Gräfin, die man auf den meisten Fotografien aus ihrer Kindheit und Jugend auf oder zusammen mit einem Pferd abgebildet sieht, wahrlich nichts mehr zu tun. Doch hatte sich in Marions Generation, der 18., auch das Leben auf dem Gutshof völlig gewandelt. War dieser bis dahin die Basis gewesen, von der aus die Besitzer am öffentlichen Leben teilnahmen, während es für den landwirtschaftlichen Bereich einen Administrator gab, fungierte der Besitzer mittlerweile auch als sein eigener Verwalter. Der Gutsherr konnte durchaus als landwirtschaftlicher Unternehmer bezeichnet werden, der in das Geschehen auf seinem Betrieb völlig involviert sein musste.
    Besonders gut haben mir die schwarz-weiß Aufnahmen der ostpreußischen Landschaft gefallen, die den unvergleichlichen Charme einer fernen Vergangenheit ausstrahlen.
    Die Erinnerungen der Gräfin in der vorliegenden Form finde ich zwar sehr interessant, allerdings hätte sie als Zeitzeugin einer nicht mehr existenten Welt noch viel mehr vom Leben im alten Ostpreußen erzählen, und die Familiengeschichte etwas kürzen können.
    Insgesamt gesehen ist die Publikation gewiss ein hervorragend dokumentiertes Stück Zeitgeschichte, durch die Niederschrift der Gräfin dem Vergessen entrissen, und gerne zur Lektüre empfohlen.
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Ausgaben von Namen die keiner mehr nennt

Taschenbuch

Seitenzahl: 192

Hardcover

Seitenzahl: 191

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