Jacob beschließt zu lieben

Buch von Catalin Dorian Florescu

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jacob beschließt zu lieben

Rumänien in den 30er-Jahren: Jakob Obertin, ungehobelt und machtbesessen, herrscht unangefochten über das Dorf Triebswetter. Kummer bereitet ihm einzig sein Sohn Jacob: Er kränkelt und besitzt keinerlei Durchsetzungsvermögen beim Kampf um Einfluss und Eigentum. Dies trägt ihm die brutale Verachtung seines Vaters ein. Mehrfach steht Jacob in seinem Leben vor dem Nichts. Doch immer wieder trifft er Menschen, die ihm helfen, die politischen Wechselfälle und persönlichen Schicksalsschläge zu überstehen und einen neuen Aufbruch zu wagen. Kraftvoll und zärtlich erzählt Florescu diese Geschichte von Liebe und Freundschaft, Gewalt und Verrat, Armut und Vertreibung und vermittelt ganz nebenbei ein Kapitel europäischer Geschichte. • Schweizer Buchpreis 2011 • Eichendorff-Preis 2012 für Florescus literarisches Werk
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Bewertungen

Jacob beschließt zu lieben wurde insgesamt 9 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jacob beschließt zu lieben

    Dieser wunderbare, geradezu epische Roman beginnt wie eine Schelmengeschichte. Weil er in der Zeitung ein Bild einer Frau gesehen hat, von der im nebenstehenden Artikel berichtet wird, dass sie nach langem Aufenthalt in Amerika zurückgekehrt sei in ihren Heimatort Triebswetter im rumänischen Banat und nun trotz ihres für eine Heirat schon fortgeschrittenen Alters einen Mann suche zwecks Familiengründung mit Kindern, da weiß Jakob, dass er diese Chance nutzen will und muss, wenn er seine Lebensträume von einem eigenen Hof verwirklichen will.
    Er macht sich im Juli 1924 auf eine lange, beschwerliche Reise nach Triebswetter, um schlussendlich Elsa Obertin, so heißt die im Dorf nur "die Amerikanerin" genannte Frau aus einem ursprünglich aus Lothringen stammenden Geschlecht von Banater Schwaben, einen relativ unromantischen Antrag zu machen. Sie geht darauf ein und nachdem Jakob eine Ausbildung gemacht hat, heiraten sie. Ihre Körper entdecken sie voller Lust schon vorher und bald kommt auch der kleine Jacob auf die Welt.
    Warum er mit "c" geschrieben wird, und welche Lesarten von seiner Geburt die Zigeunerin Ramina, die seiner Mutter bei der schwierigen Niederkunft beistand, erzählen kann, das schildert und beschreibt der 1967 in Timisoara im Banat geborene und nun als freier Schriftsteller und ausgebildeter Psychologe und Suchttherapeut in Zürich lebende Autor Catalin Dorian Florescu auf eine meisterhafte Weise.
    Er lässt den mittlerweile erwachsen gewordenen Jacob nicht nur seine eigene bewegte und abenteuerliche Lebensgeschichte erzählen, sondern im souveränen Wechsel der Zeitebenen dokumentiert er die ganze Familiengeschichte der aus Lothringen stammenden Obertins beginnend mit dem Familiengründer Caspar, der, aus dem Dreißigjährigen Krieg nach Lothringen in seine Heimat zurückkehrend, sich einfach eine Frau "nimmt" und eine lange Dynastie gründet. Aus ihr schafft es der vielgerühmte Frederick in einem späteren Jahrhundert auf Donauschiffen bis in das Banat, wo er zusammen mit anderen Banater Schwaben( so hießen diese später zu einer ganzen Volksgruppe zusammenwachsenden Menschen nur, weil sie in Ulm eingeschifft wurden) eine brachiges und sumpfiges Land zu großer Blüte brachte.
    Florescu erzählt die Geschichte dieser Besiedelung durch die Jahrzehnte. Im Dritten Reich wechselten viele von ihnen die Fahnen.
    Die Mehrheit der 63.000 rumäniendeutschen Waffen-SS-Männer, darunter viele Banater Schwaben, meldete sich freiwillig. "Ihr Eintritt war aber weniger ein politisch-kulturell bedingter Rausch, sondern das Ergebnis einer nüchternen Berücksichtigung der möglichen und bekannten Alternativen im dreifachen Spannungsfeld zwischen Berlin, Moskau und Bukarest. Der Eintritt in die Waffen-SS war nicht nur eine Geste der Unterstützung NS-Deutschlands, trotz oder wegen Hitler, sondern auch eine Reaktion auf das nationalistische System Rumäniens ab 1918 und ein deutliches Zeugnis gegen die Sowjetunion stalinistischer Prägung", schreibt der Historiker Paul Milata dazu.
    Florescu beschreibt diese verschiedenen Loyalitäten und Zwänge in seinem Roman meisterhaft, eingebunden in eine faszinierende Familiengeschichte, die sagenumwobene Männer und bewundernswerte Frauen hervorgebracht hat. Eine Familie, die großen politischen Umwälzungen getrotzt hat, am Ende der Vertreibung durch die Kommunisten, deren Mitglieder es immer wieder schafften neu anzufangen, so wie auch der erzählende Jacob, der all seine Geschichten als Kind von seinem Großvater überliefert bekam, am Ende des Buches. Ein Ende, das dem Buch auch seinen Titel gab.
    "Jacob beschließt zu lieben" ist eine spannende, stellenweise sehr bewegende, historisch sehr aufschlussreiche und an menschlichen Dramen nicht arme Geschichte, in der es immer wieder geht um Liebe und Freundschaft. Es geht um Heimat und die immer wieder nötige Flucht oder Vertreibung daraus. Immer wieder droht der Verrat alles zu zerstören, aber die Fähigkeit zu lieben, das ist die Botschaft, kann über vieles hinwegretten.
    Ein meisterhafter Roman mit einem langen, über mehrere Jahrhunderte reichenden Erzählatem und einer konfliktreichen durch Verrat und Liebesentzug geprägten Vater-Sohn-Beziehung zwischen Jacob und seinem Vater, der ihn zweimal schändlich verrät und ausliefert, um seinen Hof und sein Familiengeheimnis zu retten.
    Und einem jungen Mann, der nie aufgibt, der aus der Geschichte lernt und "beschließt zu lieben."
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  • Rezension zu Jacob beschließt zu lieben

    Inhalt (Cover):
    Catalin Dorian Florescu erzählt die abnteuerliche Lebensgeschichte des Jacob Obertin aus dem schwäbischen Dorf Triebswetter im rumänischen Banat. Es ist eine Geschichte von Liebe und Freundschaft, Flucht und Verrat und darüber, wie die Fähigkeit eines Menschen zu lieben ihn über alles hinwegretten kann. Jacobs Geschichte - zeitlich zwischen dem Ende der 20er- und Anfang der 50er-Jahre angesiedelt - weitet sich zu einem Familienepos, in dem temporeich und dichten, fantastischen Bildern das Schicksal der Obertins über 300 Jahre hinweg erzählt wird, beginnend mit dem 30jährigen Krieg in Lothringen.
    In diesem zärtlichen und spannenden Buch bekommen wir auch ein atemberauschendes Konzentrat europäischer Geschichte geboten. Das Bild einer Welt, die nicht zur Ruhe gekommen ist.
    Autor:
    Catalin Dorian Florescu, geboren 1967 in Timisoara in Rumänien, lebt als freier Schriftsteller in Zürich. Er ist ausgebildeter Psychologe und Suchttherapeut.
    Für seine Romane "Wunderzeit", "Der kurze Weg nach Hause", "Der blinde Masseur" und "Zaira" erhielt er zahlreiche Preise - u.a. den Chamisso Förderpreis und den Anna Seghers Preis, er war außerdem Stadtschreiber von Dresden - ,und sie wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Im Zusammenhang mit dem neuen Roman wurde der Autor bereits zum Stadtschreiber von Erfurt und Stadtschreiber von Baden-Baden ernannt und erhielt ein Heinrich Heine-Stipendium.
    Meine Meinung und Bewertung:
    Die Geschichte erzählt das Schicksal der Familie Obertin über drei Jahrhunderte hinweg. Im Vordergrund Jacob, Hoffnung und Enttäuschung seines Vaters. Ende des 18. Jahrhunderts waren die Vorfahren aus Lothringen ins Banat (Rumänien) gekommen. Mit ihnen die Suche nach Glück, Wohlstand, Macht und Besitz. Sie erleben Diktaturen, Verrat, Flucht, Hunger und finden immer wieder einen Neuanfang.
    Der Titel des Buches ist total daneben, denn er vermittelt eine Leichtigkeit, die der Roman so nicht bietet. Doch das Cover ist anziehend, verspricht einiges. Die Familie Obertin ist ungewöhnlich, kämpferisch, verbissen und hart im nehmen, aber nicht unbedingt zartfühlend. So wächst Jacob mit der Verachtung seines Vaters auf, der das kränkelnde Kind am liebsten verleugnen würde. Die Mutter bleibt meist im Hintergrund, zieht sich zum Beten zurück. Doch Jacob entwickelt sich, überlebt sogar den gemeinen Verrat des Vaters, gewinnt an Stärke, findet meist einen Ausweg, aber nicht den absoluten Neuanfang. Immer wieder fühlt er sich von seiner Familie angezogen, die doch außer dem Großvater keine Wärme für ihn übrig hat.
    Die ersten Seiten machen es dem Leser nicht einfach. Häufige Zeitsprünge wechseln überfallartig, aber nach etwa 100 Seiten werden sie seltener, verständlicher, weil man sich eingelesen hat. Jacob ist die zentrale Figur. Trotz Knute des Vaters und Kühle der Mutter findet er Halt beim Großvater und an der Zigeunerin Ramina. Doch nichts wird im Leben des Jacob Obertin auf Dauer Bestand haben. Er erlebt Entsetzliches, Trauer, Verlust. Man folgt gefesselt der Handlung, hofft auf ein wenig Glück, das leider nur als kleiner Keim für kurze Zeit auftaucht. Der Autor hat die Karten gut gemischt - eine Brise Poesie, ein Hauch Gefühle, Niedertracht, Gemeinheit und der Wille zum Überleben ergeben eine emontionsgeladene Einheit. Man wartet gespannt auf den Schluß, der sich dann als purer Sarkasmus herausstellt. Er rundet das unerfreuliche Leben dieser Familie ab, lässt alles von vorne beginnen. Jacob lacht sich kaputt, aber ich kann nicht mitlachen. Ein süßes Ende war nicht zu erwarten, aber auf ein weniger schwarzes hatte ich gehofft. Ist das der Fluch der Familie? Schade es lässt ein frustiertes Gefühl zurück.
    Meine Bewertung:
    Fazit: Ein anspruchsvoller, sehr unterhaltsamer Roman, der jedoch Optimismus kaum eine Chance bietet.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
    Ray French, Ab nach unten
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Ausgaben von Jacob beschließt zu lieben

Hardcover

Seitenzahl: 404

Taschenbuch

Seitenzahl: 416

Besitzer des Buches 14

Update: