Shakespeares Hühner

Buch von Ralf Rothmann

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Shakespeares Hühner

In einer der neuen Erzählungen Ralf Rothmanns denkt Fritzi, eine junge Gitarristin, über William Shakespeare nach und findet: »Verglichen mit den Sorgen und Nöten seiner finsteren Gestalten sind wir eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner. Wir machen ein unglaubliches Gegacker um lauter Kram – Prüfungen, Lockenstäbe, Handymarken, Geld –; und wissen insgeheim doch alle, dass es nicht das Wahre ist. Dass nichts das Wahre sein kann hinterm Hühnerdraht.« Dramatische oder auch beglückende Wendepunkte im Leben schildert dieses Buch, dessen Sprache durch eine magische Genauigkeit besticht, und ob wir nun vom Selbstbetrug eines sterbenden Stasi-Beamten, von einer missratenen Orgie an der Ostsee, vom Wiedererwachen einer Liebe in einem japanischen Kloster oder vom Gedächtnis des Schnees hören: »Es ist ja nicht dieser oder jener Zustand, der das Leben ausmacht«, sagt Fritzi. »Es sind die Übergänge, wie in der Musik. Manchmal denke ich, sogar der Tod ist nur ein Akkordwechsel.« Ralf Rothmann, der unangefochtene Meister der langen wie der kurzen Prosa, hat Erzählungen geschrieben, deren Realismus von der Sehnsucht nach dem Unvermuteten befeuert wird, voller Humor und Empathie. Und deren Nachhall verändert.
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Bewertungen

Shakespeares Hühner wurde insgesamt 4 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,3 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Shakespeares Hühner

    Original : Deutsch, 2012
    8 Erzählungen
    ZUM BUCH:
    Dramatische oder auch beglückende Wendepunkte im Leben schildert dieses Buch, dessen Sprache durch eine magische Genauigkeit besticht, und ob wir nun vom Selbstbetrug eines sterbenden Stasi-Beamten, von einer missratenen Orgie an der Ostsee, vom Wiedererwachen einer Liebe in einem japanischen Kloster oder vom Gedächtnis des Schnees hören: »Es ist ja nicht dieser oder jener Zustand, der das Leben ausmacht«, sagt Fritzi. »Es sind die Übergänge, wie in der Musik. Manchmal denke ich, sogar der Tod ist nur ein Akkordwechsel.«
    Ralf Rothmann, der unangefochtene Meister der langen wie der kurzen Prosa, hat Erzählungen geschrieben, deren Realismus von der Sehnsucht nach dem Unvermuteten befeuert wird, voller Humor und Empathie. Und deren Nachhall verändert. (Quelle : Suhrkamp)
    ANMERKUNGEN ZUM INHALT DER EINZELNEN ERZÄHLUNGEN :
    Acht Erzählungen von circa 10 – 40 Seiten Länge.
    - eine junge Deutsche schaut nach einem einjährigen Pariser Aufenthalt ernüchtert auf ihre Zeit dort zurück. In einem Café wird sie allein durch eine ultrakurze Begegnung mit einem dort sitzenden, Ruhe ausstrahlenden, Pilze im Hut habenden Mann « versöhnt »... (Hommage an Peter Handke?)
    - zwei junge Frauen aus Berlin sind nach dem Abi im Süden Frankreichs unterwegs. Während die eine Friederike an sich zu reissen versucht, spielt jene nur mit. Als ihre Freundin bei einer Begegnung mit drei jungen Soldaten vulgär und aggressiv wird, verläßt « Fritzi » sie mit Adrian und erlebt mit dem jungen, schüchternen Mann ein paar wunderbare Stunden. Doch ihre Freundin kann solchen Rivalen nicht akzeptieren...
    - zwei alte Freunde treffen sich nach langer Zeit an einer Trabrennbahn wieder, wo der eine nun arbeitet. Er hatte nach dem Versuch der Republikflucht und des Verrats zwïlf Jahre bis zur Wende gesessen. Erinnerung an alte Zeiten und an Veränderungen...
    - der Ruhrpott in den 60iger Jahren : der zwölfjährige Ich-Erzähler lebt einerseits noch als heranwachsendes Kind in einer Bergarbeiterfamilie und schnuppert andererseits durch einen älteren Raufbolden eine Welt erwachender Sexualität. Er lebt zwischen Neugier und Scham (meines Erachtens ein Text, der stark an die Ruhrpottromane und -erzählungen von Rothmann erinnert).
    - ein Ehepaar auf « spirituellem Erlebnistourismus » (?) in Japan kommt für zwei Tage in ein nur von Europäern ewohntes Zen-Kloster : das wollen sie doch mal life erleben und erschnuppern ! Wie weit geht ein mögliches Einleben ? Was erwartet « ihr Gott von ihnen » ?
    - der späte, langsame Weg eines Ex-Häftlings zurück in schlichte Beziehungen und der Verheißung von Freundschaft und Liebe (einfach wunderbar! mein Topfavorit!)
    - ein Düsseldorfer wird in Ostberlin bei seiner Tante mit einem Untermieter konfrontiert, der eifrig an einer Dokumentation der « Köpenicker Blutwoche » arbeitet. Für ihn gehört sein Vater zu den Opfern... Wo liegt die Wahrheit ?
    - zwei Freunde schleppen nach einer Saufnacht zwei Mädels ab. Wohin zum nächtlichen Abenteuer ? Zu den von der Mutter des einen verwalteten Ferienwohnungen im Fischland. Während das eine Pärchen schnell zur Sache kommt, zögern die beiden anderen. Wie geht der Abend, die Nacht aus ?
    ANMERKUNGEN :
    Ich las diese Kurzprosa zwar aus einer Treue zum geschätzten Ralf Rothmann heraus, doch wurde wirklich erneut tief getroffen von der Qualität dieser Texte. Wie hier hinter scheinbaren Alltagsgeschichten etwas Tieferes durchleuchtet gelingt ihm so gut, in aller Einfachheit und Schönheit. Ich spreche von Alltagsgeschichten, auch wenn manche von ihnen in Japan oder Frankreich, in Berlin oder an der Ostsee angesiedelt sind. Sie spiegeln bei aller Verwurzeltheit in konkrete Gegebenheiten doch etwas vom Urmenschlichen, Universellen wider.
    Manch herbes Wort oder deftige Situation könnten, wie bei Rothmann öfter, an etwas Allzuleichtes denken lassen. Woanders würde es mich stören. Dabei verstecken sich hier auch hinter diesen Situationen oft existenzielle Nöte und Fragen, Sehnsüchte und Wünsche.
    In der zweiten Erzählung denkt Fritzi, eine junge Gitarristin, über William Shakespeare nach und findet: »Verglichen mit den Sorgen und Nöten seiner finsteren Gestalten sind wir eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner. Wir machen ein unglaubliches Gegacker um lauter Kram – Prüfungen, Lockenstäbe, Handymarken, Geld –, und wissen insgeheim doch alle, dass es nicht das Wahre ist. Dass nichts das Wahre sein kann hinterm Hühnerdraht.«
    Einfach nur empfehlenswert ! Und ich vergebe 4 oder 5 Sterne jeweils für die einzelnen Erzählungen.
    ZUM AUTOR:
    Ralf Rothmann (* 10. Mai 1953 in Schleswig) ist ein deutscher Schriftsteller. Er wuchs im Ruhrgebiet in der Umgebung von Oberhausen auf. Nach der Volksschule und einem kurzen Besuch der Handelsschule machte er zunächst eine Lehre als Maurer. Später schlug er sich mit verschiedenen Jobs durchs Leben, arbeitete als Fahrer, Koch, Drucker und als Krankenpfleger. Seit 1976 lebt er in Berlin, wo er 1984 sein literarisches Erstwerk veröffentlichte, den Lyrikband Kratzer, für den er 1986 das Märkische Stipendium für Literatur erhielt. Sein erster Roman Stier erschien 1991. 1999/2000 war Rothmann poet in residence an der Universität Essen. Er lebt heute als freier Autor mit seiner Frau in Berlin-Friedrichshagen am Müggelsee. Er erhielt für sein Werk verschiedene renommierte Literaturpreise (u.a. 2005: Heinrich-Böll-Preis; 2006: Max-Frisch-Preis).
    Weitere sehr gute Infos zum Werk und zum Autor auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Ralf_Rothmann
    Folgende Bücher von Rothmann wurden hier im BT schon besprochen : http://www.buechertreff.de/rez…lf%20Rothmann-index1.html
    Gebundene Ausgabe: 211 Seiten
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Ausgaben von Shakespeares Hühner

Hardcover

Seitenzahl: 211

Taschenbuch

Seitenzahl: 212

E-Book

Seitenzahl: 216

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