Rattentanz

Buch von Michael Tietz

Bewertungen

Rattentanz wurde insgesamt 48 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,7 Sternen.

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Meinungen

  • sachlich so nicht plausibel, weitschweifig, grausame Details ihrer selbst willen

    javaline

  • Erschreckende Vorstellung, aber es gibt auch etwas Hoffnung.

    Rebecca112

  • Was wird aus uns, wenn unsere Welt nicht mehr die ist, die wir kennen? Beklemmend, spannend, berührend.

    Hirilvorgul

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Rattentanz

    Was wird aus uns, wenn unsere Welt sich von Grund auf ändert? Wenn von jetzt auf gleich kein Strom mehr fließt, keine Kommunikationsmittel mehr funktionieren und die öffentliche Ordnung zusammenbricht?
    Deutlich vor Marc Elsbergs Blackout hat sich Michael Tietz dieses Themas angenommen. Und anders als der berühmte Nachfolger betrachtet Tietz die technische Seite nur am Rande. Er zeichnet ein Bild der Menschen in dieser Extremsituation. Einige pickt er heraus und lässt uns an ihrer Geschichte Anteil nehmen. Es sind keine Helden, die wir begleiten, aber es sind Menschen, die heldenhaftes vollbringen. Er hält uns vor Augen, wie schnell wir unsere Grundsätze über Bord werfen, wenn es um's nackte Überleben geht. Aber er macht auch Hoffnung, dass ein Funken Menschlichkeit überdauern kann und am Ende nicht die Starken und Skrupellosen das Sagen haben, sondern die, die sich auf Werte wie Hilfsbereitschaft, Kameradschaft und Zusammenhalt besinnen. Nur als Gemeinschaft kann unsere Art überleben und das macht Michael Tietz sehr deutlich.
    Auf den über 900 Seiten meiner eBook-Ausgabe kam keine Langeweile auf. Im Gegenteil - die Spannung stieg immer weiter bis zum Showdown kurz vor Schluss.
    Die kurzen Einschübe von Ereignissen rund um den Globus haben immer wieder daran erinnert, dass wir es hier mit einem globalen Problem zu tun haben. Aber da auf ihre Auswirkungen (z.B. die radioaktive Wolke) keinerlei Bezug genommen wird, hätte man die vielleicht auch weglassen können.
    Von mir gibt es . Den kleinen Abzug gibt es für das dann doch ein bisschen zu glatte Ende.
    Fazit: Gelungene, spannende Charakterstudie auf dem schmalen Grat zwischen menschlichen Abgründen und einem Funken Hoffnung mit viel Stoff zum Nachdenken.
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  • Rezension zu Rattentanz

    "Die beiden besiegelten das Schicksal der Welt. Keiner war sich dessen bewusst, am wenigsten sie selbst." S. 38
    Zum Inhalt
    Ein kleiner, unbedachter Fehler im System legt auf der ganzen Welt alle Computer und Netzwerke lahm. Es funktioniert nichts mehr: kein Telefon, kein Fernseher, aber auch keine Handys oder die Wasserversorgung. Die Menschen sind verwundert, keiner glaubt so recht daran, dass dieser Zustand anhalten wird, doch sie warten vergeblich auf Polizei und Rettungskräfte. Recht schnell kristallisieren sich die katastrophalen Folgen heraus, die die technischen Einbußen nach sich ziehen, denn wer weiß heutzutage noch, wie man Brot bäckt, was man aus der Natur essen kann und wie man ohne Kommunikation eine Gesellschaft zusammenhält? Skrupellosigkeit und das Recht des Stärkeren nimmt überhand und keiner bleibt von den Folgen verschont.
    Der Autor beschreibt hier hauptsächlich die Geschehnisse des kleinen 400 Seelen Dorfes Wellendingen im Schwarzwald. Die kleine Gemeinschaft wird brutal aus ihrem Alltag herausgerissen, alles, was bisher galt, ist passé und niemand weiß, wiees weitergehen soll.
    Im Mittelpunkt steht die Krankenschwester Eva Seger, deren Mann Hans zum Zeitpunkt des Black Outs auf einer Geschäftsreise in Schweden ist. Sie selbst befindet sich zum Dienst im Krankenhaus, einige Kilometer von Wellendingen entfernt, wo ihre Tochter Lea in der Obhut der Nachbarn ist. Einige Kilometer klingt nicht viel, aber wenn das Chaos ausbricht, kannst du niemandem mehr trauen ...
    Meine Meinung
    Nachdem mich das Buch "Apfeldiebe" des Autors schon so begeistert hat, wollte ich gerne noch was anderes von ihm lesen und die Idee, dass die komplette Strom- und Wasserversorgung auf der ganzen Welt stillgelegt wird, hat mich interessiert. Die Rezi ist mir nicht leichtgefallen, weil ich noch immer hin- und hergerissen bin. Es gab wirklich gute, überzeugende Momente beim Lesen, aber auch viele Schwachpunkte ...
    Der kurze Prolog gibt schon einen sehr deutlichen Vorgeschmack, wie die Gesellschaftsordnung aus den Fugen geraten kann. Wie verhält man sich, wenn die "Zivilisation" zusammenbricht? Wie reagieren die Menschen und welche Saiten treten zum Vorschein, die sie unter dem Mantel des Fortschritts so lange verborgen oder unterdrückt haben? Wie soll man sich organisieren, wenn die Kommunikation komplett ausfällt?
    Jeder ist sich selbst der nächste. Diesen Eindruck hat man in dem Szenario, das Michael Tietz hier entwirft. Als der Strom ausfällt, glaubt noch keiner, dass dieser Zustand anhalten wird, doch spätestens als die ersten Flugzeuge abstürzen, ist das Chaos vorprogrammiert. Ob das alles wirklich so schnell geht, konnte ich nicht so recht nachvollziehen. Schon nach den ersten Stunden wurden die Lebensmittelläden ausgeräumt, Banken überfallen und die Polizeistationen überrannt. Die meisten Charaktere wurden sehr egoistisch und böswillig beschrieben, die kriminelle Ader hervorgehoben. Ich bin ja jemand, der erstmal an das Gute im Menschen glaubt und ich hab mich etwas schwer getan, diese Massenpanik und vor allem die berechnende Rücksichtslosigkeit als normale Folge der Ereignisse zu sehen; zumindest in diesem Tempo.
    Doch das Gewissen verschwindet schnell, wenn Trinkwasser fehlt, Essen, Medikamente ... die Menschen haben Familie, Kinder, um die sie sich kümmern müssen und diejenigen, die alleine sind, müssen erst recht sehen, wie sie weiterkommen.
    Im Fokus steht die Familie Seger. Die Mutter Eva ist Krankenschwester und hat erstmal nur ein Ziel: vom Krankenhaus zurück nach Wellendingen zu kommen, wo ihre Tochter bei den Nachbarn untergekommen ist. Ihr Mann Hans ist in Schweden, als das Unglück passiert und alles, was er will, ist nach Hause zu kommen, zu seiner Familie.
    Aber auch der Handwerker Frieder Faust, der Rechtsanwalt Basler oder der Exmann von Eva, Martin Kiefer versuchen, mit der Tragödie klarzukommen - jeder auf seine eigene Weise. Viele negative Seiten werden offenbart, doch es gibt auch den ein oder anderen, der versteht, dass es jetzt darauf ankommt, zusammenzuhalten und den Schwächeren beizustehen.
    Der im Aufzug eingeschlossene Thomas Bachmann, den ich anfangs so gar nicht einschätzen konnte, hat bei mir immer mehr Sympathien gewonnen, genauso ein eher unscheinbarer, in seinem Alltag festgefahrener Mann, der durch die Katastrophe über sich hinauszuwachsen lernt. Die Entwicklung von Hans Seger dagegen hat mir gar nicht gefallen.
    In dieser Ausnahmesituation kann man das Verhalten natürlich nie wirlich nachvollziehen, aber manches war mir dann doch zu "typisch" und aufgesetzt.
    Auch wenn das Dorf Wellendingen Hauptschauplatz ist, gibt es zwischendurch immer wieder Szenenwechsel in andere Länder und kurze Einblicke in das Schicksal einzelner Menschen, die mit ganz anderen Zuständen konfrontiert werden. Jedes Kapitel beginnt mit einer Orts- und Zeitangabe und wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt - manchmal wechselt auch mittendrin die Sichtweise, was den Lesefluss etwas gehemmt hat. Ich kam erst nach ca. 200 Seiten so richtig in die Geschichte rein, wurde ab da aber auch neugierig, wie sich das ganze entwickeln wird. Ein großes Tempo braucht man nicht erwarten, erst am Ende wird es nochmal etwas spannend, auch wenn das Ende vorherzusehen ist.
    Hier hat sich der Autor manchmal selbst im Weg gestanden, denn der Schreibstil wirkte an einigen Stellen etwas umständlich und auch der Handlungsverlauf war nicht immer gut gewählt. Trotzdem hat es mich dann doch gereizt weiterzulesen, obwohl ich bei einigen Passagen versucht war, sie eher zu überfliegen.
    Fazit
    Ein gut durchdachtes, streckenweise etwas umständliches Endzeitszenario, in der die Menschen lernen müssen, ohne jegliche technische Hilfsmittel auszukommen. Originalität hat mir hier ein bisschen gefehlt und etwas Spannung kam erst gegen Ende auf.
    © Aleshanee
    Weltenwanderer
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  • Rezension zu Rattentanz

    Ich lese das Buch gerade mit großer Begeisterung, aber auch Beklemmung. Denn das Szenario, das Michael Tietz erschaffen hat, ist wohl gar nicht sooo abwegig. Während des Lesens mache ich mir, wie viele von euch, Gedanken darüber, wie ich mich verhalten würde, sollte einmal ein solches Chaos herrschen. Aber letztlich komme ich zu dem Ergebnis, dass ich darüber eigentlich gar nicht nachdenken will, weil die Vorstellung einfach schrecklich ist.
    Ich habe knapp 300 Seiten gelesen und sehr berührt hat mich das Schicksal von Aleksandr Glück und seiner Frau. Da haben sich ja wirklich herzergreifende Szenen abgespielt. Eva Seger ist bislang einer meiner Lieblings-Charaktere, weil sie noch am menschlichsten von allen ist. Aber auch Beck und Frieder Faust mag ich irgendwie. Und Thomas ist ein sehr interessanter Charakter! Überhaupt finde ich es toll, dass Tietz so viele unterschiedliche Charaktere geschaffen hat, um die unterschiedlichsten Reaktionen auf diese schreckliche Katastrophe in die Handlung einzubauen.
    Stellenweise ist das Buch sehr brutal und bei manchen Szenen hat sich mir der Magen umgedreht. Aber leider ist diese Brutalität meiner Meinung nach eine nachvollziehbare Folge der Ereignisse. Daher ist das Buch sehr authentisch und die Entwicklungen nachvollziehbar. Das fängt schon bei Bubi an, der total besessen davon ist, tolle Fotos zu schießen und geht bei den Banden und Plünderern weiter.
    Das Buch ist grausam und abschreckend, aber dennoch fesselt und fasziniert es mich.
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  • Rezension zu Rattentanz

    Gerade habe ich auch "Rattentannz" von Michael Tietz beendet. Leider hat es meine Erwartungen nicht erfüllt und auch ich habe mich teilweise beim querlesen erwischt , da sich die Story teilweise sehr gezogen hat. Die Idee an sich finde ich genial, wie ein Computervirus, der eigentlich nur das Leben einiger Schüler erleichtern sollte , die ganze Welt lahm legt. Von daher bin ich mit großer Spannung an das Buch rangegangen.
    […]
    Besser kann ich es nicht ausdrücken, das ist auch ein Punkt der mich sehr störte. Der Autor wechselt ein paar Seiten in anderer Länder und versucht die Personen dort detailliert zu beschreiben, aber das wars dann auch schon und mehr erfährt man von der Katasprophe in den einzelnen Ländern nicht.
    Mir war auch kaum ein Charakter richtig sympathisch oder unsympathisch und ich habe auch nicht wirklich mitgefiebert. Einzig die Geschichten von Eva und Frieder habe ich mit Spannung verfolgt.
    Die Idee der Story finde ich wie gesagt sehr gelungen, aber die Umsetzung hat mich nicht so mitgerissen wie ich gedacht habe. Gesamt gebe ich dem Buch , weil mir der Einstieg wirklich gut gefallen hat und der Autor trotz allem eine passende Athmosphäre geschaffen hat.
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  • Rezension zu Rattentanz

    Ich habe es jetzt endlich, endlich auch ausgelesen. Eigentlich stehe ich total auf Bücher dieser Art, aber "Rattentanz" konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Für mich war es praktisch nie spannend (und bei fast 840, im Übrigen sehr klein beschriebenen Seiten will das was heißen!), und teilweise echt eine Quälerei, es weiterzulesen. Die Idee an sich gefällt mir immer noch sehr, aber die Umsetzung fand ich nicht ganz so gelungen. Ich gebe allerdings auch zu, dass ich schon so meine Probleme hatte mit dem Ort der (überwiegenden) Handlung - ein winziges "Kuhdorf" im Schwarzwald ist jetzt nicht unbedingt ein bevorzugter Schauplatz für mich.
    Allerdings haben mich auch die meisten Charaktere nicht wirklich angesprochen. Man konnte die Aussagen und Handlungen zwar oft nachvollziehen, aber mir persönlich fehlte ein Bezug zu den einzelnen Personen. Außerdem ist es zwar eine tolle Idee, auch von anderen Orten auf der Welt zu berichten, wie es dort aussieht (Japan, Südamerika etc.), aber dies immer nur sehr vereinzelt in ganz kurzen Passagen zu tun, fand ich dann doch etwas unnütz. Dann hätte man diese Teile gleich weglassen können, wenn man schon nicht etwas ausführlicher darauf eingehen will, ob der Rest der Welt auch im Chaos versinkt.
    Zudem war es am Anfang noch eine sehr minutiöse Übersicht, was bei wem der Hauptfiguren passiert. Zum Ende hin werden dann allerdings auf einmal gleich ganze Wochen übersprungen. Natürlich muss man dieses Minutiöse nicht bis zum Ende weiterführen, vor allem, wenn nichts die Handlung beeinflussendes passiert, aber dieser abrupte Wechsel machte für mich eher den Eindruck, als hätte der Autor entweder keine Ideen mehr, oder hätte die Geschichte jetzt ganz schnell zu Ende bringen müssen.
    Mit das größte Manko war für mich allerdings die Rechtschreibung bzw. Grammatik. Eine solch schlampige Korrektur des Textes ist mir bisher selten untergekommen. Dass immer mal Rechtschreibfehler vorkommen können ist ganz normal - stört mich auch nicht weiter (oft überliest man die im Eifer des Gefechts ja auch). Aber wenn mir auf mehreren Seiten hintereinander welche auffallen, dann stört das irgendwann schon.
    Schade, der Ansatz gefällt mir, wie gesagt, wirklich gut. Die Umsetzung war dann allerdings absolut nicht mein Ding, so dass ich nur vergeben habe.
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  • Rezension zu Rattentanz

    […]
    Dem dürfte wohl nicht so sein.
    Gutes Gegenbeispiel aus der jüngeren Geschichte für Deine These das die Entwicklung zu solch einem Chaos mehr Zeit braucht ist der berühmt-berüchtigte Stromausfall in New York von 1977.
    Ich zitiere hier mal aus einem Spiegel-Online-Bericht:
    Das war um 21.36 Uhr an jenem Mittwochabend, den 13. Juli 1977. Und nicht nur die Lichter gingen aus. Wie ein Buschbrand raste das Unheil durch die Leitungen, von Norden nach Süden, von der Bronx bis zur
    Battery, unaufhaltsam. Bald stand alles still, was Strom brauchte in der
    Millionenmetropole: Laternen, Ampeln, Klimaanlagen, Aufzüge,
    Vorortzüge, U-Bahnen, Krankenhäuser. 25 Stunden dauerte der große
    Blackout von 1977. Neun Millionen Menschen saßen im Dunkeln.
    Doch katastrophaler noch war die andere Folge - eine, die die Stadt auf lange Sicht in ihren Grundfesten erschüttern würde. Aufgebrachte
    Horden marodierten durch die Straßen, plünderten Hunderte Geschäfte, setzten ganze Häuserblocks in Brand. Der finanzielle Schaden reichte in die Milliarden, der psychologische blieb unermesslich. Es war, in mehr als einer Hinsicht, eine der dunkelsten Episoden in der Geschichte von
    New York City. "Die Nacht der Terrors", titelte "Time" am Montag darauf.
    Und, so fürchten die New Yorker bis heute, eine Nacht, die sich gut wiederholen könnte - zumindest, was das marode Elektrizitätsnetz angeht.
    Schon vor zwei Wochen gab es einen kleinen Vorgeschmack: 49 Minuten lang waren eine halbe Million Menschen auf der East Side und in der
    Bronx ohne Strom. Der Grund: ein Blitzschlag - die gleiche Ursache wie
    1977.
    Die Stadt, die ohnehin unter einer Hitzewelle ächzte, versank im Chaos.
    Tausende mussten aus Hochhäusern und stecken gebliebenen Aufzügen gerettet werden. 35 Menschen saßen stundenlang auf dem Aussichtsdeck des
    Empire State Buildings fest. Broadway-Musicals brachten ihre
    Aufführungen im Licht von Taschenlampen zu Ende. Die Schauspieler der
    Nudisten-Show "Oh! Calcutta!" liehen sich anschließend vom Publikum
    Kleidungsstücke, weil sie nicht in ihre Garderoben fanden.
    Alle Flughäfen und Bahnhöfe, darunter das Grand Central Terminal, schlossen die Tore. 15.000 Passagiere mussten allein am Kennedy-Airport zwangsweise übernachten. Auch die Wall Street machte komplett dicht.
    Taxifahrer verlangten plötzlich das Fünffache für die Tour.
    Die meisten Krankenhäuser hielten ihren Betrieb mit Notstromaggregaten mühsam aufrecht. Nur im klapprigen Bellevue Hospital fielen auch die aus. Das Personal dort betätigte die Beatmungsgeräte per Hand, um die
    Patienten am Leben zu erhalten.
    Vor allem in den Ghettos und "Barrios" der Minderheiten, wo die
    Arbeitslosigkeit oft 40 Prozent erreichte, kippte der Frust schnell in
    Gewalt. Zehntausende Latinos und Schwarze ließen ihrer Wut freien Lauf.
    16 Viertel waren betroffen, darunter Harlem, Crown Heights, Bushwick und die South Bronx.
    Eine Orgie der Gewalt erfasste die Stadt. 1616 Geschäfte wurden geplündert. Die Feuerwehr musste 1037 Brände löschen, sechs Mal so viele wie sonst. 3776 Menschen landeten in den überfüllten, überhitzten
    Gefängnissen von Downtown. 463 Polizisten, 80 Feuerwehrleute und 204
    Zivilisten wurden verletzt. Zwei Menschen starben im Feuer.
    "Es ist Weihnachten!", brüllten die Plünderer. Sie rückten mit
    Schubkarren, Einkaufswagen und Kleinlastern an. Männer, Mütter, Teenager griffen sich alles, was nicht niet- und nagelfest war: Fernseher,
    Kühlschränke, Öfen, Lebensmittel, Windeln, Schmuck, Alkohol, Möbel,
    Medikamente. "Wir sind arm", gab einer das Motto jener Nacht aus, "und dies ist unsere Art, reich zu werden."
    Selbst Kinder wie der elfjährige Ernesto Quiñonez wurden vom
    Klaurausch und dem blühenden Schwarzmarkt der folgenden Tage mitgerissen. "Die Zeit während des Blackouts und seine Folgen", schrieb
    Quiñonez jetzt in einem Essay für die "New York Times", "war die unehrlichste meines Lebens".
    Die 8000 eingesetzten NYPD-Polizisten waren überfordert.
    Ladenbesitzer bewaffneten sich mit Pistolen, Gewehren und
    Baseballschlägern, um ihre Existenz zu verteidigen, waren aber ebenfalls hilflos angesichts der Meute. Bei "Ace Pontiac" in der Bronx stahlen die Diebe 50 Autos im Wert von insgesamt 250.000 Dollar. Unweit davon verlor ein Möbelgeschäft Ware für 55.000 Dollar. In Bedford-Stuyvesant schnappten die Cops einen Mann mit 300 Spülbecken-Stöpseln. Viele
    Plünderer wurden auf dem Heimweg selbst überfallen. "Dies ist die Nacht der Tiere", sagte ein Polizist.
    Die Zerstörungswut machte auch vor Manhattan nicht halt. Teile des
    Broadways standen in Flammen. In Little Italy riegelten Mafiosi das
    Viertel vor Eindringlingen ab.
    Der finanzielle Schaden betrug nach einer Studie des
    US-Energieministeriums mindestens 350 Millionen Dollar. Experten schätzen heute aber, dass er sich auf über eine Milliarde Dollar belief.
    Allein die Geschäfte verzeichneten Verluste in Höhe von 156 Millionen
    Dollar. Berichte, die Geburtenrate in New York sei neun Monate später um
    35 Prozent gestiegen, haben sich allerdings als Legende entpuppt.
    Am Abend des folgenden Tages gingen die Lichter wieder an, und die Plünderer zogen sich zurück: "Christmas is over."
    Das alles obwohl der ganze Stromausfall kaum 24 Stunden andauerte !
    Klar, Donaueschingen ist nicht New York, aber die Menschen bleiben Menschen und ähneln sich doch sehr, ob nun in der Stadt oder auf dem Land.
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Ausgaben von Rattentanz

Taschenbuch

Seitenzahl: 928

E-Book

Seitenzahl: 856

Hardcover

Seitenzahl: 840

Hörbuch

Laufzeit: 00:06:49h

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