Herbst in Heidelberg

Buch von Anna-Luise Jordan

Bewertungen

Herbst in Heidelberg wurde insgesamt 3 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,8 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Herbst in Heidelberg

    Gerade habe ich das Buch beendet, es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
    Sophie Mereau war eine für die damalige Zeit sehr couragierte Frau, ihrer Zeit weit voraus mit einem ausgeprägten Freiheitsdenken. Um so unverständlicher für mich, dass sie Clemens Brentano geheiratet hat. Sie kannte seine "zwei" Seiten, seine Launenhaftigkeit, seine aufbrausende Art. Die Frage ob sie ihn auch geheiratet hätte ohne schwanger zu sein bleibt im Raum stehen. Ihre Liebe läßt ständig Kompromisse zu, sie verzeiht ihm immer wieder, versucht es ihm recht zu machen. Als Dank macht er sie vor Gästen lächerlich, wertet ihre Arbeit ab und quält sie mit seiner penedranten Eifersucht. Sie soll seinem Idealbild entsprechen. Ja auch ich wäre gerne intensiver in ihrer Gedankenwelt versunken, erwartete oftmals Widerspruch, Gegenwehr, nicht immer den gewährenden Ausgleich. Natürlich kann ich nicht beurteilen inwieweit verbriefte Hinterlassenschaften dies ermöglicht hätten oder nur reine Spekulation gewessen wären. Aber eines ist klar, das Leben an Brentanos Seite war mehr als schwierig. Dazu kam sein enormer Kinderwunsch, der sie ständig unter Druck setzte. In einem Streit warf er ihr sogar die Schuld der beiden Kinder vor. Und seine Unmäßigkeit und auch das mangelnde medizinische Wissen wurde ihr schließlich zum Verhängnis.
    Ich glaube ich muß nicht näher erläutern auf wessen Seite meine Sympathie liegt. Da hilft mir auch seine liebevolle Art zu Sophies Tochter, der er gerne Geschichten erzählte, nicht weiter.
    Das Buch ist sehr gut recherchiert. Ich bin mit durch die Heidelberger Straßen gewandelt, erkannte einiges wieder, das es auch heute noch gibt. Auch freute mich der Ausflug nach Mannheim zum Theater. Erheiternd die Szene mit dem Mietkutscher, dem Anna-Louise Jordan den Mannheimer Dialekt erstaunlich gut (in bestem Hochdeutsch) in den Mund gelegt hat. Überhaupt viel Lokalkolorit verleiht dem Buch Flair. Die Begegnung mit vielen bekannten Persönlichkeiten war interessant.
    Insgesamt ein sehr gelungenes Buch, das mir Sophie Mereau und Clemens Brentano näher brachte, mich oft in Gedanken versinken ließ und zahlreiche Einblicke von damals in meine Heimat gewährte. Das alles in angenehmem Erzählton und ohne heftiges Liebesgeflüster. Ich hoffe die Autorin beglückt mich noch öfters.
    Daher von mir
    €nigma danke für die tolle Empfehlung!!!
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind
    Elke Vesper, Schreckliche Maria
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  • Rezension zu Herbst in Heidelberg

    Kurzbeschreibung (amazon)
    1804 folgt Sophie Mereau (1770-1806) ihrem jungen Ehemann Clemens
    Brentano nach Heidelberg. Sie ist acht Jahre älter als er und schreibt mit großem Erfolg Gedichte und Romane. Ihre erste Ehe ist geschieden.
    Brentano träumt davon, gemeinsam mit ihr eine poetische Existenz als
    Vater vieler Kinder zu leben. Obwohl Sophie in dichter Folge drei Kinder zur Welt bringt, wächst die kleine Familie nicht. Nur der Freundeskreis um Sophie und Clemens vergrößert sich stetig. Sophie versucht, den
    Ansprüchen ihres ziellos umtriebigen Mannes gerecht zu werden. Der
    Heidelberger Freundeskreis wird Zeuge mancher Krise in dieser Ehe.
    Schließlich kommt es zur Katastrophe.
    Autorin (Klappentext)
    Anna-Luise Jordan wurde in Hannover geboren und studierte in Heidelberg Germanistik, Geographie und Soziologie. Sie promovierte über Sprachmentalität im 19.Jahrhundert und spezialisierte sich danach auf die Jahrzehnte zwischen Rokoko, Revolution und Restauration. Sie arbeitet als freie Lektorin und in der Erwachsenenbildung. "Herbst in Heidelberg" ist ihr erster Roman.
    Eigene Beurteilung
    Dieses Buch steht in unserer Bücherei zwar in der Abteilung "Biographie", der Untertitel lautet aber "Roman über die deutsche Romantik", deshalb ordne ich es bei den (biographischen) Romanen ein.Die Autorin erzählt aus dem Leben der Sophie Mereau (1780 -1806) . Sophie hat eine für ein Mädchen des 18.Jahrhunderts ungewöhnlich gute Ausbildung genossen und hat ausgeprägte schriftstellerische Interessen. In ihrer Vernunftehe mit dem Juraprofessor Karl Mereau ist sie nicht glücklich, obwohl ihr Mann nicht allzu viele Ansprüche an sie stellt und ihre dichterischen Bestrebungen nur dann milde kritisiert, wenn sie zur Vernachlässigung häuslicher Pflichten führen. Sophie ist eine Anhängerin der Französischen Revolution und meint, dass insbesondere die gesellschaftliche Rolle der Frau revolutioniert werden müsse. Der Zentralbegriff ihres Lebens ist "Freiheit", nur wer in Liebe und Freiheit lebt, kann ihrer Ansicht nach glücklich werden.
    Sie lässt sich von ihrem Mann scheiden - damals eine Aktion, die viel Mut und Initiative erfordert - und heiratet den acht jahre jüngeren Clemens Brentano (1778 - 1842) , der sie schon lange verehrt hat. Die Ehe wird nicht glücklich, denn es zeigt sich, dass Brentano Sophie nicht nimmt, wie sie nun mal ist, sondern immer wieder versucht, sie nach dem Idealbild zu formen, das er in seiner Phantasie von ihr geschaffen hat. Er selbst ist unstet, äußerst launisch und besitzergreifend, er bringt nichts zu Ende und ist ein gnadenlose Egozentriker. Es stört ihn, dass seine Frau entgegen seinen Wünschen schriftstellerisch tätig ist, bzw. von ihm nicht gebilligte Literatur übersetzt, es stört ihn, dass sie erfolgreicher ist als er, weswegen er sie in Gesellschaft ihres großen Freundeskreises immer wieder lächerlich macht und zu demütigen versucht. Er will ihr seine katholische Religion aufzwingen und meint, sie müsse nur noch für ihn und seine Wünsche leben. Auch sonst ist er egoistisch und rücksichtslos: er möchte unbedingt Kinder haben, nach zwei früh verstorbenen Kindern und einer lebensgefährlichen Fehlgeburt bezahlt Sophie schließlich bei der vierten Schwangerschaft mit ihrem Leben.
    Der Roman ist in der dritten Person geschrieben und die Kapitel sind teils nach den wechselnden Handlungsorten, teils nach den Jahreszeiten gegliedert. Sophie ist die Hauptfigur, jedoch erfährt der Leser nicht viel über ihr Seelenleben, er bleibt vielmehr ein Zuschauer, der der Handlung quasi "von außen" folgt. Er erlebt Sophie und Clemens im Kreise ihrer illustren Freunde/Verwandten (u.a. Achim von Arnim, seine spätere Frau Bettina Brentano, Karoline von Günderode etc). Die Beschreibung dieser Zeit und der Ideen, die hinter der Literatur der Epoche stehen, ist sehr anschaulich und faszinierend. Mir persönlich hat aber der Einblick in Sophies Psyche gefehlt: Warum lässt sich eine entschlossene, willensstarke und freiheitsliebende Frau wie sie von ihrem Mann soviel gefallen? Ihre diesbezügliche Langmut ist für mich ein Widerspruch zu ihrer sonstigen Natur und damit unerklärlich.
    Trotz dieses Kritikpunkts ist die Atmosphäre dieses gut recherchierten Romans aber eindringlich und beklemmend, sodass ich das Buch auf jeden Fall solchen Lesern weiterempfehle, die sich für Gesellschaft und Literatur des frühen 19.Jahrhunderts interessieren.
    Weitere Pluspunkte sind das Personenverzeichnis im Anhang und ein umfangreiches Literaturverzeichnis.
    Ich vergebe .
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Ausgaben von Herbst in Heidelberg

Hardcover

Seitenzahl: 384

Besitzer des Buches 4

Update: