Jakob der Lügner

Buch von Jurek Becker, Thomas Kraft

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu Jakob der Lügner

Text und Kommentar in einem Band. In der Suhrkamp BasisBibliothek erscheinen literarische Hauptwerke aller Epochen und Gattungen als Arbeitstexte für Schule und Studium. Der vollständige Text wird ergänzt durch anschaulich geschriebene Kommentare.
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Bewertungen

Jakob der Lügner wurde insgesamt 48 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,6 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Jakob der Lügner

    Jurek Becker hat seine Kindheit im Ghetto und in verschiedenen KZs verbracht. Seine Mutter, obwohl nach dem Krieg schon in Freiheit, starb noch an Unterernährung. Sein Vater überlebte Auschwitz und fand seinen Sohn. Ungefähr 20 Familienmitglieder waren umgebracht worden.
    Da sollte man wirklich meinen, dass Jurek Becker in seinem Buch weiß, worüber er schrieb. Er lässt einen Ich-Erzähler über Jakob berichten. Dieser Ich-Erzähler lebte gemeinsam mit Jakob und vielen anderen in einem polnischen Ghetto in einer unbekannten Stadt. Als Jakob Mischa, einem jungen Burschen, bei der Arbeit beim Bahnhof das Leben retten will, weil der eine ungeheure Dummheit begehen wollte (er wollte nämlich Kartoffeln aus einem Waggon stehlen), schafft er es nur ihn davon abzuhalten, indem er ihm erzählt, dass die Russen schon 20 Kilometer vor Bezanika sind. Auf die Frage, woher er das wisse, sagt er, er habe ein Radio.
    Was natürlich nicht stimmt. Aber Jakob kommt nicht mehr dazu, schnell ein klärendes Wort mit Mischa zu reden, nachdem er ihn von den Kartoffeln abgelenkt hatte, und so macht diese Nachricht wie ein
    Lauffeuer die Runde durchs Ghetto. Und Jakob ist nun gezwungen, jeden Tag eine neue gute Nachricht aus dem Hut zu zaubern.
    Jurek Becker hat einen wunderbaren Schreibstil. Er erzählt, wie die Menschen in dem Ghetto gelebt haben. Wie sie jeden Tag versuchten, etwas Normalität in ihr Leben zu bringen, und doch täglich Angst haben mussten, zum Transport abgeholt zu werden.
    1974 wurde das Buch von Frank Beyer verfilmt und als einziger DDR-Film für den Oscar in der Kategorie bester ausländischer Film nominiert (siehe Jakob der Lügner (1974)).
    1999 erfolgte mit Robin Williams als Jakob und Armin Mueller-Stahl eine Neuverfilmung. Letzterer wirkte bereits bei der ersten Verfilmung als Roman Schtamm mit. In der Hollywood-Verfilmung werden die Nazis als von Natur aus böse dargestellt, wie es im Buch nicht der Fall ist. Auch wurde der Schluss verändert. In der Neuverfilmung stirbt Jakob Heym als Märtyrer, indem er durch die Nazis erschossen wird. Er widerruft seine Nachricht von den Russen nicht. (siehe Jakob der Lügner (1999))
    Iris Berben hat ein paar Sätze zu dem Film geäußert: https://youtu.be/bgnNlExdJdA
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  • Rezension zu Jakob der Lügner

    Ich war mir nicht sicher, ob ein Werk, dass 1969 erschien, schon bei den Klassikern zuzuordnen ist. Generell gilt ja, dass ein Klassiker etwas ist, dessen Autor bereits seit 70 Jahren tot ist. Aber "Jakob, der Lügner" ist meiner Meinung nach ein moderner Klassiker.
    Inhalt:
    Buch der 1000 Bücher
    Copyright: Aus Das Buch der 1000 Bücher (Harenberg Verlag)
    Jakob der Lügner
    OA 1969 Form Roman Epoche Moderne
    Jurek Beckers Erstlingsroman, in den persönliche Erfahrungen einflossen, gehört zu den gelungenen Versuchen, das Grauen der Judenvernichtung während des Zweiten Weltkriegs literarisch zu verarbeiten. Becker selbst wuchs im Warschauer Ghetto sowie in den Konzentrationslagern von Ravensbrück und Sachsenhausen auf. Von 1960 bis 1977 lebte Becker, der erst nach 1945 Deutsch lernte, in Ostberlin, wo auch der Roman entstand.
    Der Ich-Erzähler, Überlebender eines polnischen Ghettos, schildert die Geschichte des Ghettobewohners Jakob Heym, der durch Zufall im deutschen Polizeirevier aus dem Radio Satzfetzen einer Meldung vernimmt, die fortan das Leben im Ghetto verändern sollte: »In einer erbitterten Abwehrschlacht gelang es unseren heldenhaft kämpfenden Truppen, den bolschewistischen Angriff 20 km vor Bezanika zum Stehen zu bringen.« Jakob kennt diesen Ort nur vom Hörensagen, doch weiß er, dass Bezanika nicht sehr weit vom Ghetto entfernt liegt. Gleichzeitig wird ihm bewusst, dass diese Nachricht den Ghettobewohnern einen konkreten Anlass zum Durchhalten und Weiterleben geben würde, denn mit dem sowjetischen Vormarsch näherte sich auch die Befreiung.
    Um die Glaubwürdigkeit seiner Informationen zu erhöhen, behauptet Jakob, selbst über ein Radio zu verfügen, dessen Besitz streng verboten ist. Durch die Notlüge gerät er unversehens in die Zwangslage, ständig neue Nachrichten erfinden zu müssen; sein Lügengewebe führt zu tragikomischen Situationen und das technische Medium wird zum Symbol von Verheißung und Gefahr. Einerseits schöpfen die Ghettobewohner wieder Hoffnung; sie schmieden Pläne, die Selbstmordrate ist rückläufig. Andererseits befürchten einige seiner Leidensgenossen, dass die Entdeckung des Radios durch die deutschen Besatzer letztlich alle gefährden könne.
    Wirkung: Die außergewöhnliche Leistung des Romans liegt in seiner unpathetischen Darstellungsweise. Becker erzählt mit distanzierter Ironie vom Alltag der Ghettobewohner und verdeutlicht umso mehr Schrecken und Irrwitz der Situation im von Deutschen besetzten Polen. Der Roman wurde 1974 in der DDR verfilmt (Regie: Frank Beyer; Titelrolle: Vlastimil Brodsky); 1999 folgte eine weitere Verfilmung mit Robin Williams in der Hauptrolle (USA, Regie: Peter Kassovitz). J. R.
    Meine Meinung:
    Erstmal war ich sprachlos! Was für ein intensiver Roman!
    Jede Menge Galgenhumor vor den tristesten Umständen. Naturgemäß ist die Rahmenhandlung (Warschauer Ghetto) bedrückend und niederschmetternd, doch die Bemühungen Jakobs, seinen Leidensgenossen Mut zu geben, bilden auch für den Leser Höhepunkte. Was mag er sich jetzt überlegt haben? Gibt es eine Chance, dass seine Lügen der Wahrheit entsprechen könnten? Wie wird es nur ausgehen...
    Fragen, die sich immer wieder stellen.
    Einerseits liest sich der Text leicht (die Spannung zieht den Leser in seinen Bann), andererseits ist er seelisch sehr belastend - zu recht. Der Roman gehört sicher nicht zu der Kategorie: "Gelesen und beiseite gelegt"!
    Die Sätze sind stellenweise zu verschachtelt, um sie beim ersten Lesen vollständig zu verstehen, weshalb man sehr aufmerksam lesen muss. Aktives Lesen ist gefordert!
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Ausgaben von Jakob der Lügner

Taschenbuch

Seitenzahl: 352

Hardcover

Seitenzahl: 394

E-Book

Seitenzahl: 396

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