Die Abendröte im Westen

Buch von Cormac McCarthy

Bewertungen

Die Abendröte im Westen wurde insgesamt 10 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 3,4 Sternen.

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Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu Die Abendröte im Westen

    Geschafft -das war jetzt wirklich eine tour de force... Da wird gemordet, gemordet und gemordet. Eine solch düstere, pessimistische, gewalttätige Geschichte habe ich noch nie gelesen. Ich habe mich ertappt, wie ich laut protestierte... - das ist eigentlich nicht meine Art.
    Dem Leser wird einiges abverlangt; die Gewalt überlesen, verdrängen oder gar gut finden geht einfach nicht. Der Roman ist ein Abgesang auf die Mythen des "Wilden Westens", eine Demontage. Die Figuren machen keine emotionale, charakterliche Entwicklung durch und beide Seiten - sowohl Weiße als auch Indianer - sind gewaltbereit. Deiner schönen Rezension kann ich gar nichts mehr zufügen, @Jean van der Vlugt.
    […]
    Ich denke, da stimme ich dir zu. Gewissenhaft war McCarthy sicher - er ist sogar für die Recherche an die texanisch-mexikanische Grenze gezogen.
    In folgendem interessanten link (FAZ) fand ich diese Passage:
    "Die Stilisierung der Gewalt und des Krieges zu einem Urgrund des Lebens erinnert zuweilen an Ernst Jünger, aber schon der Titel des Romans gibt einen Hinweis auf einen anderen Autor, der für das Verständnis McCarthys wesentlich aufschlußreicher sein dürfte. In "Die Abendröte des Westens" klingt Jakob Böhmes "Die Morgenröte im Aufgang" mit, das Hauptwerk des Mystikers aus dem siebzehnten Jahrhundert, dessen Bücher zu seinen Lebzeiten verboten wurden, weil darin das Böse als Teil der Schöpfung begriffen wurde. Wenn der Richter sagt, daß der Krieg auf den Menschen gewartet hat, "noch ehe dieser in Erscheinung trat", will das vor allem besagen, daß das Böse zu den frühesten Hervorbringungen der Schöpfung gehört."
    Auch diese links sind interessant:
    Neue Zürcher Zeitung
    Sueddeutsche
    Im Wikipedia heißt es :" Der ziellose Zug durch den Westen der USA und die pure Destruktivität der handelnden Personen kann als eine Metapher auf die Vergeblichkeit und die Fragwürdigkeit aller kulturellen Anstrengungen und Leistungen des Menschen angesehen werden."
    "McCarthy beschreibt Geschichte und Fortschritt des Menschen als Ausgeburt niedrigster Triebe, die ihn zum unausweichlichen Untergang verdammen. Er tut das lakonisch und poetisch, ohne Mitleid, ohne falsche Hoffnung, aber mit den traumklaren Bildern eines großen Visionärs.“
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  • Rezension zu Die Abendröte im Westen

    Nunja, da ich den Roman bis zum Ende durchgelesen habe, seine bildhaft-schöne Sprache (bei aller Ekelhaftigkeit des Beschriebenen) sehr mochte und im Grunde die Konsequenz der Herangehensweise - die viele Leser (und an sich jeden "Lesespaß") vertreiben muss - nur bewundern kann, gebe ich hier mit einiger Verspätung meinen Senf hinzu ...
    Der Roman ist unglaublich düster und bedrückend zu lesen. Wortgewaltig und in erschreckender Sprachschönheit wird nahezu jedes Westernklischee zerstört. Hier geht es definitiv nicht um tapfere Pioniere bei der Eroberung des Goldenen Westens und die demütige Verteidigung amerikanisch-christlicher Werte! In diesem Westernroman, der ursprünglich 1985 mitten in den nostalgisch-revisionistischen Reagan-Jahren erschienen ist, ist alles verrottet, schmutzig, Wunden eitern, Farbe blättert ab, Lumpen und Leichen liegen in den Ecken. Die Szenerie ist unwirtlich, asozial, lähmend und lebensfeindlich.
    Dass jeder des anderen Feind ist, zeigen nicht nur die brutalen Handstreiche aller beteiligter Gruppen, wobei die nach Skalps gierenden Kopfgeldjäger genauso widerlich zugange sind wie die Indianer; keiner wird geschont. Nein, genauso wichtig - wenn nicht gar noch wichtiger - ist, dass keine irgendwie "netten Worte" gewechselt werden: Kommunikation als sozialen Kitt, der integrativ, anregend oder deeskalierend wirkt, scheint es nicht zu geben, da wohl kein Bedarf dafür gesehen wird. Sinnvolle Antworten, Rede und Gegenrede kommen selten zustande. Alles ist schweigende Anmaßung und präpotente Unverschämtheit.
    Cormac McCarthy vermeidet in seinem Roman zum Glück meisterlich das, was dem Buch meiner Ansicht nach den Hals (bzw. die Konsequenz der Erzählung) gebrochen hätte: Irgendwie Sympathie für die Kopfgeldjäger als "raue, aber echte Kerle" zu erzeugen (in etwa so, wie es Sam Peckinpah in seinem - nichtsdestotrotz großartigen - Filmwestern “The Wild Bunch“ tat). Bloß keine Identifikationsfigur, keine Einfühlung! Die Zauberworte heißen: Distanz und Reflexion.
    Auch eine nennenswerte Handlung, Steigerung oder Spannung gibt es nicht. Keine Absichten, Wünsche oder wirkliche Konflikte jenseits des tumben Hasses, der jedes Gegenüber zum Objekt degradiert. Alles drängt auf momentane Triebbefriedigung. Auch wiederholen sich die Situationen und Taten bis zum Exzess, und wenn man dachte, jetzt doch genug Widerwärtiges gelesen zu haben, um "die Absicht des Schriftstellers" verstanden zu haben, geht alles im nächsten Kapitel einfach so weiter, menschlicher Alltag. Erst die Gleichförmigkeit der Szenen, Ornamente der Gewalt, schafft die nihilistische Bedeutung: Es gibt keinen Sinn und keine gesellschaftliche Ordnung, außer sie ist auf Gewalt gegründet. Alle hehren Absichten sind Einbildung. Ob Kopfgeldjäger oder Indianer, Söldner, Siedler, Mexikaner oder Viehdiebe, am Ende sind sie alle gleich. Die Zivilisation steht auf tönernen Füßen. Besserung wird es nicht geben: Der Blut-Meridian umspannt gewissermaßen die gesamte Erdkugel.
    Ich sage: Da muss man durch! Es geht nicht ums Aushalten der Schockbilder, es geht ums Aushalten des Immergleichförmigen! Ums Aushalten des ambitionslosen Routinealltags ohne Figur zum Mitfiebern. Ein sehr noirer Roman über das, was uns ängstigt: das Wegbrechen oder vielleicht grundsätzliche Fehlen wirklicher, sozialer Sicherheit, Empathie und Menschlichkeit.
    Nur so nebenbei: Ein Film, der eine ähnlich negative, sich ständig wiederholende Collage menschlicher Gewalttätigkeit versuchte, ist “Izo" von Takashi Miike, leider irgendwie gescheitert, fast unansehbar ...
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Ausgaben von Die Abendröte im Westen

Taschenbuch

Seitenzahl: 448

Hardcover

Seitenzahl: 375

E-Book

Seitenzahl: 384

Die Abendröte im Westen in anderen Sprachen

  • Deutsch: Die Abendröte im Westen (Details)
  • Englisch: Blood Meridian (Details)

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