1984

Buch von George Orwell, Michael Walter

Zusammenfassung

Inhaltsangabe zu 1984

BIG BROTHER IS WATCHING YOU George Orwells 1984 ist längst zu einer scheinbar nicht mehr erklärungsbedürftigen Metapher für totalitäre Verhältnisse geworden. Mit atemberaubender Unerbittlichkeit zeichnet der Autor das erschreckende Bild einer durch und durch totalitären Gesellschaft, die bis ins letzte Detail durchorganisierte Tyrannei einer absolute autoritären Staatsmacht. Seine düstere Vision hat einen beklemmenden Wirklichkeitsbezug, dem sich auch der Leser von heute nur schwer entziehen kann.
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Über George Orwell

Der Schriftsteller George Orwell wurde 1903 in Motihari im damailigen Britisch-Indien geboren. Sein bürgerlicher Name war Eric Arthur Blair. Nach seiner Schulausbildung in England erhielt er ein Stipendium an der Eliteschule in Eton. Mehr zu George Orwell

Bewertungen

1984 wurde insgesamt 245 mal bewertet. Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,1 Sternen.

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Meinungen

  • Ziemlich verstörend. Eine Utopie, die ihresgleichen sucht.

    SirPleasant

  • Düster, melancholisch, gesellschaftskritisch und prophetisch. Ein dystopisches Meisterwerk!

    Firkraag

  • erschütternd, dieses Buch wirkt lange nach

    Melgarion14

Rezensionen zum Buch

  • Rezension zu 1984

    ### Inhalt ###
    Winston Smith arbeitet im Wahrheitsministerium der Engsoz-Partei, man schreibt das Jahr 1984. Das Motto der Partei: "Krieg bedeutet Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“. Die Partei ist straff hierarchisch organisiert. An der Spitze steht der Große Bruder, der alleinige Herrscher, der immer Recht hat. Danach kommen die Mitglieder der Inneren Partei, die Führungsriege, dann kommt die Äußere Partei, der auch Winston angehört und deren Mitglieder in den vier Ministerien der Partei arbeiten. Dem Wahrheitsministerium, zuständig für die Fälschung von Nachrichten und Medien, dem Friedensministerium, zuständig für Kriegsangelenheiten, dem Ministerium für Liebe und Ordnung, zuständig für Bespitzelung, Folter und Brechen von Parteiabtrünnigen, und dem Ministerium für Überfluss, zuständig für die Rationierung von Lebensmitteln, Dingen des täglichen Bedarfs und Wohnraum. Als letzte Bevölkerungsgruppe, die von der Partei als minderwertig und nicht beachtenswert angesehen wird, gibt es die Proles. Sie können machen was sie wollen, da sie aus Sicht der Partei leicht zu kontrollieren sind. Drei Weltmächte dieser Zeit stehen sich in dauerndem Kriegszustand gegenüber, Ozeanien mit der Engsoz-Doktrin (Englischer Sozialismus), Eurasien mit der Neo-Bolschewismus-Doktrin, und Ostasien mit der Sterbekult-Doktrin.
    Es herrscht überall Mangel am Nötigsten. Die Versorgung ist desolat, was die Regime-Propaganda jedoch durch Falschmeldung über angebliche Steigerungen von Produktionsraten von Dingen wie Schuhen oder Schokolade immer wieder verschleiert. Alle Parteimitglieder befinden sich unter ständiger Beobachtung durch sogenannte Televisoren, die überall angebracht sind, in der Arbeit, auf den Straßen, in Privatwohnungen. Jedes Partei nichtkonforme Verhalten wird bestraft. Selbst eine geringe Entgleisungen der Gesichtmimik können als Gedankenverbrechen und als Zeichen der Auflehnung gegen die Partei gewertet werden, was zu einer „Weiterbearbeitung" im Liebesministerium führt. Auf diese Art verschwinden in regelmäßigen Abständen Menschen. Darum kümmert sich dann aber keiner, weil jeder Angst hat. Und nach kurzer Zeit sind sie vergessen als hätte es sie nicht gegeben. Zwischenmenschlicher Austausch während der Arbeit oder außerhalb der Arbeit wird nicht gerne gesehen allenfalls geduldet. Die meisten Menschen nehmen davon Abstand aus Sorge ihnen könnte während des Gesprächs etwas rausrutschen, was als Gedankenverbrechen gewertet wird. Die Mitglieder der Partei werden regelmäßig einer Gehirnwäsche unterzogen. Es wird ein Feindbild von einem Goldstein erzeugt, der ständig etwas von Freiheit und Gleichheit und vom notwendigen Beendigen des Krieges erzählt. Die Parteimitglieder werden systematisch gegen diesen Menschen aufgewiegelt bis zur Hysterie durch die "Zwei-Minuten-Haßsendung“. Die „Jugendliga gegen Sexualität“ sorgt für die Einhaltung von sexueller Abstinenz, sie ist nur in Ausnahmefällen zur Zeugung von Nachwuchs erlaubt.
    Niemand weiß wie lange sich die drei Großmächte schon bekriegen, da es keine Aufzeichnungen über die geschichtlichen Verlauf gibt. Diese werden von der Partei streng kontrolliert im Sinne der Partei. Was gestern wahr war, zum Beispiel wer mit wem im Krieg ist, kann heute schon wieder falsch sein als wäre es nie gesehen. Ein ganzes Ministerium, das Wahrheitsministerium, in dem auch Winston arbeitet, hat die Aufgabe, politische Aufzeichnungen kontinuierlich daraufhin zu berichtigen und neuzuschreiben, dass sie mit den Aussagen der Partei konform geht, damit die Partei immer Recht hat. "Wer die Vergangenheit beherrscht", lautet die Parteiparole, „beherrscht die Zukunft; wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit.“ Dadurch gibt es, so glaubt Winston in zwanzig Jahren niemand mehr, der weiß wie es vor Engsoz ausgehen hat, wie es war vor dieser Zeit gelebt zu haben. Die hohe Kunst eines Parteianhängers ist es sich in Wirklichkeitskontrolle zu üben durch das sogenannte Zwiedenken, bei dem er gleichzeitig etwas sieht und glaubt und es aber sofort wieder nicht glaubt, wenn es nicht im Sinne der Partei ist. Das Wahrheitsministerium beschäftigt sich mit der Neustrukturierung der Sprache, die Sprache soll in eine neue Form gebracht werden, die „Neusprache“, soll die Altsprache nach und nach ablösen. Die Neusprache soll "die Reichweite des Gedankens verkürzen. Zum Schluss werden wir Gedankenverbrechen buchstäblich unmöglich gemacht haben, da es keine Worte mehr gibt, in denen man sie ausdrücken könnte."
    In dieser Welt nun arbeitet und lebt Winston Smith und obwohl er sich kaum an eine Zeit erinnern kann, in der es anders war, keimt in ihm innerer Widerstand gegen die Partei. Gibt es Hoffnung, dass er dieser Welt entrinnen kann? Möglicherweise liegt die Hoffnung bei den Proles, ja wenn sich die Proles erheben könnten und ihre ungezügelte animalische Gewalt sich entladen könnte gegen das Regime, dann gibt es vielleicht Hoffnung.
    ### Positives ###
    Ich habe das Buch gelesen und erst nach und nach entfaltet sich in mir die ganze düstere Tragweite des Gelesenen, die unerhörte Widerwärtigkeit und die Gräuel all der Dinge, die in einem totalitären Regime zutage treten. Meine Angst vor einer solchen Welt hat sich nach dem Lesen verdreifacht. Orwell hat den Roman in drei Teile geteilt. Der Protagonist durchlebt die Phasen: Die Ahnung und dann der Gewissheit, der Widerstand und die Hoffnung und zum Schluß der Niedergang.
    In jeder dieser Phasen steckt man im Charakter, man denkt und fühlt wie er, man sieht was er sieht, man weiß, was er weiß und man weiß bis zum Schluß auch nicht, was er nicht weiß. Man schwingt beständig hin und her zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Auf diese Weise fühlt man es als wäre man Teil einer solchen Welt, einer die kein Mensch ertragen kann, einer armen, lieblosen von Haß erfüllten Welt.
    Das Ende des Buches ist konsequent auf einen Punkt entwickelt wie er nur sein kann in einer Welt, in der ein totalitäres System herrscht, es ist schlichtweg grauenhaft und verstörend.
    Diese Buchausgabe wird abgeschlossen durch eine "Kleine Grammatik“. Sie ist wohl Teil des Romans, es handelt sich um einen Exkurs, in dem es um die schleichende Indoktrinierung durch Sprache geht.
    Auch sehr lesenswert ist das Nachwort von Arthur Koestler über das Leben und Schaffen von Orwell, wer und wie er war? Orwell hat unsägliche Torturen auf sich genommen um diesen Roman zu schreiben, um sich in die richtige Stimmung zu versetzen. Kurz nach der Fertigstellung starb er.
    Sehr bedrückend und treffend ist das Titelbild dieser Ausgabe, eine düstere, leere kalte Welt, in der Liebe nur noch als Text auf einem verlorenen Zettel existiert.
    ### Negatives ###
    Ich kann nichts Negatives zu diesem Roman sagen. Er verfehlte seine Wirkung nicht bei mir, meine Angst und meine Abscheu gegen Totalitarismus zu erhöhen.
    ### Fazit ###
    Der Roman ist für alle die die wahren Greuel totalitärer Systeme spüren möchten und auch für die, die glauben sie zu kennen
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  • Rezension zu 1984

    Im Rahmen einer Leserunde bei Was Liest du?, durfte ich "1984" von George Orwell lesen. Erschienen im Ullstein Verlag. Und ja, nachdem ich den Inhalt ein paar Tage habe sacken lassen, kann ich nun darüber berichten.
    Klappentext:
    »Freiheit bedeutet die Freiheit, zu sagen, daß zwei und zwei vier ist. Gilt dies, ergibt sich alles übrige von selbst.«
    Der Klassiker über einen allmächtigen Überwachungsstaat ist und bleibt beklemmend aktuell: Mit 1984 schuf George Orwell eines der einflußreichsten Bücher des 20. Jahrhunderts.
    Meine Meinung:
    Das Cover verrät schon ein bisschen etwas über den Inhalt, wenn man ihn nicht so schon vom Hören-Sagen kennt.
    Es geht um Winston Smith, der in einem Totalitären Überwachungsstaat lebt, der vom Großen Bruder genannten, angeführt wird. Er arbeitet im Ministerium für Wahrheit, um die Vergangenheit so umzuschreiben, dass sie zu den Aussagen der Regierung passt. Also Lügen produziert. Davon gibt es noch drei andere Ministerien, die genau das Gegenteil von dem tun, was ihr Name vermuten lässt.
    Langsam erwacht aber der Hass auf die Regierung in Winston und er versucht, unauffällig natürlich, herauszufinden, ob er der einzige ist, oder ob es noch mehr gibt.
    Schließlich beginnt er eine Affäre mit Julia, die nicht unentdeckt bleibt. Die Ereignisse danach sind abzusehen.
    Der Schreibstil ist gut zu lesen, auch wenn der Inhalt sehr beklemmend ist. Während des Lesens rumorte es in mir, da ich solche Unterdrückung einfach nicht ertragen kann. Ich habe so gehofft, für Winston, dass er einen Weg für sich findet. Julia mochte ich nicht so wirklich, sie war mir zu ruppig und Gefühlskalt. Was sicherlich an ihrer Erziehung lag.
    Das Ende war nicht überraschend, auch wenn ich es nicht mochte. Es zeigt, das man jeden dazu bekommt, gegen seine Überzeugungen zu handeln.
    bekommt das Buch, weil das Ende gegen meine persönlichen Vorstellungen spricht. Aber ich finde, jeder sollte es wenigstens einmal gelesen haben.
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  • Rezension zu 1984

    Nun habe ich auch "1984" von George Orwell gelesen, mein Urteil fällt aber leider nicht ganz so positiv aus. Natürlich ist es ein erschreckendes Szenario, was Orwell hier beschreibt und sicherlich für damalige Verhätlnisse revolutionäres Gedankengut, zumal, wenn man beachtet, was heute technisch schon möglich ist. Angefangen bei so lückenlos überwachten Städten wie London oder solchen Regimen wie sie in Russland, China, in der Türkei oder den USA herrschen (Ja, ich nenne bewusst auch die USA.). Dabei ist es tröstlich, dass bis jetzt jedes Staatensystem einen Aufstieg, eine Hochphase aber im Laufe der Geschichte auch Abstiege und Zerfall kennt. Dauert bei dem einen oder anderen halt länger. Für die Geschichte gebe ich dann auch gut und gerne drei Sterne. Leider hat mir aber der Schreib- und Erzählstil Orwells gar nicht gefallen.
    Die Handlung springt mir zu sehr, an manchen Stellen ging mir das einfach zu schnell und an wieder anderen war die Geschichte zäh wie Kaugummi. An, meines Erachtens, falschen Stellen gab es Auslassungen, die kontraroduktiv waren und überhaupt habe ich ca. 100 Seiten gebraucht, um in das Buch hinein zu kommen. Bei knapp 400 Seiten, wovon man bei meiner Ausgabe auch noch Vor- und Nachwort abziehen muss, einfach zu viel des Guten. Übrigens, wer meine Ausgabe hat, spare sich bitte Vor- und Nachwort oder lese beides zuletzt. Abgesehen vom Thema, was seine Berechtigung natürlich hat und über das man diskutieren sollte, ist mir George Orwells "1984" trotzdem zu sehr gehypt. Ausschließliche Lobeshymnen kann ich hier nicht nachvollziehen.
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  • Rezension zu 1984

    Persönlich halte ich die pauschale Verurteilung von Facebook und ähnlicher sozialer Netzwerke/ Dienste für genauso beschränkt wie unkritische Begeisterungsstürme und den Zwang, alles von sich im Internet preiszugeben. Ich lebe nun zugegebenermaßen in einem sehr medienkompetenten Umfeld, in dem die meisten Menschen recht kritisch mit sozialen Medien umgehen und sie vorsichtig einsetzen. Meine persönliche Erfahrung deckt sich da mit Enigmas:
    […]
    Bei vielen, gerade jüngeren Leuten fehlt diese Vorsicht, das mag stimmen. Es fehlt(e) aber auch lange Zeit jede Form der Erziehung zur Medienkompetenz. Wenn Eltern und Lehrer keine Ahnung haben, was sich im Internet so alles anstellen lässt (oder selbst fröhlich Fotos ihres Nachwuchses im Netz veröffentlichen, weil: das ist ja so süüüüß), dann fehlt es halt an Vorbildern. Ich glaube daher, dass Themen wie der Umgang mit persönlichen, sensiblen Daten und Datenschutz noch stärker in der Schule, aber zum Beispiel auch in den Massenmedien und neuen Medien selbst eingebunden werden müssten.
    Viel mehr Gedanken macht mir allerdings die unfreiwillige Weitergabe von Daten, die Squirrel beschrieben hat. Das ist nämlich das, was man selbst nur noch sehr schwer beeinflussen kann. Wenn ich dann noch sehe, wie abhängig ich allein für meine Arbeit von einigen großen "Datenkraken" bin, einfach weil niemand sonst im beruflichen Umfeld Alternativen nutzt, ich aber mit den Leuten über diese Kanäle kommunizieren muss, wenn ich Geld verdienen will - dann finde ich das schon ziemlich unangenehm.
    […]
    Mal ein Erklärungsversuch eines ehemaligen BB-Zuschauers und "tätowierten Prolls": Als das Format damals das erste Mal an den Start ging, hatte "Leute beim Wohnen zugucken" noch einen gewissen Reiz, war halt ungewohnt, noch nicht da gewesen. Für mich hat sich das schnell abgenutzt - der Reiz solcher Formate an sich ist aber nicht neu, "Freakshows" haben schon zu allen Zeiten funktioniert und ihr Publikum gefunden. Ob BB, Bauer sucht Frau, Frauentausch oder wie sie alle heißen: Man kann sich vor dem TV halt so ein bisschen überlegen fühlen und sich darin sonnen, dass man selbst sich ja niiiieeemals für so etwas hergeben würde. Je schräger, "dümmer" und prolliger die Kandidaten dabei rüberkommen, umso besser funktioniert das. Mit wieder anderen Kandidaten kann man sich identifizieren und mit ihnen mitfiebern - leichter als mit Charakteren aus komplett fiktionalen Serien vielleicht, da die Kandidaten aus einem ähnlichen Umfeld kommen, ähnliche Erfahrungen haben, etc. Dazu kommt, das es ideales Nebenbei-Fernsehen ist. Man kann es laufen lassen, ohne sich groß damit zu beschäftigen, und nebenbei wichtigere Dinge tun.
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  • Rezension zu 1984

    Ich lese gerade mal so in dem Buch herum (naja, "herum" ist gut, ich bin schon auf der Hälfte angelangt), weil ich wissen wollte, ob Orwell genauso verweichlicht mit dem Bestreben der Transparentierung des menschlichen individuellen Daseins ins Gericht ging wie der von Denis Scheck so hochgelobte Dave Eggers mit seinem Buch The Circle.
    Orwell geht viel strenger und härter mit dem Streben der Partei nach Kontrolle des Individuums ins Gericht, keine Frage. Das Buch The Circle fasst die Fratzenbuch-Korporation dagegen im Vergleich mit Samthandschuhen an. Was ich erstaunlich finde, ist, dass Orwell "1984" aus dem Rückblick auf das Dritte Reich und aus dem Blick auf den Ostblock heraus geschrieben hat, und dass einige Aspekte der Aufgabe des Privatlebens, die Orwell in seinem Buch als on oben aufgezwungen schildert, heute ohne Probleme von den Menschen selbst an alle weitergegeben werden. Niemand wird gezwungen, weiterzugeben, was er gerade tut, heutzutage sorgt sich ja geradezu jeder danach, dass das, was er gerade tut, auch von genügend Leuten wahrgenommen wird - und diese Wahrnehmung wird ja auch noch messbar gemacht durch die Anzahl der "Likes" unter den Mitteilungen.
    Das ist irgendwo der Punkt, den ich nicht fasse: in der Zeit der 1950er bis in die 1980er Jahre, als Orwells "1984" hohes Aufsehen erregte, hatten die Menschen also tatsächlich noch den Eindruck, man müsse dazu gezwungen werden, sein Privatleben offenzulegen! Und was machen wir in den paar Jährchen, die das neue Jahrtausend gerade mal alt ist? Wir strömen zu Hunderttausenden in irgendwelche Castings, in denen wir "vorsingen"! Als wir im Alter von acht Jahren von der Omi aufgefordert wurden, doch mal was zum Besten zu geben vor der Verwandtschaft, weil wir "so schön singen könnten", sind wir vor Peinlichkeit in Grund und Boden gesunken, weil in diesem Kindesalter unsere Schamhaftigkeit und unser Bedürfnis nach Privatsphäre noch intakt war! Und heute rennen solche Leute in gigantischen Horden zu einem Karaoke-Vorsingen, um ihre Peinlichkeiten öffentlich zu machen?! Und zwar freiwillig?! Oder man postet im Fratzenbuch, welche Bereiche man soeben in der Dusche rasiert hat?! Und das alles freiwillig?! Weil es einem ein Bedürfnis geworden ist, alles von sich bloßzustellen?! Weil man nicht mehr weiß, warum im Englischen einige Körperteile als "private parts" bezeichnet werden?! Weil die Leute nicht mehr spüren, dass sie am Leben sind, wenn sie nicht von einer Mindestanzahl X von anderen Fratzenbuchnutzern sichtbar wahrgenommen und kommentiert werden?!
    Ich wette, Orwell hätte sich nie im Leben träumen lassen, dass die Überwachung des Individuums so einfach zu bewerkstelligen ist ... oder dass es gar nicht nötig ist, Produkte künstlich zu verknappen, um Leute ungebildet zu halten. Vor ein paar Jahrhunderten mussten die Spanier und Portugiesen den Indios in Mittel- und Südamerika genauso wie und die Immigranten in Nordamerika den farbigen Sklaven die Schulbildung verbieten, damit sie nicht zu gebildet würden und kritisch zu denken begännen, damit sie deren Herrschaft nicht in Frage stellten - heute überflutet man die Bevölkerung mit einer unüberschaubaren Masse an Produkten und gibt ihnen maximale freiwillige Transparenz auf das Dasein der anderen, damit sie sich selbst untereinander vergleichen und somit kontrollieren können. Wer hätte gedacht, dass es so einfach sein kann, Menschen auf freiwilliger Basis in einem so niedrigen Stadium der Denkfähigkeit zu halten, dass wahrscheinlich sogar Primaten kritikfähiger erscheinen ...
    Kleine Kritik habe ich aber doch: "das Buch" für die Bruderschaft sieht drei Supermächte vor, und Orwell setzt im Buch immer voraus, dass Ozeanien entweder im Bündnis mit Eurasien oder mit Ostasien den jeweils anderen bekriegt, dabei müsste es ebenso wahrscheinlich sein, dass sich die beiden mal gegen Ozeanien verbünden. Überhaupt erscheint "das Buch" selbst sehr doktrinär, soweit ich die Auszüge bisher kenne, die Winston in "1984" durchliest. Auch erscheinen Winston und Julia völlig unkritisch, wenn sie sich auf O'Briens Forderungen zu idiotisch erscheinenden Gewalttaten einlassen, die evtl. von ihnen bedingungs- und erklärungslos eingefordert werden würden. Da würde es mich nicht wundern, wenn die Bruderschaft sich nur als ein manipulatives Gespinst der Partei und des Großen Bruders entpuppen würden, mit denen sie ihnen zeigt, dass sich niemand der Kontrolle entziehen könne, so gewieft er auch zu sein glaube ...
    Aber um zu wissen, wie dieses Buch endet, muss ich es zu Ende lesen - ich bin gespannt ...
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  • Rezension zu 1984

    Worum es geht
    Winston Smith lebt in einem totalitären Regime, das das Leben der Menschen bis in ihre intimste Privatsphäre kontrolliert. Es gibt kaum Freizeit, Liebesaffären werden unterbunden, Kinder so erzogen, dass sie ihre Eltern bespitzeln und verraten. Die Welt ist auf drei Staaten reduziert, die ständig im Krieg miteinander liegen, doch niemand weiß so ganz genau, wer gerade gegen wen kämpft und vor allem nicht warum. Im Ministerium für Wahrheit, in dem Winston arbeitet, wird die Geschichte laufend umgeschrieben und den gerade aktuellen Interessen der Partei angepasst. Sogar eine neue Sprache wird entwickelt, Neusprech, die Gedankendelikte von vorne herein unmöglich machen soll.Als Winston mit seiner Kollegin Julia eine heimliche Liebesbeziehung beginnt, ist er zum ersten Mal wirklich glücklich. Er träumt von einem Leben in Freiheit und beginnt an die Existenz einer Geheimorganisation zu glauben, die am Sturz des Systems arbeitet.
    Wie es mir gefallen hatDunkel und bedrückend wie Winstons Leben ist auch die Grundstimmung des Romans. Aber wo es keine Literatur, keine Musik, keine Kunst, keine Wissenschaft mehr geben darf, wo jeder eigene Gedanke unterbunden und jede Kreativität im Keim erstickt wird, muss der Mensch ebenfalls verkümmern. Bisher hat Winston erfolgreich dagegen angekämpft, weil er im geheimen daran glaubt, dass es in seinem Umfeld Gleichgesinnte gibt, die sich dem Diktat der Partei ebenfalls nicht beugen wollen. Der Leser leidet mit Winston, spürt die beängstigende Atmosphäre einer ständigen Überwachung, freut sich über sein Liebesglück mit Julia, das ihm bis in die Tiefen seiner einsamen Seele wohltut, hofft mit ihm auf eine bessere Zukunft und spürt doch, dass das Unheil bereits naht.Grausig fand ich die Beschreibung der Folterszenen, das Zerbrechen eines Menschen, der letzten Endes alles gestehen und alles glauben würde, um den unerträglichen Schmerzen zu entgehen. Und ich kann mir sogar vorstellen, dass der Gequälte am Ende dieser Prozedur tatsächlich für wahr hält, wogegen er sich bisher innerlich erfolgreich gewehrt hat. In fast prophetischer Voraussicht hat George Orwell ein System an den Pranger gestellt, dass jahrzehntelang furchtbare Realität war und wohl in vielen Teilen der Welt noch immer ist. Deshalb kann ich diesmal auch nicht darüber schreiben, wie gut mir das Buch gefallen hat, wie beeindruckend ich es fand, sondern sehe in seiner düsteren Schönheit eher ein Mahnmal für die Unterdrückung des menschlichen Geistes.
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Ausgaben von 1984

Taschenbuch

Seitenzahl: 336

Hardcover

Seitenzahl: 224

E-Book

Seitenzahl: 366

Hörbuch

Laufzeit: 00:01:59h

1984 in anderen Sprachen

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